27. Neue Mode bei Halsketten?

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Als sich der Lärm endlich gelegt hatte, wagte es Professor Halsur den Kopf aus der Tür des Raumschiffs zu stecken – das Raumschiff, das glücklicherweise vor der Höhle geparkt gewesen war. Er blickte zum Eingang hinüber.

Von der Höhle schien nicht mehr viel übrig zu sein. Riesige Gesteinsbrocken waren von der Decke gefallen und bildeten Haufen im Inneren. Licht fiel durch einige Löcher in der Decke, und Staub wehte über das darunter liegende Trümmerfeld. Der Schneckenforscher kletterte die Laderampe hinunter und griff nach einem der kleineren Steine. Im Licht der Raumschiffsaußenbeleuchtung sah er, dass das Gestein überall von kleinen Löchern übersät war. Zögerlich steckte eine Gliszuboüwü Bneoriuwdi Tethla Halsuris ihren Kopf aus einem der Larvengänge.

„Porös! Verfluchte Viecher! Ich will keines von ihnen je wieder sehen...“ abrupt hielt Halsur inne, als ihm klar wurde, was er da sagte. „Nun, vielleicht verringere ich meine Studien von zehn auf nur vier Stunden täglich.“

Vorsichtig legte er den Stein wieder zurück, dann formte er mit den Händen einen Trichter um den Mund und rief: „Hallo, ist da wer?“

„Sind Sie das, Professor Schneck?“

„Mein Name ist Halsur.“

„So haben die Anderen Sie aber genannt!“

„Wer immer Sie da am anderen Ende der Höhle auch sein mögen, halten Sie das für einen passenden Zeitpunkt um über Namen zu diskutieren?“

„Durchaus nicht. Ich habe eine Taschenlampe. Ich schalte sie jetzt ein, und beginne damit das Trümmerfeld zu ispizieren. Wenn Sie helfen wollen, machen Sie es genauso.“

„Bin sofort wieder da.“

Wenig später trafen sich Nhol, Cido, Eeea und Halsur in der Mitte des Trümmerfelds, wo zuvor die Schlafsäcke der Wissenschaftler gelegen hatten.

„Wieso waren Sie nicht in Ihrem Schlafsack?“ wollte Nhol von Halsur wissen.

„Dasselbe könnte ich Sie fragen.“

„Cido, Eeea und ich haben mein Raumschiff repariert.“

Halsur reckte das Kinn. „Und ich Schnecken untersucht.“

„Ich war mal in einem Restaurant, da wollte man mir Schnecken anbieten weil sie angeblich gesund seien. Damals hab ich die Platte mit den Schleimern dem Ober um die Ohren gehauen.“ Kopfschüttelnd betrachtete Nhol das Trümmerfeld, aus dem hier und da ein Arm oder ein Bein ragte. „Aber jetzt glaub ich’s – Schnecken sind gesund. Schauen Sie sich das nur an! Sind da überhaupt noch welche am Leben?“

„Ich glaube sie sind alle nur bewusstlos. Das Gestein war hochgradig porös.“

„Ich finde nicht gerade, dass es pompös aussieht.“

Porös, nicht pompös. Das heißt es ist leicht, weil es von Löchern und Gängen durchzogen ist.“

Vorsichtshalber verschwieg Halsur von wem diese Löcher und Gänge stammten.

„Wir sollten die Männer vom Eingang holen und die Steine wegräumen, sonst...“

Der Schneckenforscher verstummte. Von dem steinernen Bogen, der vormals der Höhleneingang gewesen war, näherten sich Stimmen.

„Lassen Sie mich los! Sie haben kein Recht mich festzuhalten! Ich verlange...“

„Du verlangst gar nichts, Söhnchen, sonst bekommst du einen Warnschlag auf den Kopf, so wie dein Trottel von Kollege, der versucht hat abzuhauen. Ein Schuss hätte ihm zwar besser getan, aber wir sollen ja, warte mal ich habe es mir hier irgendwo notiert.... ach ja, fried-fer-tig sein.“

Halsur wandte sich in die Richtung der Stimmen. „Zackopfab, sind Sie das?“

Der Kopfgeldjäger, verdreckt und grinsend, tauchte aus den Staubwolken auf. Er hielt einen jungen Mann am Arm gepackt. „Mein Freund der Schneckenspinner! Was ist denn hier los?“

„Die Höhle ist eingestürzt. Hat dieser junge Mann versucht hier einzudringen?“

„Nein, er wollte nicht rein sondern weg. Ist mir praktisch in den Schoß gefallen, als die Höhle eingestürzt ist und wollte sich sofort davonmachen. Aber das kam mir komisch vor, und da ich diesen komischen Lärm gehört hatte, hab’ ich ihn gefilzt. Und prompt finde ich ’ne Kamera.“

„Sagen Sie ein paar von Ihren Leuten, sie sollen die Steine wegräumen und sich um die Verschütteten kümmern, Zackopfab. Wir vier nehmen uns solange den jungen Mann vor.“

Nervös wanderte Yeppis Blick zwischen den fünf Gesichtern hin und her.

„Wie heißen sie?“, forderte Halsur.

„Yeppi Pastrovas, Herr Professor... Aber Sie dürfen mich Yeppie nennen", fügte er nach kurzer Pause hoffnungsvoll hinzu.

„Also, Yeppi, was hatten Sie in der Höhle zu suchen und wie sind Sie hineingekommen?“

Yeppi verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. „Sag ich nicht.“

„Zackopfab...“

„Ja Boss?“ fragte der Kopfgeldjäger mit einer Stimme, in der unverhohlene Vorfreude mitschwang.

„Nehmen Sie unseren jungen Freund hier doch einmal und...“

„IchsolltephotosfürdenNeptunkuriermachen!“, kam es aus Yeppi herausgesprudelt.

„Aha. Und weiter?“

„Wir sind auf das Dach der Höhle gestiegen. Mein Chefreporter hat gesagt, wir könnten uns mit einem schallgedämpften Elektrobohrer von oben Zutritt verschaffen.“

„Also habt ihr das Dach der Höhle zum Einsturz gebracht.“

Der junge Mann duckte sich. „Es scheint so, ja. Tut mir außerordentlich Leid.“

„Es wird dir bald noch viel mehr leid tun. Wartet kurz auf mich.“

Halsur verschwand ins Innere des Raumschiffs der Wissenschaftler, dessen Dach sich unter dem Gewicht mehrerer Felsbrocken gefährlich gebogen hatte.

Kurz darauf war er wieder zurück, mit einigen Notizzetteln in der Hand.

„Dies sind einige Brechungen, die Professor Nurazim vorgestern angefertigt hat. Sie sagen voraus, dass das Universum in spätestens anderthalb Wochen zusammenbricht. Normalerweise hätten wir die Maschine ohne Probleme noch rechtzeitig kalibrieren können. Doch jetzt liegen alle Wissenschaftler, die dazu in der Lage wären, im Koma, wenn einige von ihnen nicht sogar tot sind.“

Entsetztes Schweigen senkte sich über die kleine Gruppe.

„A- aber Sie sind doch Wissenschaftler“, brachte Cido stotternd heraus. „Sie können die Maschine sicher in Betrieb nehmen.“

„Sicher- genausogut wie jeder andere Mensch auch. Aber das ist nicht dasselbe wie zu sagen, dass die Maschine dann auch vernünftig funktioniert. Sie könnte das Universum in Dreiecksform pressen oder dafür sorgen, dass wir uns alle von innen nach außen kehren. Möchtest du mit deinem Darm als Halskette herumlaufen?“

„D- durchaus nicht.“

„Und Nurazims Aufzeichnungen?“ warf Nhol ein. „Was ist mit denen? Können Sie nicht an Hand der Aufzeichnungen vorgehen?“

„Sicher, dann müssen sie vielleicht ihre Eingeweide nur als Gürtel benutzen. Nein, Scherz beiseite, ich kann es versuchen - aber was dabei herauskommt steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.“

„Dann lesen Sie die Notizen doch“, schlug der Kopfgeldjäger vor.

„Das war eine sogenannte Metapher, Zackopfab. Nein... vorerst sieht es düster aus für das Universum. Wenn uns nicht bald etwas einfällt sind wir bald alle plattgequetscht wie ein Schwarm Flundern.“

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HI!

Und, was meint ihr? Finden unsere Helden eine Lösung oder ist das Universum bald in Dreiecksform? ;)
LG
Robert

U3 - Unternehmen umgedrehtes UniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt