24. Warnschüsse in den Kopf

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Der Neptunkurier war eine der ersten Zeitungen vor Ort. Das ganze Universum ging den Bach hinunter? Bei dieser Story hieß es klotzen, nicht kleckern! Ein ganzes Dutzend Reporter und Fotografen landete in einem Schnelltransportraumschiff, und holte sofort die mitgebrachten Sand-Skimmer aus dem Laderaum. Die Geräte waren speziell dafür entwickelt worden dicht über der Oberfläche eines Wüstenplaneten zu gleiten, und boten mehreren Personen Platz. Für diese Mission hatte der Neptunkurier keine Kosten gescheut.

Kopfschüttelnd stieg der Chefreporter in das Gefährt. „Kaum zu glauben dass wir alle hier sind, nur wegen ein paar irrer Wissenschaftler, die glauben mit dem Universum stimmt was nicht. Wenn du mich fragst, stimmt was mit den Wissenschaftlern nicht.“

Er tippte sich an die Stirn.

„Wie weit ist es denn bis zu diesen Verrückten?“ fragte Yeppi Pastrovas, der einen Platz ganz hinten ergattert hatte, wo einem nicht so viel Sand in die Augen kam.

„Nur ein paar Kilometer“, erwiderte der Pilot. „Wenn kein Sandsturm dazwischenkommt sind wir in zehn Minuten da.“

Und tatsächlich, bereits nach kurzer Zeit tauchten einige Felsklippen aus den Dünen auf, an deren Seite sich dunkle Löcher abzeichneten. Die Höhlen.

„Da stehen aber ziemlich viel Leute untätig vor dem Eingang herum“, meinte der Chefreporter. „Scheinen es nicht gerade eilig zu haben mit ihrer Mission, das Universum zu retten.“

„Was soll’s.“ Yeppi zückte seine neue Spiegelreflexkamera. Surrend passte sich das Objektiv den Lichtverhältnissen unter der glühend heißen Wüstensonne an. „Wenn ein paar von ihnen nichts zu tun haben, geben sie uns vielleicht Interviews. Dann können wir so schnell wie möglich wieder von diesem Hochofen von Planeten verschwinden.“

„Daraus wird nichts, mein Junge.“ Der Chefreporter nahm ein Mikrofon mit eingebauter Festplatte aus seinem Koffer und schaltete es ein. „Wir müssen bis auf weiteres hier bleiben.“

„WAS?“

„Bis die Zentrale uns zurückbeordert. Die Leute von oben halten das hier scheinbar für wichtig genug, um dafür einige ihrer Reporter zu Schmorbraten zu machen.“

Frustriert hob Yeppi die Kamera an die Augen und begann, erste Fotos zu schießen. Etwas blitze.

„Seltsam... Ich hatte eigentlich gedacht ich hätte den Blitz ausgestellt. Bei dieser Helligkeit werden die Bilder dadurch doch nicht besser.“

Erneut hob er die Kamera an die Augen, und erneut blitzte es, diesmal ohne dass er den Auslöser betätigt hatte. Der Chefreporter packte ihn beim Kragen und drückte ihn nach unten, zwischen die Sitze.

„Das ist nicht der Blitz deiner Kamera, du Hirni!“ brüllte er. „Die schießen! KOPF RUNTER!“

(<>..<>)

Keuchend kam Nurazim bei den Männern draußen an, die eine Barrikade aus mit Sand gefüllten Säcken errichtet hatten. Über die Barrikade hinweg hatten sie das Dauerfeuer auf die sich nähernden Journalisten eröffnet.

„Stopp, meine Herren, Stopp!“

Mit einem ärgerlichen Ausdruck auf dem Gesicht drehte sich der Anführer der Männer um.

„Ja, was ist? Können Sie nicht sehen, dass wir arbeiten?“

„Ja, aber warum schießen Sie denn auf die Leute?“

„Warum? Sie haben uns doch gesagt wir sollten Warnschüsse abgeben.“

„Ja, aber Warnschüsse feuert man doch in die leere Luft!“

Der Mann runzelte die Stirn.

„Ich würde eher sagen, dorthin wo man seine Warnschüsse abgibt ist bald nur noch Luft. Außer natürlich der andere Kerl zieht schneller als man selbst. Aber wie Sie sehen können, ist mir das noch nie passiert.“

Stolz kopfte sich der Weltraum-Pistolero auf die Brust. Nurazim versuchte nicht die Geduld zu verlieren.

„Herr... wie ist Ihr Name?“

„Zackopfab.“

„Ähem... ein hübscher Name.“

„Einer meiner Auftraggeber hat mich so getauft, nach einem erfüllten Auftrag. Ich fand den Spitznamen sehr passend.“

Nurazim versuchte sich nicht vorzustellen wie dieser Auftrag wohl ausgesehen haben mochte. stattdessen konzentrierte er sich auf das, was von immanenter Bedeutung war.

„Also, Herr Zackopfab, Warnschüsse feuert man dorthin, wo keine Personen stehen.“

„Sie meinen ich muss so schießen, dass der Schuss zuerst irgendwo abprallt und erst dann die Leute trifft?“ Der Söldner runzelte die Stirn. „Ist schwieriger, aber meinetwegen...“

„Nein, nein, nein! Der Sinn von Warnschüssen ist, dass man niemanden trifft.“

Die Furchen in Zackopfabs Stirn vertieften sich.

„Sie meinen ich soll meine Schüsse einfach in die nächste Wand abgeben? Und das macht Sinn, ja?“

„Es soll die Leute daran hindern näher zu kommen.“

„Ich kann Ihnen versichern, wenn man so schießt, dass man sie trifft, werden die Leute viel nachhaltiger daran gehindert näherzukommen. Das ist keine Theorie von mir, ich habe es oft getestet, und es funktioniert.“

„Ja, aber die Leute sollen anschließend noch am Leben sein.“

„Ach so, wenn das alles ist...“ Der Söldner nickte. „Am Leben lassen. Das lässt sich machen.“

Nurazim seufzte erleichtert auf.

„Gut, ich denke, jetzt haben sie es begriffen.“

„Ja.“

„Gut.

„Wir schießen ihnen einfach beide Beine weg und lassen sie liegen.“

„Oh, ich gebe auf!“ Nurazim wandte sich zurück zur Höhle, fort von den Söldnern. „Halsur!“ rief er laut und deutlich.

Der Schneckenforscher streckte seinen Kopf aus der Luke von Nhol's Raumschiff.

„...23 578, 23 579, ja?“

„Können sie vielleicht diesen Herren erklären, wie sie die Journalisten fernhalten sollen? Möglichst ohne Massenmord?“

„Sofort, ich muss nur noch eine Zahl notieren.“

U3 - Unternehmen umgedrehtes UniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt