29 Der traurige Maurice

4.4K 148 3
                                    

Cecilias Pov

Man bin ich müde. Die ganze Nacht sind wir auf den Beinen und jetzt fliegen wir seit zwei Stunden über den Ozean. Gerade geht die Sonne richtig auf und es blendet. Ich will doch nur schlafen.

Als ob Maurice meine Jammerei im Kopf gehört hätte, kramt er in einer Tasche rum und hält mir ne Mütze entgegen.
"Leider kann ich dir nicht mehr bieten als eine olle Mütze fürs schlafen.", knurrt er mich an und ich denke nur "Was?".

"Danke, aber ich kann nicht so einschlafen. Leider ist mein Körper nicht für den Tagschlaf gebaut."
Er lässt leicht traurig die Mütze wieder in die Tasche gleiten. Ich frage mich, warum er von Stunde zu Stunde trauriger wird. Vielleicht sollte ich ihn mal fragen. Ich hab ja nichts besseres vor.

"Hey, warum so traurig, großer Mann?", necke ich ihn mit einem unterdrückten Gähnen. Alter, bin ich müde.

Maurice schaut mich irritierend an. Wahrscheinlich hat ihn diese Frage noch niemand gestellt. Er blickt nach unten und atmet schwer.
"Ich denke an eine bestimmte Person."

Mehr nicht. Nur eine Person macht ihn traurig. Aber warum macht ihn eine Person...?

Kann es sein...Kann er ein Mädchen mit der Person meinen?

"Ist es eine sie oder ein er?", frage ich drauf los. Mein Wissensdurst muss zufrieden gestellt werden.
"Es geht dich nichts an!"
Der Schrei lässt mich zusammenzucken. Man könnte es auch leiser verneinen.

"Ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid..."
Mister One entschuldigt sich bei mir. Träume ich etwa?

"Wenn ihr wollt, könnte ich versuchen hier zu landen.", sagt uns Jannik und meine neuste Neugier ist geweckt. Unter uns befindet sich wirklich Land. Aber auf welchen Kontinent landen wir?

"Weiß jemand, wo wir uns befinden?"
Schon wieder meine Neugier. Wie ein Kleinkind drängelt sie sich in meinem Hirn vor allen anderen Gedanken. Ist manchmal nervig, doch was soll man machen.

Der traurigste Passagier hier im Flieger meldet sich zu Wort.
"Wenn ich es richtig einschätze, könnten wir uns in Südamerika befindet. Wir sind zwei Stunden geflogen, oder auch drei, und das nächste Land ist Argentinien."

Eins muss man ihm lassen. Punkte zusammenknüpfen kann er.

Jannik wartet nicht auf unsere Antwort, sondern setzt sofort zum landen an. Nach nur ein paar Minuten sind wir auf dem Boden. Erstmal raus hier!

Ich mache als erstes die Türe auf und rieche frisch gemähtes Gras. Nachdem ich diesen Geruch, und ein paar Sonnenstrahlen, in der Nase habe, muss ich zweimal hintereinander nissen. Beide Jungs sagen zeitgleich "Gesundheit!".

Nach und nach steigen wir aus und schauen uns um. Wir müssen uns wohl am Rande einer Stadt befinden oder im nirgendwo, weil wir die einzigsten Menschen weit und breit sind. Das kann lustig werden!

"Wir müssen irgendwie nach Atlanta kommen.", ruft Maurice uns zu, da er sich an dem Eingang des Flugzeuges hingesetzt hat und wir beide ein wenig weiter weg stehen.

"Warum Atlanta?", fragt nun mein Partner zu ihm und hat wie ich nur Fragezeichen im Kopf.
"Weil dort jemand wohnt, bei dem ich noch was offen habe."
Seine Stimme wirkt angespannt, doch ich halte lieber meine Klappe.

"Das Flugzeug müssen wir irgendwie verstecken und dann per Auto oder so nach Atlanta."
Er denkt wieder einmal zu schnell für mich. Diesmal aber in einem Nicht-typischen Mauriceton.

"Warum tauschen wir das Flugzeug nicht aus. So finden die uns bestimmt nicht."
Fröhlich wie er jetzt ist, ist Jannik kaum wiederzuerkennen. Fast schon gruselig fröhlich für mich. Da fragt sich Frau, was er wohl genommen hat.

"Mit dem Flieger zu fliegen ist zwar besser, doch es gibt keine Toilette in solchen Gefährten. Und die pensionierten Lehrer könnten überall leben und führen bestimmt noch Kontakt zu den jetzigen Lehrern im Internat."
Ich muss schlucken. Wenn dies stimmt und ich werde entdeckt, mit den Jungs, dann tun mir vielleicht was an. Vielleicht bringen sie mich um. Vielleicht bringen sie uns alle drei um.

Bislang habe ich gedacht, wenn wir da raus sind, ist es schwer, uns zu finden. Doch jetzt fühl ich mich bestimmt nirgends mehr sicher.

"Woher willst du ein Auto nehmen? Wir sind mitten in der Pampa. Keine Ahnung wo der nächste Mensch wohnt und ob ich mich mit ihm unterhalten kann.", patzt Jannik rum. Und doch ist er fröhlich dabei. Wie kann er dies machen?

Maurice klettert langsam vom Flugzeug runter, wobei er offensichtlich Schmerzen hat. Die Bissspuren sind wohl nicht ohne. Er geht zu Jannik und flüstert ihm was ins Ohr. Sein Blick wandert immer zu mir hin.

Die reden also über mich. Ich will mitreden!!!

Die beiden kommen nach ihrem Gespräch auf mich zu. Ich ahne eine bescheuerte Idee.
"Okay, das was jetzt kommt, ist vielleicht unsere beste Lösung für ein Auto. Doch du musst mitspielen.", fängt Jannik mit der Rede an und übergibt Maurice das Wort.
"Du musst so tun, als wärst du kurz vor der Niederkunft. Das erweckt Aufmerksamkeit bei den Leuten und wir bekommen mit größter Wahrscheinlichkeit ein Auto zum flüchten. "

Ich glaub, ich spinne. Sie wollen mich als Lockmittel benutzen. Und meine Gefangenschaft von einer Schwangerschaft dafür ausborgen. Wie scheiße kann man nur denken.

"Nicht mal in euren Träumen. Es ist schon so eine Belastung für mich und ihr wollt mich wohl umbringen. Nie im Leben täusche ich eine Niederkunft vor. Die echte reicht mir."
Ich drehe mich um, da ich gerade auf 180 bin. Wie können die nur sowas vorschlagen?

Zwei vorsichtige Hände legen sich auf meinem Bauch ab und sofort überkommt mich ein wohliges Gefühl. Ich liebe ihn sehr, doch ich hab meine Bedenken. Würde er für mich alles tun, auch wenn das heißt, dass er sich wie ein anderer Mensch leben muss?

Denn sein jetziges Leben ist mehr oder weniger geplant gewesen. Lehrer und Ärzte haben ihn für ihre Zwecke missbraucht. Er wird sich ändern müssen für ein Leben in Amerika. Überhaupt für ein Leben außerhalb des Internats.

Plötzlich fehlt von Maurice jegliche Spur. Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.

"Wo ist Maurice?", frage ich, als ich mich umgedreht habe. Jannik schaut sich panisch um und zuckt mit den Schultern.

Wir müssen ihn finden. Und am besten so schnell wie möglich!

Teil 1 Lesenacht

Hey, wie geht es so? Gut? Mies?

Die Kapitel werden vielleicht etwas nach der Zeit kommen, da ich bei dem Umzug meiner Schwester helfe. Aber heute kommen 5 Kapitel, versprochen!

Frage: Wo könnte Maurice hin sein? (Auflösung in einer Stunde)

Laut Stundenplan schwanger?!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt