2.Kapitel. Avina allein

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Avina sah das Schloss an, das vor ihr aufragte und ein Schauer lief über ihren Rücken. Langsam wurde sie fast schon panisch. Die Möglichkeit doch noch zu fliehen wurde immer geringer und sie wollte absolut nicht bei Daron landen.
Avina schlug frustriert gegen den Käfig und eine der Wachen fuhr sie an:
"Das bringt dir auch nichts Mädchen." Nach einigen weiteren Minuten Fahrt fuhr der Wagen auch schon in den Schlosshof und hielt an.  Sie sah sich um und eine große Holztür öffnete sich. Daron stand vor ihr. Es schien wirklich als wäre dieser Mann von einer Aura der Furcht umgeben. Selbst seine Untergebenen schienen Angst zu haben.

"Schön, dass du endlich gekommen bist, Avina. Ich hatte mich schon gefragt, wann du hierher kommst, damit ich das Abkommen endlich gültig machen kann.", grinsend stieg Daron die Treppe hinab. Er gab seinen Wachen ein Zeichen und Avina wirde grob aus der Kutsche gezerrt. Wütend funkelte sie ihn an.
"Dazu hast du kein Recht, du widerwertige Kreatur!", schimpfte sie ihn ungehalten an.
"Oh und wie ich ein Recht dazu habe, Süße. Du bist auf meinem Grund und Boden aufgetaucht und hast dich damit meinen Gesetzen unterworfen und in meinem Land ist der Sklavenhandel erlaubt, sowie er auch glücklicherweise in Kalistrien erlaubt ist. Der König ist bereit, mir seine Armee zur Verfügung zu stellen, wenn er für seinen Sohn die widerspenstige Prinzessin von Larwenia zur Frau bekommt."
Erschrocken sah sie ihn an. Das konnte er nicht wagen. Das durfte er nicht. Oh, wenn sie doch bloß nicht zurückgegangen wäre. Innerlich schellte sie sich dafür.
"Aber keine Sorge, meine Liebe. Du wirst erst ein paar Tage bei uns bleiben, bevor du nach Kalistrien gebracht wirst. Vorher würde ich gerne noch wissen, warum du hier bist und wo deine Begleiter sind. Obwohl ich über die erste Frage bereits die Antwort verfüge."
Fies grinsend gab er seinen Wachen ein Zeichen und sie führten Avina die Treppe hinauf. Das Schlossportal stand offen und sie wurde weiter in den Thronsaal geschubst. Es war ein Saal der ziemlich elegant gehalten wurde, aber die Grausamkeit des derzeitigen Herrschers nicht ganz verbergen konnte.
Daron ließ sich auf den Thron fallen und sah dann Avina an.
"Nun denn ..."
"Du hast mich rufen lassen?", unterbrach ihn eine nur allzu bekannte Stimme. Genervt verdrehte er die Augen und sah zu Antonia, die ihn so dreist unterbrochen hatte. Sie fing an ihm auf die Nerven zu gehen und bemerkte es nicht einmal. Aprupt blieb Antonia stehen als sie Avina sah.
"Was tut die denn hier?"
"Sie ist der Preis, den wir zahlen müssen, um an das Bündnis mit Kalistrien zu gelangen."
"Ich erfahre erst heute, dass du sie als Preis geben willst. Wieso erfahre ich das erst jetzt?", fragte sie schrill.
"Weil ich genau wusste, dass dein kleines Gehirn nicht damit zurrecht kommt."
Empört schnappte Antonia nach Luft.
"Kleines ..."
Sie stolzierte eilig nach draußen.
Daron fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
"Sie raubt mir noch den letzten Nerv.", sagte er mehr zu sich als zu irgendjemand in diesem Saal.
"Bringt sie fort und gebt ihr etwas zu essen.", befahl er den Wachen.

Glücklich betrat Will den Hof des Schlosses und nahm Selina an der Hand.
"Endlich wieder zuhause.", murmelte sie lächelnd und langsam schlenderten sie über den Hof auf das Schlossportal zu. Sie hatten noch etwas Zeit bis Luke kommen würde und diese wollten sie nutzen, um Avina alles zu erklären. Außerdem wollten sie sich noch ausruhen, bevor Selina kein Auge mehr zutun konnte, nur, weil ihr Bruder im Haus war. Das war Wills Befürchtung. Seit sie wusste, dass Luke kommen würde, war sie bei der Erwähnung dieses Besuches immer angespannt. Sie stiegen die Treppe hinauf zum Thronsaal und stießen die Tür auf, in der Erwartung Avina dort vorzufinden. Nicht schlecht staunten sie als sie Kyle völlig verschwitzt darin vorfanden. Avina war nirgends zu sehen und Kyles Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er zu wissen, was passiert war. Avinas Geruch war fast verflogen, doch an ihm haftete er noch ein wenig.
"Wo ist meine Schwester?", fragte Will angespannt.
Kyle atmete tief durch, bevor er antwortete.
"Sie ist nach Xadrien gegangen, um Nathaniel zu finden.", begann er, wurde von Will aber unterbrochen.
"Verdammt! Sie sollte doch hier bleiben."
"Ich habe sie davon abgehalten noch tiefer in das Land einzudringen, da ich ihr zufällig begegnet bin. In Vars ist sie dann von Darons Männern erwischt worden als ich gerade die Überfahrt bezahlen wollte.", erklärte er.
"Wie bist du wieder hierher gekommen?", fragte Selina.
"Kassiopeia hat mich wohl oder übel tragen müssen. Ich bin vor wenigen Minuten erst hier eingetroffen und man sagte mir, dass keiner von euch hier sei. Als ich auf den Hof geritten bin, hat dein Hengst wohl die Nase voll von mir gehabt. Er hat mich einfach abgeworfen."
Will ließ sich davon jedoch nicht ablenken. Kyle setzte sich auf eines der Sofas das an der Wand stand und sah zum Fenster hinaus. Will setzte sich ebenfalls mit Selina neben ihn.
"Wo bringen sie Avina hin?", fragte er und rieb sich die Augen. Obwohl er es schon ahnte brauchte er trotzdem eine Bestätigung.
"Die Männer haben sie zu Daron gebracht aber das ist noch nicht alles." Verwirrt blickte Will auf und sah Kyle in die Augen. Schlimmer konnte es doch nicht kommen, oder?
"Daron nutzt sie um sein Bündnis mit Kalistrien gültig zu machen."
Doch, es konnte noch schlimmer werden.
"Will die Armee sammelt sich in Sumar-Gardo um das Land im Süden zu verteidigen. Wir müssen mit Luke sprechen.", sagte er und sein Blick ruhte auf Selina. Diese antwortete auch, da es für Will doch nun genug Stoff zum Nachdenken gab.
"Luke ist schon auf dem Weg hierher. Er wird in den nächsten Stunden hier eintreffen.", erklärte sie ruhig mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.

Sie rief einige der Diener zu sich und gab ihnen den Auftrag, die Gästezimmer vorzubereiten, da in wenigen Stunden ein wichtiger Gast ankäme. Selina ging , nachdem sie sich frisch gemacht hatte, in das Schlafgemach, das sie sich mit Will teilte und legte sich auf das Bett. In den letzten Tagen war einiges passiert, aber im Großen und Ganzen war die Mission zu den Drachen erfolgreich verlaufen. Die riesigen Schuppentiere wollten ihnen nun im Krieg beistehen, wenn sie im Gegenzug dazu, frei durch das Land streifen durften, ohne abgeschossen zu werden. Das war akzeptabel, wenn sie sich nicht am Vieh der Bauern vergreifen würden. Auch das musste besprochen werden und zum Schluss, konnte sich geeinigt werden. Wie Drago es geschafft hatte, dass sie nicht gefressen oder geröstet wurden, war ihr bis jetzt ein Rätsel. Die Drachen würden in einigen Tagen im Schloss eintreffen und alles weitere dann besprechen wollen.
Sie kuschelte sich tiefer in die Kissen und schloss die Augen, blieb allerdings noch wach und bemerkte wie Will leise herein kam.
"Du musst nicht schleichen. Ich bin wach.", murmelte sie.
"So wie es sich aber anhört nicht mehr lange.", sagte er neckend und legte sich zu ihr aufs Bett. Gedankenverloren kreisten seine Finger eine Weile auf ihrem Bauch herum, bevor sie erschlafften und er in einen traumlosen Schlaf fiel. Er konnte immer schlafen, egal unter welchen Umständen. Sie grübelte noch eine Weile vor sich hin, bis schließlich auch ihr die Augen vor Erschöpfung zufielen.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt