Prolog

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Ihr Körper zittert kaum merklich, während sie ihre schlanken Arme fest um ihren Körper geschlungen hat. Das junge Mädchen mit den langen blonden Haaren sitzt an die leicht gewellte Wand gelehnt. Die Beine dicht an den Körper gezogen und leicht in sich zusammen gesunken. An ihrem schlanken Körper und an ihren dunklen Klamotten hängt Dreck und dunkelrotes, inzwischen getrocknetes, Blut. Ihre Augen sind geschlossen.

Trotzdem kann sie den Standpunkt ihres Freundes, der ebenfalls mit ihr in diesem Gefängnis fest sitzt, problemlos erkennen. Auch wenn dieser unruhig durch den nicht besonders großen Raum tigert, ohne auch nur eine kleine Pause einzulegen. Das Mädchen muss sich noch nicht einmal anstrengen, um jeden seiner schweren Schritte oder seine leise vor sich hin flüsternde Stimme genaustens zu hören. Ein weiterer Vorteil des Biss.

Der Biss, der sie aus ihrem eigenen Gefängnis befreit hatte. Der Biss, der ihre Epilepsie geheilt und dafür ihre anderen Sinne gestärkt hat. Der Biss, durch den sie jetzt in diesem Schlamassel steckt. Sie muss hier raus!

Seufzend öffnet das Mädchen ihre braunen Augen und fixiert damit ihren unruhigen Freund. Im Gegensatz zu ihr ist er ein Schrank. Er ist groß, muskulös und hat um einiges mehr Körperfett - auch wenn das meiste davon Muskeln zu sein scheint. Seine schwarzen Haare trägt er noch immer kurz geschnitten, auch wenn sie schon seit Tagen hier drinne stecken. Gefühlte Wochen. Doch wann kommt endlich jemand zu ihrer Rettung? Wo ist ihr Alpha?

Wo ist Derek?

"Boyd?" spricht das Mädchen jetzt den Namen ihres Freundes aus, wobei sie vor ihrer eigenen Stimme zurückschreckt. Wie geschwächt und niedergeschlagen sie doch klingt. Doch trotzdem hält Boyd inne und dreht sich zu ihr um. Auch ihm steht die Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. "Denkst du, wir kommen hier noch raus?" fragt das Mädchen, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Schon seit Stunden sitzt sie niedergeschlagen an die Wand gelehnt während ihr Freund unruhig in Bewegung bleibt. "Derek wird kommen. Er wird uns retten!" entgegnet Boyd mit einem versprechenden Unterton, auch wenn seine Augen die Lüge wiederspiegeln.

Auch er glaubt nicht länger an eine Rettung.

Nicht, nachdem sie solange hier drinne stecken.  

Minutelang schweigen sich die beiden Teenager wieder gegenseitig an und das schlanke Mädchen richtet ihren Blick für Sekunden auf die geschlossene Tresortüre, zur ihrer Rechten. Sie ist noch immer verschlossen. Sie ist von innen undurchdringbar und auch von außen wahrscheinlich nur schwer zu öffnen. Würde Derek sie überhaupt finden?

"Boyd?" fragt das Mädchen und richtet ihren Blick wieder auf ihren großen Freund. Dieses Mal spricht sie mit einer festeren Stimme, auch wenn man ihre Traurigkeit noch immer heraushören kann.  Wieder antwortet Boyd nicht auf seinen fraglichen Namen. Trotzdem schenkt er ihr seine komplette Aufmerksamkeit und schaut sie mit seinen dunklen Augen an.

"Was denkst du wird während der Mondfinsternis passieren? Sie dauert mehrere Stunden, weißt du? Es ist nur der Schatten der Erde. Aber was wird dann mit uns passieren wird. Vielleicht macht es uns stärker?  Ich hoffe es macht uns stärker!" erklärt nun das Mädchen langsam, während ihre Stimme immer trauriger klingt. Denn in diesem Moment fasst sie einen selbstmordartigen Plan.

Sie kann nicht länger darauf warten, dass die Rettung zu ihr kommt. Sie muss sich selbst zur Rettung verhelfen. Für sich selbst. Für Boyd. Für ihre Familie. Für ihre kleine Schwester.


Stunden später wird die Tresortüre mit einem leisen Quietschen geöffnet. Herein kommt eine jüngere Frau mit braunen Haaren. Auffällig an ihr sind die nackten Füßen. Wie eigentlich immer hat sie ein überhebliches Grinsen auf ihrem Gesicht und provokant wirft sie dem Mädchen und ihren Freund das Essen vor die Nase. Wie seit Tagen gibt es nur ein kleines Stück Brot. Dem Mädchen wird schlecht.

Blame it on me (Teen Wolf FF)Where stories live. Discover now