Prolog

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Feuer.
Zerstörung.
Eine Katastrophe.
Nichts blieb erhalten. Das ganze Dorf ging im Flammenmeer unter. Auf den Straßen lagen blutig tote Frauen und Männer. Die Soldaten liefen durch die Gassen, um die versklavten Kinder, die ausgebrochen waren und nun durch die Stadt rasten, gewaltsam einzufangen. Und ich, Lyon, ein Sklave von 8 Jahren, rannte in der Hölle, auf der Suche nach meinem Bruder.

,,GRAY!!''

Der Schweiß lief mir in Strömen den Nacken hinunter. Meine schneeweißen Haare klebten an meiner Stirn. Die Lumpen, die ich als Kleidung trug, waren versengt und verfärbten sich langsam rot wegen den Schnitt- und Schürfwunden, die ich der Versklavung und Misshandlung meiner Familie zu verdanken hatte. Ich flehte und betete in Gedanken, dass Gray irgendwo versteckt auf mich wartete. Verzweifelt rannte ich eine Straße runter, in der Hoffnung, dass diese Menschen ihn nicht gefunden hatten.

,,GRAY! WO BIST DU?!'' 

Ich spürte wie Tränen in meinen Augen stiegen. Nein, bloß nicht weinen. Vater sagte immer ich solle der Außenwelt niemals meine Schwäche zeigen. Die Erinnerungen aber brachten noch mehr Trauer, noch mehr Verzweiflung mit sich.

Meine Eltern waren leider tot; meine Mutter verstarb zwei Jahre nach Grays Geburt und mein Vater ist, als ich sieben war, an dem qualvollen Tod der Folter gestorben, um uns davor zu beschützen. Vater war ein sehr stolzer Mann. Nichts konnte seine Würde brechen; deshalb mussten wir mitansehen, wie er zu Tode gefoltert wurde. An dem Tag war ich zusammen mit Gray gebrochen worden. Aber das würde ich ab jetzt nie wieder zulassen. Also zwängte ich meine Tränen weg und rannte in eine Gasse, wo aus den brennenden Häusern dichter Qualm und Rauch aufstieg.

,,Oh Gray..."

Ohne nachzudenken stolperte ich wahllos in irgendein Haus rein, welches noch nicht komplett vom Feuer befallen war. Ich schrie und rufte Grays Namen bis ich heiser wurde, in der Hoffnung er würde ihn irgendwie hören. Meine schwarzen Augen huschten panisch durch die Dunkelheit, auf der Suche nach schwarzem Haar.

Plötzlich horchte ich auf. Ein leises Wimmern war aus einem der Nebenräume zu hören.

,,GRAY! GRAAY!! BITTE, ANTWORTE MIR!!"

,,I-ich bin h-hier, L-lyon..." 

Eine Welle von Erleichterung durchfuhr meinen Körper, als ich die leise Stimme meines Bruders hörte. Sofort lief ich keuchend in die Richtung, woher die Stimme zu hören war.

,,Halte durch Gray, ich bin gleich bei dir..." 

,,Lyon...AAAAHHHH!!!!!"

Ein ohrenbetäubender Krach. Als ich den Schrei hörte, stürmte ich in das Zimmer und erstarrte. Die Hälfte des Zimmers war eingestürzt und die andere Hälfte sah nicht sehr stabil aus. Die eingestürzten Teile des Raumes lagen verstreut auf einem großen Haufen. Gray war nirgendwo zu sehen.

,,GRAY! Wo bist du?" 

,,Lyon, ich bin hier drunter...hilf mir...es tut so weh..."

Erst dann merkte ich, dass Gray unter dem Schutt vergraben war. Sofort versuchte ich keuchend mit Hilfe eines Stockes, der im Raum lag, die Steine und den Schutt aus dem Weg zu räumen. Bald konnte ich schon die Hände meines Bruders sehen. Als ich Gray noch ein wenig frei legte, war bald auch sein Kopf zu sehen.

The Legend of Vastia: Lost Mind (DEUTSCH)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora