Vier

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„Und? Was hast du gestern Abend noch gemacht?"

„Ach, ich war noch mit einer Freundin im Kino." Simon sieht von seinem Frühstück auf und ich weiß sofort, was er fragen will. „Du kennst sie nicht, sie heißt Julie. Wir haben The Conjuring geguckt, also den zweiten Teil."

Simon nickt und schlingt den Rest seines Rühreis hinunter. „Schön. Wollen wir beide heute mal was zusammen machen? Wir könnten schwimmen gehen, oder vielleicht..."

„Können wir was backen?", frage ich dazwischen. „Bitte, lass uns das mal zusammen machen. Sonst koche und backe ich immer alleine! Bitte." Ich schiebe die Unterlippe vor und mache den Hundeblick. Simon grinst mich an und nickt.

„Natürlich, wenn du möchtest. Was denn, Kekse, Kuchen oder was? Ich meine, für Weihnachtskekse ist es doch etwas spät, oder nicht? Wir haben fast Silvester." Er sieht nach draußen, wo es immer noch dunkel ist. Und es ist schon nach acht. „Naja, von der Temperatur her... wenn es schneien würde, könnten wir glatt unseren Christbaum zurückholen." Er steht auf und bringt seinen Teller in die Spüle. „Müssen wir noch einkaufen?", fragt er und umarmt mich von hinten. Ich lege den Kopf in den Nacken und spitze die Lippen. Er küsst mich.

„Vielleicht. Was wollen wir machen?" Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn an. Simon lächelt immer noch, das ist sein das-weißt-du-doch-genau-Blick. „Achso. Gut, wir machen Brownies. Aber ohne Hasch, klar?"

„Hey, das habe ich nur einmal gemacht. Und so geil war das auch nicht", verteidigt er sich, als ich ihn an unseren letzten Urlaub erinnere, den wir in den Niederlanden verbracht haben. Lachend gebe ich ihm einen leichten Schlag auf die Schulter.

„Weiß ich doch, tut mir leid. Dann gehen wir also gleich einkaufen." Simon zieht mich hoch und küsst mich noch einmal.

„Möchtest du dich schon fertig machen? Dann räume ich in der Zeit hier auf." Ich sehe schmachtend zu meinem geliebten Freund hinauf, er ist ein wahrer Gentleman. Früher hätte ich nie geglaubt, dass es solche Männer wirklich gibt, aber Simon hat mich vom Gegenteil überzeugt. „Brauchen wir denn sonst noch etwas?", fragt er. „Haben wir noch Kaffee?" Das ist noch so eine Masche von Simon: Er kann einfach nicht ohne Kaffee.

„Genug für die nächsten paar Jahre, wenn es nach mir gehen würde", sage ich und gehe ins Bad, um mich zu waschen.

„Du, Al, ich hatte vor, Silvester mit den anderen hier zu feiern. Möchtest du auch jemanden einladen, oder woanders hingehen?" Ich zucke mit den Schultern und klatsche mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, als mir etwas einfällt, was Julie mir gestern erzählt hat. Die Erinnerung ist etwas verschwommen, ich war todmüde, doch sie hat erzählt, dass sie Silvester ein paar Freunde einladen möchte. Und ich bin mir sicher, dass sie gesagt hat, ich könne auch vorbeikommen.

„Vielleicht gehe ich zu Julie, oder sie kommt vorbei", sage ich vage. „Vielleicht."

„Okay", antwortet Simon, während er den Tisch abräumt. „Du, diese Julie... bist du sicher, dass ich sie nicht kenne?"

Ich nicke, während ich meine Gesichtscreme auftrage. Seufzend stelle ich fest, dass drei Pickel auf meinem Gesicht zu sprießen beginnen. Und meine Haut ist im Winter so hell geworden, dass mein Abdeckstift viel zu dunkel ist. „Ich kenne sie auch noch nicht lange, sie ist erst vor kurzem hierher gezogen." Ich gehe an Simon vorbei ins Schlafzimmer, wo noch meine Sachen von gestern Abend auf dem Boden verstreut liegen, zusammen mit Simons Klamotten. Meine riechen nach Alkohol und Popcorn, seine nach Zigarettenrauch. Ich werfe alle in den Wäschekorb.

„Bist du soweit?", fragt mich Simon. Er hat die Küche fertig aufgeräumt und ist ohnehin schon fertig angezogen und alles.

„Ja, hör auf, mich zu hetzen", entgegne ich. Er sieht mich an und wir beide brechen in prustendes Lachen aus. „Aber ja, ich ziehe mich noch eben schnell an, dann können wir los." Ich küsse ihn auf die Lippen und wende mich dann dem Kleiderschrank zu, um mein Outfit zusammenzustellen.

JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt