Prolog

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H E L L I G K E I T.

Dieses Gefühl ließ sich vergleichen, mit der Situation eines jenen, wenn man beispielsweise soeben die Augen öffnete und vor dem schlafengehen vergaß, die Gardinen vor das Fenster zu ziehen. Nur mit dem unterschied, dass mein erwachen nicht im hellen, sondern dunkeln stattfand und Sie noch fähig war, dem braunhaarigen, bleichen Mann mit prägenden Augenringen, ins Gesicht zu sehen.

-Kurz; Mir.

Ich war noch fähig, ihren Geruch zu vernehmen. Das letzte mal einen Blick auf ihr Antlitz zu werfen. Die Haare der temperamentvollen Frau ein allerletztesmal zu färben. Zu beobachten, wie ihr erneut eine rote Sträne ins Gesicht fiel, da sie, wie allzu oft, in eine Phase der Trägheit verfiel und keine ihrer Muskeln regen konnte um sich einen altbekannten Zopf zu binden, der genanntes schon längst hätte unterbinden können.

Aber ich tat es nicht.

Ich ließ jene Situation unbenutzt und bewegte mich mit dieser Distanz in eine dunkle, undurchschaubare Wolke, welche mir zu diesem Zeitpunkt an noch unerforscht blieb.

Lieber verbrachte Sie ihre Zeit damit, ihre Meinung zu bekunden, wenn danach gefragt wurde. Oder ihr danach war. Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Niemals.

Es war unsere größte Ursache für die Konflikte untereinander, welche sich nach einiger Zeit häuften, wie es der Springfielder Reifenberg tat.

Ein unpassender Vergleich, möchte man meinen.

Wer davon ausging, der missverstand die Metapher.

Denn anstatt nach einer Regelung der Probleme zu suchen, wurden sie oftmals erneut entflammt, bis festgestellt wurde, dass die Flamme kein ende fand, sondern den Kessel zum brodeln brachte und der daraus resultierende Gestank mitunter als sehr bedeutender einfluß der Launen beider galt. Welchen man hier sehrwohl als Beziehungsklima assoziieren sollte.

Der Tag, von denen ich probieren werde euch zu berichten, da die Erinnerung daran sich nur in Bruchteilen in meinem Gedächtnis auffand -vergleichbar mit einem 1000 teiligen, durchgängig weißen Puzzle- , war der erste, welcher mich in zutiefste trauer versetzte und zugleich jede Freude nahm, die mir durch ihre offenheit beschert wurde.

Das erste Bild, was mir vor dem geistigen Auge geführt wurde, war eine Straße.

Wir befanden uns in einem Auto. Unter 'wir', durfte man Sie und mich zählen. Durch den Lichtkegel der einzelnen Straßenlaternen traten die verschiedensten Verkehrsschilder hervor, welche das genannte Licht oftmals reflektierte und umso deutlicher einen den Ausdruck der ernsthaftigkeit einblößte.

Demnach erschloß der Leser hieraus, es war Nacht.

Sie fuhr. Mir wiederfuhr nur das Gefühl eines betrunkenen. Zumindest war mir danach. Übelkeit, Schwindel. Wieso mich dies an dem besagten Tag beglitt, erschloß sich mir nicht.

Andauernd, wenn ich probiere, mich daran zu entsinnen, schmerzt mir der Kopf, sodass es mir nur scheint, als würde ich andauernd den Restart-Button betätigen und mehrere Schritte zurück weichen, was das wiedererlangen der Erinnerungen betraf.

Amnesie und eine Lebenslange prägende Situationen waren die folgen.

Ausgelöst von einem ohrenbetäubenden krachen, das sogleich die Natur im angrenzenden Wald der Autobahn, in schrecken versetzte.

Es war ein Segen und zugleich ein Fluch, das ich nur leichte fleischwunden, blaue Flecken und verstauchungen davontrug, hingegen Sie gänzlich entschwand.

Das letzte Bild, welches mir meine Erinnerungen gewährte, zeigte mir ihren leblosen Körper, zusammengequetscht zwischen der Türangel des Automobils und dem demolierten Lenkrad.

Scherben. Blut.

Ich zerrte verzweifelt. Solange, bis mich das Gefühl in meinen Armen verlor, ebenso die dafür notwendige Kraft.

H E L L I G K E I T .

Freudvoll

Und leidvoll,

Gedankenvoll sein,

Langen

Und bangen

In schwebender Pein,

Himmelhoch jauchzend,

Zum Tode betrübt;

Glücklich allein

Ist die Seele, die liebt.

Lonely|ZomgerWhere stories live. Discover now