Der Mensch

77 13 2
                                    

Meine Jahre auf dieser Erde sind ungezählt. Mein Körper trägt Spuren von Jahrzehnten, gar Jahrhunderten.

Heere von Regentropfen versickern zwischen meinen durstigen Wurzeln und Miraden von winzigen Lebewesen finden in mir eine Unterkunft.

Meine grünen Finger strecken sich wie Flügel in die bezaubernde blaue Weite und spielen mit dem wetterwendischem Wind.

Mit meinen Armen wiege ich sanft kleine Vögel in ihren Nestern in den Schlaf.

Bienen summen um die Blüten herum die träge vom Winter aus den grünen Knospen herausschauen, immer weiter in ihrem fleißigem Tanz.

Vogeleltern fliegen aus um eifrig Futter für ihre kleinen Geliebten zu besorgen; fröhlich zwitschernd bahnen sie sich durch den Himmel als stolze kleine Herrscher in ihrem Element.

So schön. Und doch spüre ich Unruhe.

Wie eine listige Natter schleicht sich diese in mein Bewusstsein, nur allzu bereit sich als berechtigt zu erweisen.

Und nun kommen sie. Wie ein gewaltiger Sturm der über die Lande zieht und seinen Weg mit Vernichtung ebnet.

Vögel verscheuchend, Bienen einkerkernd, den Boden, die Luft vergiftend und meinesgleichen tötend.

Wie eine Plage breiten sie sich aus.

Ich stehe noch. Ich höre sie reden, wie wichtig Frieden und Harmonie doch sei. Sie sagen derartiges unbekümmert während Zerstörung von ihrem bloßem Sein trieft.

Sie nennen sich überlegen. Sie sitzen auf Leichen wie auf einem Thron.

So gesehen wäre es bereits eine Schande so elend zugerichtet geworden zu sein.

Doch dass den Tätern es nicht einmal wirklich bewusst ist, ist wahrlich ein Jammer.

So denke ich nun,
während mein Körper mit einem gewaltigem Aufprall fällt,
und einer Ampel Platz macht.

Nun ja. Umwelt. Ein eher brisantes Thema, ist mir aber einfach irgendwie in den Sinn gekommen. :P
Meinungen? Ab in die Kommentare.

Tür Um Tür - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt