Tod

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Für viele mag der Tod ein einfaches Ereignis sein; plötzlich, grausam und schmerzhaft.

Für mich ist es eine Person; ich sehe ihn.

Augen rot wie Feuer, rabenschwarzes Haar und ein gequält zusammengepresster Mund, verhüllt in einem immerschwarzen Umhang.

Jedes Mal erblickte ich sein Gesicht wenn jemand stirbt, während er die Seele von dem toten Körper trennte und hinfort begleitete.

Aber ich fürchtete mich nicht.

Eines Tages wurde meine Frau schwer krank. Schatten die nicht da sein sollten lungerten in den Ecken herum und krochen langsam auf sie zu.

Ihr Atem wurde schwach und flach; ihre Augen trüb und ihr Gesicht bleich.
Der Tod war so präsent wie nie zuvor.

Und er kam, leise durch die Tür.

Er schaute mich aus seinen tiefen lodernden Augen an, es scheint als verlange er nach mir, doch er wand sich ab nahm und begleitete meine Frau als weißlich schimmernde Gestalt aus dem Raum.

Trauer stach nach mir, doch ich wich aus. Fasziniert stand ich da und betrachtete den Schatten verschwinden.

Ich fürchtete mich nicht.

Auch im Krieg blieb ich verschont. Reihenweise Seelen fielen unter der grausigen Hand der Oberen.

Der Tod war gleichzeitig überall und nirgendwo. Seine endgültige, kühle Aura schien mich fast verschlingen zu wollen.

Ich fürchtete mich nicht.

Und so zog mein Leben an mir vorbei, so als würde ich mich in einem Film betrachten.

Kinder wuchsen auf und verließen mich.

Enkelkinder jauchzten mit Gänsehaut auf den dünnen Ärmchen als ich ihnen vom Tod erzählte.

Eltern verdrehten genervt ihre Augen, hielten alles für eine dumme Geschichte während der Schatten des Todes auf einer oder anderer Schulter saß.

Und so lag ich, mit nach meinen Erbe gierenden, heuchlerisch lächelnden Gesichtern um mich herum, bereit um zu sterben.

Doch niemand ist bereit und soll es auch nicht sein. Der Tod sandte Erinnerungen aus und der Wert der so leicht auslöschbaren Lebensfreude stieg in mir als bittere und viel zu späte Erkenntnis auf.

Ich kämpfte.
Als ich ihn erblickte kämpfte ich, blickte verzweifelt in die spöttisch funkelnden Augen des Todes.

Ich fürchtete mich.
Und starb.

Wooooo! Das war mal so eine spontane Idee die ich hatte. Und? UND? Wie wars!

Tür Um Tür - KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now