3. Kapitel (5)

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Zu spät! Sie hatten uns umzingelt.


»Zwei Sandwiches zum Lunch, Butch?«, begann Skinny in einem vorwurfsvollen Ton.

Sarah erwiderte: »Vergiss den Müsliriegel nicht!« Sie schob sich an Skinny vorbei und ich folgte ihr. Schon aber versperrten uns Allure, Blondie und Curly den Weg.

»Lass sie! Butch kann essen, was sie will.« Curlys Stimme klang freundlich – bis sie hinzufügte: »Sie findet ja doch keinen Jungen, der mit ihr ausgeht!«

»Halt die Klappe!«, begann ich hitzig. Ich spürte Sarahs Hand auf meinem Arm, doch ich schubste sie weg.

»Na, so was«, ätzte Skinny hinter mir. »Butch hat eine neue ... Freundin

Blondie kicherte.

Sarah seufzte tief und genervt. »Ja. Wir sind verlobt.«

Blondie kicherte wieder und stupste Curly an. Die betrachtete abwägend erst Sarah, dann mich.

»Nein«, sagte sie zu den anderen. »Die Neue ist keine Lesbe. Sie steht auf Josh Mercer.«

»Josh Mercer?«, quietschte Blondie.

»Josh Mercer?«, echote Skinny ungläubig und wandte sich an Allure. »Wusstest du das?«

Allure musterte mich stumm, bevor sie entgegnete: »Josh Mercer steht jedenfalls nicht auf sie.« Und damit war das Thema für sie eindeutig beendet.

Wir drängten uns aus der Cafeteria. Kaum erreichten wir den Flur, zog mich Sarah in den nächstbesten Waschraum. Er war zum Glück leer. »Hey, ist alles in Ordnung?«

Warum fragte sie mich das? Ich wusste es, sobald ich im Spiegel meinen knallroten Kopf sah. »Ja, bestens«, log ich. »Ist nur heiß hier.«

Sie nahm es mir ganz offensichtlich nicht ab, erwiderte aber nur: »Ich wusste nicht, dass du Josh kennst.«

»Ich kenne ihn nicht! Wir haben genau zweimal miteinander geredet.«

»Und?«

»Das zweite Mal wollte ich ihn auf ein Eis einladen«, gestand ich ihr. Bei der Erinnerung schoss mir erneut die Hitze in die Wangen. »Er wollte nicht. Ende der Geschichte.«

Sarah nickte mitfühlend. »Josh ist ... Glaub mir einfach: Wenn du einen Jungen suchst, der mit dir ausgeht, sieh dich woanders um.«

»Warum? Ist er heimlich ein Mistkerl?« Es fiel mir schwer zu glauben, dass mich die Kolibriaugen so in die Irre geführt hätten.

»Nein!« Ihr heftiges Kopfschütteln beruhigte mich mehr als die Antwort. »Josh ist ...« Sie unterbrach sich und seufzte. »Hör zu: Ich bin nicht so hässlich, oder? Und auch nicht dumm. Wenn ich mir das ganze Drama antun wollte, könnte ich vermutlich einen Jungen finden, der mit mir ausgeht. Aber ich trainiere Track und Cross Country, ich will auf die Polizeischule und ich werde meine Zeit nicht damit verplempern, jeden Tag meine Augenbrauen zu zupfen oder hinter dem Fahrradständer zu knutschen. Manche Leute haben eben andere Prioritäten.«

»Leute wie Josh?« Die Glocke schrillte, wir mussten schleunigst los und Sarahs einzige Antwort war ein Nicken.

KolibriküsseWhere stories live. Discover now