2. Kapitel (6)

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Ich fuhr herum.

»Hey.« Er grinste mich an. »Fliegt dein Kolibri wieder?«


»Kolibris fliegen nicht, sie schweben.« Kaum waren die Worte draußen, wollte ich sie zurücknehmen, weil das so patzig geklungen hatte. Beobachteten uns die Königin und ihr Hofstaat? Ich riss mich zusammen. »Aber ja. Tut er. Dank deiner Hilfe.«

»Kein Problem.« Er hielt mir die Hand hin. »Ich bin übrigens ...«

»Josh Mercer!«

Er zuckte zusammen, vermutlich weil ich das so laut gesagt hatte, dass man es auf dem gesamten Parkplatz hören konnte. Dann nickte er. »Freut mich ...«

»Kenzie Walsh.« Wir gaben uns die Hände. Sein Blick glitt zum Kolibri. Ganz sicher bemerkte Josh, auf wessen Platz ich parkte, doch er sagte nur: »Ich bin froh, dass du gestern nicht gestrandet bist.«

»Der Kolibri ist unverwüstlich. Wie ich.«

Das entlockte ihm ein Lächeln. »Darauf wette ich.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Das war also kein Witz von dir! Dass du umziehst.«

»Nein.«

»Wie gefällt dir Lacuna?«

»Willst du eine höfliche oder die ehrliche Antwort?«, gab ich zurück und entlockte ihm ein weiteres Lächeln. Ein verdammt süßes Lächeln! Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.

»Wir sehen uns.« Als er sich abwandte, rief ich, ohne nachzudenken: »Warte! Kann ich dich zum Dank für deine Hilfe auf ein Bier einladen?«

»Auf ein Bier?« Okay, ich hätte mich informieren sollen. Sicher durfte man auch in Indiana mit siebzehn keinen Alkohol trinken. Bloß war ich es nicht gewohnt, dass sich Jungs an die Gesetze hielten.

»Oder auf ein Eis. Egal, was. Verrate mir einfach, wo man hier so hingeht.«

Er zögerte. »Danke«, sagte er dann. Es war kein Ja, auch kein höfliches Eigentlich-sollte-ich-nicht, sondern ein klares Nein.

Er ging, und diesmal rief ich ihm nichts hinterher.

Was hast du erwartet?, spottete ich über mich selbst, als ich in den Kolibri stieg und den Motor startete. Du mit deinen Heilsarmee-Klamotten gegen das hübscheste Mädchen der Schule?

Trotzdem fühlte ich mich mies. Einen Tag zuvor hatte ich geglaubt, ich würde den Jungen mit den Kolibriaugen nie wiedersehen, aber zumindest hatte ich mir einreden können, wir wären füreinander bestimmt.

Heute wusste ich: Ich hatte keine Chance.

Ein Hupen riss mich aus meinen Gedanken. Erst da merkte ich, dass ich auf der Abbiegespur stand. Na toll, nun würde ich mich auf dem Rückweg auch noch verfahren!

***

Als ich durch die Einbahnstraßen rings um die High School irrte, sah ich vor mir Buckley mit ihren pink gesträhnten Haaren. Sie trug ihre braun-goldene Jacke über dem Arm, kein Wunder bei dieser Hitze, und nahm gerade einen Schluck aus einer Wasserflasche. Ich kurbelte das Fenster herunter.

»Hey!«

Sie fuhr herum – ballte die freie Hand zur Faust und hob drohend die Wasserflasche, bevor sie mich erkannte und mir zunickte.

KolibriküsseTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang