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Gwyneth lief durch die Hallen des Waldlandreiches, bis sie schließlich die Kerker fand. Einige der Zellen waren leer, doch in den meisten saßen die Zwerge. Ein Zwerg pro Zelle. Alle Zwerge starrten deprimiert vor sich hin. Gwyneth sah in jede Zelle, bis sie schließlich Thorin Eichenschild fand. Sie stellte sich vor die Zelle, sodass der Zwerg sie sah. ,,Ich muss schon sagen: Eure Worte im Thronsaal waren sehr gut gewählt", sagte sie leise. ,,Was wollt Ihr?", fragte Thorin mürrisch, ,,Spionieren?" ,,Nein, ich wollte nur denjenigen aufsuchen, der derselben Ansicht ist wie ich", erklärte Gwyneth, ,,Denn Ihr müsst wissen, dass ich den Elbenkönig ebenfalls nicht leiden kann. Das habe ich ihm auch klar gemacht, nachdem Ihr weggebracht wurdet und nun habe ich die Befürchtung, dass er mich bestraft, obwohl er gesagt hat, dass er mir nur Zeit gibt um über mein Verhalten nachzudenken." Thorin sah sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein kleiner Mann auf. Er war noch etwas kleiner wie die Zwerge, hatte braunes, lockiges Haar, breite, spitze Ohren, keinen Bart und große, behaarte Füße. Gwyneth hatte schon von solchen Wesen gehört. Sie wurden Halblinge oder Hobbits genannt. In den Händen hielt er einen Schlüsselbund, an dem offenbar die Schlüssel für die Gittertüren der Zellen hingen. Erschrocken sah der Halbling Gwyneth an. ,,Wenn ich das richtig sehe, sind das die Schlüssel für die Gittertüren", sagte Gwyneth, ,,Macht ruhig auf, kleiner Mann. Ich verrate nichts. ... Im übrigen kommt mir sogar eine Idee: Wäre es möglich, dass ich Teil dieser Fluchtaktion werde? Ich halte es hier sowieso nicht mehr lange aus, mit diesem eingebildeten König." Noch immer stand der kleine Mann erschrocken da. Also nahm Gwyneth ihm die Schlüssel aus der Hand und schloss die Gittertür von Thorins Zelle selbst auf. Thorin sah sie sichtlich erstaunt an und der Hobbit sah etwas unsicher zu Thorin. ,,Ich werde Euch so oder so folgen, auch wenn Ihr mir sagt, dass ich nicht mitkommen darf", sagte Gwyneth zu Thorin und schloss dann die restlichen Türen auf. Die Zwerge starrten sie erstaunt an, vor allem einige jüngere. ,,Habt ihr noch nie eine Menschenfrau gesehen?", zischte Gwyneth, worauf das Gestarre aufhörte.

Eine Weile später befanden sich die Zwerge, Bilbo und Gwyneth in leeren Fässern, die im Waldfluss von der Strömung mitgerissen wurden. Gwyneth war komplett durchnässt und hatte zusätzlich noch Angst um ihr Leben. Denn die Zwerge wurden von Orks verfolgt, die teilweise auch mit Pfeilen auf sie schossen. Einen der Zwerge hatten sie schon ins Bein getroffen, als dieser das Flusstor wieder öffnete. Die Elben, unter anderem auch Prinz Legolas und Tauriel, töteten zwar viele der Orks, doch irgendwann folgten sie den Orks nicht mehr. Offenbar durften sie die Grenzen des Waldlandreiches nicht überschreiten. Der Hobbit, der die Schlüssel gestohlen hatte, verlor den Halt an dem Fass, an welches der sich geklammert hatte. ,,Hilfe!", rief er noch, bevor er von einer großen Welle unterwasser gedrückt wurde. Kurz darauf tauchte er prustend wieder auf und versuchte, nicht wieder unterzugehen, was bei der wilden Strömung nicht gerade einfach war. Gwyneth schaffte es, sich an einem großen Ast festzuhalten, der weit über das Ufer hinaus ragte. ,,Halt dich fest", rief sie dem Hobbit zu, der sich das nicht zweimal sagen ließ. Er schaffte es sogar, zu Gwyneth ins Fass zu klettern. ,,Ich hoffe das ist in Ordnung...", sagte er dann etwas verlegen. ,,Natürlich", entgegnete Gwyneth und ließ den Ast wieder los.

Die Diebin von EsgarothWhere stories live. Discover now