1. A New Start

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London, 1962

" Bis dann, Dani. Wir sehen uns morgen in alter Frische ".

" Bis später, Celina! ".

Ich trat aus dem Cafe mit einem Lächeln, rauf auf die Straßen Londons. Wieder englische Luft einzuatmen nach so langer Zeit, das habe ich vermisst. Selbstbewusst ging ich die Straße hinunter, wurde von einigen Leuten nett angelächelt. Mein Leben hatte sich um einiges verbessert. Ich besuchte eine Schauspielschule, wohnte in einer eigenen Wohnung, verdiente mein eigenes Geld. Die Vergangenheit holte mich im Moment nur in meinen Träumen ein oder in meinen Gedanken. Ich erzähle euch kurz, was nach der Abreise der Beatles passiert ist.

Der erste Brief von Paul erschien wenige Wochen nach seiner Abreise aus Hamburg. Er hatte mir geschrieben, dass sie berühmter in Liverpool geworden sind und jeder etwas über Hamburg wissen wollte. Ihr neuer Look zeigte Interesse an den Mädchen, doch Paul schrieb mir, dass er nur mich will und jeden Tag an mich denkt und mich vermisst. Bei jedem Brief habe ich geweint, denn der Schmerz saß immer noch tief. Ich beantwortete jeden Brief ausführlich und malte auf jedes Blatt ein kleines Herz an der Seite.

Bald bekam ich auch Briefe von John und George. John schrieb eher wenig, malte mehr Comic Gestalten von mir und ihm. George beschrieb mir von den ganzen Bandproben und wenn jemand etwas ausgefressen hat, vorallem John. Nach der Schule hatte ich mich immer über die Briefe gefreut, doch es wurde mit der Zeit weniger. Bis ich auf die letzten Briefe keine Antworten mehr bekommen hatte. Schließlich habe ich aufgehört zu schreiben und versucht, mein Leben weiterzuleben und sie zu vergessen. Damals hatte ich schlimmes erahnt und gedacht, ihnen wäre etwas passiert. Doch mit der Zeit hat mir mein Gewissen gesagt, dass sie mich einfach nur vergessen haben. Was im Endeffekt meine schlimmste Befürchtung gewesen ist. Sie haben ihr Versprechen gebrochen. Am Meisten enttäuscht war ich von Paul. Ständig hat mein Gewissen mir eingeredet, er habe ein neues Mädchen gefunden. Später habe ich mit diesem Gedanken gelebt und das tu ich heute noch.

Nun lebte ich mein eigenes Leben und stand auf eigenen Füßen. Die Vergangenheit vergaß ich jedoch nicht und so manches mal überkam mich ein regelrechter Schauer von Traurigkeit an das, was die Jungs mir angetan haben und vorallen Paul. Mit dem Umzug nach England hatte ich meine Freunde zurücklassen müssen. Julia und Martin schrieben mir oft oder riefen an genauso wie meine Eltern. Sie waren die Einzige, mit denen ich noch wirklich Kontakt hatte. Doch wie man bereits mitgekriegt hat, bin ich nicht komplett alleine in dieser Stadt.

Celina ist meine Freundin und Arbeitskollegin. Wir haben unsere Schichten immer zusammen und unternahmen sehr viel in unserer Freizeit. Sie hatte den gleichen Musikgeschmack wie ich und kannte schon einige Dinge aus meiner Vergangenheit. Zumindest das ich eine Beziehung mit einem Jungen namens Paul hatte sowie mit einem Jungen namens John. Die Nachnamen musste ich nicht unbedingt erwähnen, da sie mich über jegliche Dinge der Beatles ausfragen würde.

Ich hatte gehört, dass sie zurück aus Deutschland sind. Wie immer waren sie Hamburg unterwegs gewesen auf der Reeperbahn, mit ihrem neuen Drummer Ringo. Einerseits war ich glücklich, dass Ringo und die Beatles zusammengefunden haben. Aber auf der anderen Seite wollte ich gar nicht genau wissen, ob sie zuhause bei meinen Eltern aufgetaucht sind und nach mir gefragt haben. Tja, hätten sie den Kontakt mit mir aufrecht erhalten, dann wüssten sie jetzt wo ich bin.


Erschöpft von dem heißen Wetter und der brennenden Sonne erreichte ich das mehrstöckige Haus, in dem ich wohnte. Da es keinen Aufzug gab, musste ich ein paar Treppenstufen laufen. Normalerweise wäre es für mich kein Problem, aber durch diese Wärme und der vorherigen, anstrengenden Arbeit erwies sich das Treppensteigen als etwas schwierig. Schnaufend kam ich endlich an meiner verdammten Haustür an und trat in den kalten Flur. Angelehnt an der Wand blieb ich dort eine Weile stehen, um meinen Körper etwas runterzufahren. Ich atmete ordentlich ein und aus, bevor ich meine Sachen auf das Sofa schmiss und mir einen Tee machte. Seitdem ich wieder in England bin, habe ich dieses typische Getränk für mich entdeckt und trinke mindestens 3 Tassen am Tag. Morgens, mittags und abends. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es halb sechs war. Ich hüpfte unter die Dusche und genoss das warme Wasser, was meine verspannten Muskeln wieder entspannte. Danach machte ich mir mehrere Scheiben Brot, um mich anschließend vor den Tellie zu setzten und einen Film mit Brigitte Bardot anzusehen. Diese Frau erinnerte mich an John. Ich wusste noch, wie damals in seinem Zimmer ein Poster von ihr hang. Er hatte, neben Elvis, immer von ihr geschwärmt. Sie hatte mich allerdings nur in ihrer Schauspielkunst beeindruckt. Aus diesem Grund bin ich auf die Schauspielerei aufmerksam geworden und habe mich in einer Schauspielschule angemeldet. Einige Monate bin ich bereits dort und habe vieles gelernt und schon einige Theater Auftritte gemacht. Dies hat auch mein Selbstbewusstsein gestärkt.

Irgendwann fielen mir die Augen zu und ich wusste, lange würde ich es nicht aushalten. Also machte ich den Tellie aus und verschwand in mein Schlafzimmer. Dort eingekuschelt in meiner Decke blickte ich ein letztes Mal auf den Elefanten. Diesen hatte ich trotz allem nicht weggeschmissen. Etwas wollte ich noch in Erinnerung an diese Beziehung haben. Mit einem Seufzen schlief ich ein und träumte von Paul, wie er um Verzeihung bittet und mich zurückholen will.

Words Of Love [Paul McCartney Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt