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Isn't it cool, that one day
you might have little people running around your house that are half you and half the person you love?

Ich folgte Melanie nach drinnen ins Haus, und meine Stimmung wurde gleich viel heimischer, als mein Blick über die gemütliche, mir noch immer vertraute Einrichtung schweifte.
Ich stellte meinen Rucksack neben der Garderobe ab und streifte mir die Jacke von den Schultern.
Es war Hochsommer hier in Deutschland, und sicher lagen die Temperaturen bei etwa 40 Grad - von der Wärme her spürte ich trotzdem kaum einen Unterschied zu den 60 bis 70 Grad unter der afghanischen Mittagssonne.
Wahrscheinlich lag es an der Luftfeuchtigkeit, sinnierte ich, und hängte die Jacke an den Haken, der auch früher immer für meine Jacken vorgesehen war. Melanie hatte ihn bewusst freigelassen, und im ersten Moment freute ich mich darüber. Sie hatte an mich gedacht, aber das hieß auch, dass sie auf irgendein Zeichen von mir gewartet hatte, und das hätte mir meine Freude beinahe wieder verdorben, wenn mein Blick nicht auf die winzig kleine, pinke Weste gefallen wäre, neben der nun meine Uniform hing.

„Die haben wir zusammen gekauft.", erinnerte mich Melanie und bei einem Blick über meine Schulter sah ich, dass sie sich gegen den Türrahmen gelehnt hatte und mich anblickte.
Ich nickte und lächelte schwach.
„Ja, ich weiß.", entgegnete ich und drehte mich vollständig zu ihr um. „Wie geht es Sofia?"

„Sie schläft gerade."
Melanie zeigte nach oben, die Treppe rauf.
„Aber bestimmt wacht sie jeden Moment auf. Sie bleibt nie lange ruhig liegen." Kurz zuckte ihr Mundwinkel nach oben, als wollte sie schmunzeln, nur um sich dann doch dagegen zu entscheiden. „Hat sie von ihrem Vater."

Der Kommentar brachte mich zum Grinsen, und das regte Melanie nun doch dazu an, zu lächeln, bevor sie zu Boden sah.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist", flüsterte sie und schaffte es, den Blick zu heben.

Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, aber der Schrei von oben unterbrach mich und sorgte dafür, dass ich zusammenzuckte.
Ob Melanie meine Reaktion bemerkt hatte?
Wenn ja, dann ignorierte sie sie gekonnt.

„Was hab' ich gesagt?"
Melanie seufzte, und versuchte es mit einem Lächeln, das wohl ihre Enttäuschung über die Unterbrechung überspielen sollte. Sie deutete die Stufen hinauf. „Ich komme sofort", erklärte sie dann, wobei sie schon die halbe Treppe hinauf geeilt war.
Sobald sie aus meinem Blickfeld verschwunden war, atmete ich auf.
Der Schrei hatte meine Alarmbereitschaft geweckt, die sich über die Zeit verschärft hatte und zu einem Teil von mir geworden war.
Ich war immer wachsam gewesen, wenn ich mit meiner Einheit, meinen Kameraden, auf Patrouille gefahren war.
Augen offen halten. Ohren spitzen. Sinne schärfen.
Es war für mich Alltag geworden.

Aber das hier ist nur ein Baby. Alles gut, fahr' dich runter. Es ist nur Sofia, deine Tochter. Nichts weiter.

„Papa ist da", hörte ich Melanies Stimme von oben. Sie klang so glücklich; wie sie mit Sofia redete, als gäbe es nichts Besseres auf der Welt und als wolle sie sie dafür begeistern.
Schritte, die die Treppe runter kamen.

„Ja, möchtest du ihn sehen?"

Ein undefinierbarer Laut, wie er nur aus dem Munde eines fünf Monate alten Babys kommen konnte.

„Guck mal da!" Melanie war auf der letzten Stufe stehen geblieben, Sofia auf dem Arm, und deutete mit einem Finger auf mich.

Sofia folgte ihm mit dem Blick und sah mich aus großen, blauen Augen an.
„Eh.", machte sie und blickte zurück zu ihrer Mutter.
„Das ist Papa.", erklärte diese und lächelte, während sie zu mir kam.

„Heeey meine Kleine!"

Lächelnd streckte ich die Arme nach Sofia aus, und ließ sie mir von Melanie geben. Noch ein wenig überfordert blickte Sofia erst mich unsicher an, dann Melanie, und letzten Endes wieder mich. „Huh?"

Ihre winzige Hand landete mitten in meinem Gesicht, und dann, ganz langsam, bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen. „Awh!"

Jetzt musste auch ich lachen, während Sofia anfing, irgendwelche undefinierbaren Laute aneinanderzureihen, die wohl mal Wörter hatten werden sollen. Als sie so in meinen Armen lag, mit riesigen Kulleraugen zu mir aufschauend und vor sich hin brabbelnd, ging mir das Herz auf. Verständnisvoll hob ich die Augenbrauen, während ich so tat, als würde ich alles vollkommen nachvollziehen können, das Sofia mir mitzuteilen versuchte. Sie hörte überhaupt nicht mehr auf damit, klatschte zwischendurch begeistert in die Hände und fing dann aus heiterem Himmel an, das wunderschönste Kinderlachen zu lachen, das ich je gehört hatte.

Mit leuchtenden Augen sah ich zu Melanie. „Sie ist wunderschön!", flüsterte ich, und dann, den Blick von meiner Frau zu meiner Tochter wendend: „Das hat sie von dir."

Aus den Augenwinkeln sah ich das Lächeln, dass sich auf Melanies Lippen bildete, und das dem von Sofia so verblüffend ähnlich war.

„Genau wie ihr Lachen", ergänzte ich und beobachtete Sofia, wie sie nach meinem Zeigefinger griff und ihn mit ihren kleinen Patschehänden umklammerte.

Auch Melanies Blick richtete sich auf unsere Tochter.
„Aber ihre Augen sind wie deine."

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》Bildquelle《

http://farm1.static.flickr.com/631/22161931293_4936b09bed_m.jpg

BrokenWhere stories live. Discover now