Kapitel 49

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Ich weiß wirklich nicht was ich in diesen Moment sagen soll. Soll ich ihn trösten? Ihn in Ruhe lassen?
Seine Augen sind Blut unterlaufen und immer wieder fährt er sich nervös und angespannt durch die Haare welche in jegliche Richtungen von seinem Kopf abstehen. Die Augenringe und die blasse Hautfarbe sind schon von weitem erkennbar ebenso wie die traurige, fassungslose Haltung.
„Hey", sage ich leise und lege vorsichtig meine Hand auf seine Schulter. Bei der Berührung zuckt er kurz zusammen aber kriegt sich schnell wieder ein.
„Hey", murmelt er leise zurück, zwingt sich ein Lächeln auf das Gesicht. Mir tut es weh ihn so verletzt zusehen, mit dem Wissen, dass ich ihm die Sorgen nicht nehmen kann.
„Wie geht es dir?", frage ich trotzdem und setze mich auf den Stuhl zu seiner rechten. Er stützt mit seinen Händen den Kopf ab und antwortet mir nicht.
„Ich hatte eine ziemlich schlaflose Nacht." Die Worte kommen fast unüberhörbar über seine Lippen und für einen Moment sehe ich die Panik in seinen Augen aufflackern. „Mir würde es um einiges besser gehen, wenn ich endlich Klarheit hätte."
Ich verschränke meine Finger mit seiner Hand und als er leicht mit seinen Daumen über meinen Handrücken streicht, weiß ich, dass es keine schlechte Idee war um neun Uhr morgens zu ihn zufahren. Er braucht diese Art von Beistand jetzt.
„Weißt du", beginne ich und umfasse seine Hand noch kräftiger, „so ein Test muss nicht immer stimmen. Vielleicht war das ja ein Produktionsfehler." Felix guckt mich kurz mit diesen das glaubst du doch nicht selber  Blick an und lässt seinen Kopf auf den Tisch fallen.

„Ich weiß gar nicht wie ich das meinen Eltern beibringen soll."
„Sag deinen Eltern erst Bescheid wenn du das genaue Ergebnis hast. Sonst lässt du nur unnötige Panik ausbrechen. Hey Felix", ich lege einen Zeigefinger unter sein Kinn und hebe seinen Kopf etwas an. Seine Augen treffen auf meine und all seine Emotionen sind wie offene Karten erkennbar, „ wir sind alle für dich da ok? Egal was passiert, wir bleiben bei dir und egal welchen Weg du in der Zukunft gehst, wir werden dich unterstützen und immer an deiner Seite bleiben. Leg dich hin und schlafe ein paar Stunden. Ich bleibe hier und warte auf Kati." Seine Augen schließen sich für einen kurzen Moment aber er geht meiner Bitte nach und steht geräuschvoll von dem Stuhl auf. Felix hält meine Hand weiterhin fest, so dass ich gezwungen bin ebenfalls mein Gewicht auf beide Beine zu verlagern.
„Kannst du einfach bei mir bleiben?", fragt er, beugt sich etwas nach unten und lehnt seine Stirn an meine. „Ja", hauche ich und er zieht mich in sein Schlafzimmer wo ich mich vorsichtig neben ihn lege. Ich spüre seinen Atem in meinen Nacken, seinen Arm um meine Hüfte und irgendwann höre ich die gleichmäßigen Atemzüge die mich selber so müde machen, dass ich in seinen Armen einschlafe.

„Aufwachen", sagt eine tiefe Stimme neben mir und rüttelt leicht an meiner Schulter. Verwirrt gucke ich in die blauen Augen von Taddl, welcher vor dem Bett hockt und mich schief angrinst. „Ich warte im Wohnzimmer auf dich."
Er steht aus der Hocke auf und verlässt den Raum mit einem leichten Grinsen. Der Arm von Felix liegt immer noch wie ein Schraubstock um meine Hüfte und ganz vorsichtig löse ich ihn von meinen Körper. Bevor ich Taddl folge, versichere ich mich kurz, dass er wirklich schläft und schließe lautlos die Tür hinter mir.

„Was ist los Taddl?" Meine Frage ist gestellt bevor ich Ardy und Luna auf dem Sofa sitzen sehe und am liebsten sofort umdrehen will. Für Volksversammlungen bin ich gerade wirklich nicht in Stimmung. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass mein äußeres alles andere als präsentabel aussieht und schnell versuche ich meinen Dutt zurichten.
„Also was macht ihr all hier?", frage ich schon wieder und gucke in die Runde. Die drei sehen sich ratlos an und gucken dann verlegen zu mir. „Wir waren nur neugierig... wie es Dner geht und ob die Gerüchte stimmen", besänftigt Taddl mich während ich mich neben ihn auf das Sofa fallen lasse.
„Na ja, wie soll es ihm schon gehen. Er ist müde. Und er braucht Zeit um das zu Realisieren."

„Also stimmt es?", keucht Luna überrascht auf aber ich hebe nur die Achseln.
„Frag mich nicht. Kati ist vorhin los gezogen um Klarheit in die Sache zubringen aber bisher ist sie nicht wieder gekommen." Verständnisvoll nicken die drei mir zu und bohren nicht weiter nach.
„Izzi kommt gleich auch noch vorbei", werfe ich in den Raum rein und genau in dem Moment klingelt es an der Haustür. Mit schleppenden Schritten schlürfe ich durch den Flur, öffne die Tür und warte schon auf die laute Stimme von Izzi aber stattdessen, begrüßen mich zwei ganz andere Personen.

„Simon,Anton", bring ich heraus während die beiden mich überschwänglich begrüßen und mir dabei fast die Luft abschnüren. „Okkk, es reicht aus."
Die beiden lassen mich los und grinsen mich mit breiten Gesichtern an. „Wer hat euch denn schon wieder die Drogen in das Frühstück gemixt?"
„Keiner", sagt Simon und kichert dabei leicht, „ich finde es nur unglaublich amüsant wie Kati versucht die Aufmerksamkeit von Felix wieder zu erlangen." Meine Augenbrauen schießen nach oben, ungläubig gucke ich Simon an. „Was meinst du mit Aufmerksamkeit bekommen?"
Wieder kichert Simon leicht aber statt ihm antwortet Anton. „Sie ist bestimmt nicht schwa.....".
„Halt", unterbreche ich ihn, „sprich.einfach.dieses.Wort.nicht.aus."
„...nger. Das sagt sie doch nur, weil du das bekommen hast was sie die ganze Zeit wollte."

Ich würde es nie vor den beiden zugeben aber der gleiche Gedanke ist am heutigen Tag schon sehr oft in meinem Gehirn herumgewandert. Ich hoffe wirklich für Kati, dass sie nicht zu solchen Mitteln greift um Felix an sich zubinden. Das Geräusch von blanken Füßen auf Parkett ertönt hinter mir und Felix schlingt beide Arme um mich. Er legt sein Kinn auf meine Schulter, realisiert erst nach wenigen Sekunden die beiden YouTuber neben mir. „Simon, Reyst", sagt er mit einer verschlafenen Stimme. Er geht auf die beiden zu und die drei begrüßen sich fröhlich. In solchen Situationen ist Simon wirklich die Person, die Felix am besten aufheitern kann. Irgendwann bewegen wir uns dann alle wieder rüber in das Wohnzimmer und die Überraschung über die Anwesenheit von Taddl, Ardy und Luna ist in seinen Gesicht deutlich sichtbar aber schnell setzt Felix wieder sein Pokerface auf und begrüßt die anderen herzlich. Er sieht immer noch nicht gesund aus jedoch schon deutlich besser als vor zwei Stunden.

Mein Handy blinkt auf, und zeigt mir eine neue Instagram Benachrichtigung an. Überrascht klicke ich auf das Bild welches Felix vor zwei Minuten gepostet hat. Das Bild ist noch nicht sehr alt und zeigt uns beide glücklich vor dem Kölner Dom während des Sonnenuntergangs. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass wir mit Simon und Izzi auf der Jagd nach irgendeiner veganen Soße waren und deswegen vier Stunden mit dem Longboard durch die Gegend gefahren sind. Als Izzi dann das Bild machen sollte, war erst das dreißigste einigermaßen scharf und normal aussehend.

„Warum hast du das hochgeladen?", flüstere ich in das Ohr von Felix und deute auf mein Handy. Mit einem leichten Grinsen lehnt er sich weiter zu mir rüber und flüstert mit dem gleichen Tonfall in mein Ohr: „Ich muss doch der ganzen Welt meine schöne Freundin präsentieren."
Ich lache kurz spöttisch auf und drücke ihn scherzhaft etwas von mir weg. Mich beschleicht der Verdacht, dass er von dem Gespräch an der Tür mehr mitbekommen hat als er eigentlich sollte.

Es sind Minuten die wir im Ungewissen schweben, Minuten in den jeder seinen eigenen Gedanken nachhängt, Minuten in denen die Hoffnung immer mehr steigt aber zu derselben Zeit immer mehr sinkt. Als die Haustür aufgeschlossen wird, springt Felix hektisch auf und sprintet in den Flur. Ich höre das leise Gemurmel von Kati und gleich darauf wie eine Tür zugeknallt wird. Das klingt nach einem längeren Gespräch zu zweit.

Die Anspannung ist im Raum deutlich spürbar und nach Minuten, die mir wie Jahrhunderte vorkommen, geht die Tür knarrend auf und Kati betritt das Wohnzimmer. Eine einzelne Träne läuft über ihr Gesicht und sofort ändert sich die Atmosphäre in dem Zimmer. „Felix will dich sprechen", sagt sie mit einer brüchigen Stimme, zeigt mit den Zeigefinger auf mich, vermeidet aber jeden Blick.
Ich habe später immer noch Zeit mich über ihre Unhöflichkeit aufzuregen, denke ich mir als ich zu Felix gehe und er mich fest in den Arm nimmt.



Für mich ist das ein kleines Übergangsskapitel, also keine Sorge im nächsten Kapitel wird das aufgelöst :) Und mir tut das mit den Leerzeichen beim letzten Kapitel echt leid, ich weiß selber nicht woran das lag da in der vorschau noch alles normal war

There is no one like you | Dner | Felix von der Laden |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt