Kapitel 26

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Kurze Zeit später sitze ich auch auf dem gemütlichen Bett von Vera und warte gespannt auf ihre großen "Neuigkeiten". Felix habe ich zuhause gelassen und  überredet mit Marie zu spielen. Vera reicht mir eine Tasse Tee und setzt sich neben mich. Ihre Augen sind rot und geschwollen und ich fange an mir wirklich Sorgen zumachen. "Was ist los Vera?" Sie seufzt einmal auf und es sieht fast so aus als ob sie wieder anfängt zu weinen. "In der USA sind wohl doch so einige Sachen passiert die dir Felix nicht erzählt hat." Ich runzele die Stirn und mein Gehirn fängt sofort an sich die schlimmsten Horror-Szenarien auszumalen. Kati und Felix. Felix und Kati. "Vera, erzähl es mir einfach und dramatisiere nicht so über." Wahrscheinlich klinge ich gerade wie die größte Zicke aber ich hasse es, wenn man die ganze Zeit versucht die Spannung zu halten. "Sie haben sich geküsst. sowohl Felix und Kati als auch Alex und Kati." Ich lasse meinen Tee langsam sinken und stelle ihn auf der Matratze ab. "Woher weißt du das?" Vera guckt mich ernst und traurig an und lässt sich auf den Rücken fallen. "Alex hat es mir erzählt. Sie haben an einem Abend getrunken und dann  haben sie irgendein Trinkspiel gespielt. Tja und dann haben sie sich halt alle geküsst." Ich weiß gerade wirklich nicht ob ich das für einen schlechten Witz halten soll oder ob Vera es ernst meint. "Oh. Was hast du dann zu ihm gesagt?" Sie lässt sich Zeit mit ihrer Antwort und nimmt erstmal einen Schluck von ihrem Tee. "Ähm, ich habe angefangen zu weinen und ihn gleichzeitig zu schlagen." Während sie das sagt, macht sie ein unschuldiges Gesicht und fängt leicht an zu grinsen. Auch mir entfährt ein Lachen denn das ist so typisch für Vera. "Schade, Alex hat heute zum ersten Mal meine Eltern kennen gelernt." "Das heißt jetzt ja nicht gleich, dass du ihn nie wieder sehen wirst. Schau mal Vera, sie waren alle betrunken und haben nicht nachgedacht. Das kann jedem mal passieren." Auf einmal ist ihr Rücken wieder gerade und sie sieht mehr als geschockt aus. "Spinnst du? Die beiden haben fremd geküsst. Das ist ein absolutes No-Go. Jetzt sag mir bitte nicht, dass du das Felix einfach so durchgehen lässt." Ich bekomme ein ungutes Gefühl und setze mich ebenfalls gerade hin. Vera unterstützt mein Gedanken-Chaos nicht wirklich positiv. "Was heißt hier denn bitte "durchgehen lassen"?Ja, er hat Kati geküsst und ja, er hat mir nichts davon erzählt. Aber macht nicht jeder mal Fehler? Außerdem ist es ja nicht so als ob er das beim vollen Bewusstsein getan hat." Vera schnaubt empört und steht von dem Bett auf. "Sag mir bitte Bescheid wenn du wieder meine beste Freundin bist und nicht irgendein Weib welchen sofort rennt wenn der Freund ruft." Wow, sie hat wirklich keine gute Laune. "Dann melde du dich bitte, wenn du dich nicht mehr wie ein pubertierendes Mädchen aufführst." Eine eisige Stimme macht sich im Raum breit und unwillkürlich ziehe ich meinen Cardigan enger um meine Schultern. "Du kannst jetzt gehen Hanna." Ohne ein Wort stürme ich an ihr vorbei und gehe die Treppen hinunter. "Ach Hanna, eine Sache noch." Sie lehnt sich über das Treppengeländer und ihre langen braunen Haare umrahmen ihr Gesicht. Komisch, früher habe ich sie immer um ihre Haare beneidet aber mittlerweile bin ich mit meiner dunkelblonden Farbe vollkommen zufrieden. "Ja?" Sie geht zwei oder drei Treppenstufen nach unten und stellt sich vor mir auf. "Denk mal so ganz allgemein darüber nach, wie Felix dich behandelt." Ich erwidere gar nichts und gehe zu meinem Auto. Natürlich ist bei uns in der Beziehung nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen aber ich persönlich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen.

Wieder zuhause angekommen setze ich mich zu Felix und Marie auf die Wohnzimmercouch. Sie spielen gerade Memory und so wie es aussieht ist Felix haushoch am Verlieren. Er guckt konzentriert auf die Karten und sieht ungläubig zu, wie Marie wieder ein neues Paar entdeckt."Das gibt es doch nicht." Er grummelt leise vor sich hin und fährt sich verzweifelt durch die Haare. "Was wollte Vera?" Die Frage ist ganz beiläufig gestellt, er gibt sich noch nicht mal die Mühe seinen Blick zu heben. "Erzähl ich dir wenn wir alleine sind." Der Kopf von Marie hebt sich in Sekundenschnelle und sie bombardiert mich mit bösen Blicken. "Wetten, das sind wieder ach so erwachsene Themen die ich nicht mithören darf weil ich ja viel, viel, viel zu jung bin." Entnervt lasse ich meinen Kopf auf die Schulter von Felix fallen. "Ganz genau kleine Marie." Es sieht fast so aus, als ob sie mir den Mittelfinger zeigen will aber in letzter Sekunde sinkt ihre Hand wieder nach unten. "Das einzige worüber ihr redet wenn ich nicht dabei bin sind Bettgeschichten. Als ob ich nicht wüsste was da passiert." Ein kleines Lachen fährt durch Felixs Körper und er schüttelt grinsend den Kopf. "Na was denn. Das stimmt doch." Marie verschränkt die Arme vor Felix und streckt ihm die Zunge aus. Gerade kommt wieder das Gefühl in mir hoch, dass ich doch ein Kleinkind als Schwester habe und nicht einen Teenie. Keine zwei Minuten später gewinnt Marie das Spiel und glückseliges Lächeln umspielt ihre Lippen. "Tja Felix,du bist halt ein Loser." Sie boxt ihm in die noch freie Schulter und geht dann aus dem Raum. Natürlich liegen die Karten noch überall auf dem Boden. "Super, jetzt habe ich wahrscheinlich noch einen blauen Fleck. Man merkt, dass ihr aus einer Familie kommt." Er grinst immer noch und umschlingt mich mit seinen Armen. "Also nochmal, was wollte Vera?" Sein Ton ist freundlich und er scheint wirklich keine schlechten Nachrichten zu erwarten. "Sie hat mir etwas von eurem Trip erzählt." Er zieht eine Augenbraue hoch und wartet gespannt, dass ich weiter erzähle. "Angeblich wart ihr betrunken und da... naja, da hast du Kati geküsst. Und Izzi." Felix macht große Augen und ein verdutztes Gesicht. "So zur Hälfte kenne ich die Erzählung auch. Aber ich wusste bisher noch nicht, dass ich Izzi geküsst habe." Ich kuschel mich näher an ihm und atme den vertrauten Duft ein. "Nein, Kati hat Izzi geküsst." Ich versuche meine Stimme schön sachlich klingen zu lassen und keinerlei Emotionen hereinzubringen. Mein Kopf ruht mittlerweile auf seiner Brust weshalb ich nicht mehr sein Gesicht sehen kann. "Hanna, ich weiß rein gar nichts mehr von dieser einen Nacht. Wir haben viel getrunken und ab circa acht Uhr ist meine Erinnerung komplett weg." Er atmet ruhig ein und aus und regt sich kein Stück. "Ich mach dir keinen Vorwurf Felix. Wir alle machen mal Dinge die wir nicht tun sollten." Die Frage ist nur, ob ich mir gerade selber einrede, dass mir das nichts ausmacht oder ob ich versuche besonders erwachsen zu wirken. " Es tut mir wirklich leid. Außerdem, der Kuss mit ihr kann ja gar nicht so gut gewesen sein wenn ich mich nicht mehr daran erinnere." Ich fange an zu grinsen und hebe meinen Kopf hoch zu seinem Gesicht. "Vielleicht war er ja sogar so schlecht, dass ich deswegen den ganzen Abend vergessen habe." "Jetzt übertreib hier aber mal nicht." Er lacht und löst sich langsam von mir. "Lass uns besser schlafen gehen, ich bin todmüde." Ich nicke zur Bestätigung und erhebe mich von dem Sofa. Schlaf ist jetzt wirklich eine gute Idee.

Zehn Minuten später liege ich schon in meinem Bett und gucke gebannt zu wie Felix langsam einschläft. Er braucht den Schlaf deutlich dringender als ich aber nach einer Weile drifte auch ich in das Land der Träume ab. Bis ich dann von einem überdeutlichen "Ruums" und einen Schmerzensschrei wieder geweckt werde. Ich setze mich kerzengerade hin und versuche in der Dunkelheit zu erkennen was passiert ist. Mit tastenden Händen suche ich den Körper von Felix neben mir aber da ist nichts außer das Bettlaken. "Verdammt." Die Stimme kommt definitiv vom Boden und langsam schiele ich über den Bettrand. "Was machst du da auf dem Boden Felix?" Er räuspert sich einmal kurz und klettert wieder auf das Bett. "Ihn besuchen. Weil du 3/4 des Bettes einnimmst. Aber das ist natürlich kein Problem, ich bin schließlich dünn." Ich verkneife mir ein Schmunzeln und wandere wieder auf meine Hälfte zurück. "Vielleicht war das ja auch dein Karma." Jetzt lacht er leise auf und kuschelt sich an mich. "Ich will einfach nur noch schlafen." Und das waren die letzten Worte für die restliche Nacht.

Am nächsten Morgen scheint mir die Sonne in das Gesicht und verzweifelt schalte ich den immerzu piepsenden Wecker aus. Ich HASSE Schule. Auch ,wenn heute meine aller letzte Schulwoche beginnt  und ich nur noch fünf Tage im Palast des Todes aushalten muss. Felix liegt schon wieder nicht neben mir und ich bin  mir ziemlich sicher, dass er diesmal nicht vom Bett gefallen ist. Seufzend drücke ich auf Snooze und kuschel mich wieder unter die Decke. Meine Augen fallen mir sofort wieder zu und kurze Zeit später spüre ich nichts mehr außer einen warmen Druck auf meinen Schultern. "Hanna, du musst aufstehen." Hmm, die Stimme kenn ich doch irgendwo. Ich blinzele und die blauen Augen von Felix gucken frech in mein Gesicht. "Ich hab uns Frühstück gemacht." Und tatsächlich hält er ein Tablett mit Pancakes, Kaffee und verschiedenen Obstsorten in der Hand. Perfekt. "Ich fahr dich gleich zur Schule, dann hast du mehr Zeit." Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen und stürze mich über das Essen. Gerade als ich anfangen will die Kiwi zu essen klingelt mein Handy. "Ja?" "Hey Hanna, hier ist Izzi. Ich muss mit dir mal wegen Vera reden." Ich mache den Lautsprecher an und zeige Felix, dass Izzi mich gerade anruft. "Können wir heute Abend nochmal telefonieren? Ich frühstücke gerade und muss auch gleich in die Schule." Izzi klingt etwas enttäuscht aber wir einigen uns schnell auf eine Uhrzeit für heute Abend. "Meinst du, dass die beiden das wieder hinbekommen?", fragt mich Felix und so wie ich es aus seinem Gesichtsausdruck schließen kann, macht er sich wirklich Gedanken. "Wenn Vera mal von ihrem hohen Ross runterkommt bestimmt. Ich rede heute nochmal mit ihr." Er nickt und schnappt sich gleichzeitig die letzte Erdbeere.


Was meint ihr, Hanna und Felix oder Vera und Izzi?^^  Nach langer Zeit bin ich auch mal wieder aus der Versenkung aufgetaucht und habe endlich alle Prüfungen hinter mir :D


There is no one like you | Dner | Felix von der Laden |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt