Kapitel 39

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Nevion träumte. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und sein Atem ging unregelmäßig. Immer wieder sah er Bilder von Siana, wie sie blutüberströmt in seinen Armen zusammensackte. Unruhig wälzte er sich hin und her ehe er laut ihren Namen schrie und aus dem Alptraum erwachte. Senkrecht saß er im Bett und versuchte seine Tränen zurückzuhalten. Wenn er den Rubinstein doch nur ein paar Minuten eher eingesetzt hätte, wäre sie vermutlich noch am Leben.

Sein Körper brannte unerträglich und er hatte das Gefühl als würden die Schmerzen mit jeder Sekunde schlimmer werden. Gequält verzog er das Gesicht und ließ sich langsam zurück in die Kissen sinken. "Sie sind verletzt und brauchen jetzt Ruhe, bitte beruhigen sie sich. Ich werde mein bestes geben, um ihren Heilungsprozess zu beschleunigen." Sagte eine junge Frau, die sich über ihn beugte und eine blaue Creme auf seinen Wunden verteilte. Obwohl die Fremde eine Elfe war, unterschied sie sich deutlich von den anderen. Ihre Haare waren kurz geschnitten und ihr fehlte die anmutige Schönheit, welche bei den Elfen normalerweise üblich war. Sie trug ein prachtvolles Gewand das mit den Symbolen Terakins bestickt war und sie somit als ein Mitglied der mächtigsten Magiergilde Aerrions auszeichnete. Die Farbe des Stoffs war Lila und zeigte ihm, dass sie sich auf Heilmagie spezialisiert hatte. Dunkle Wimpern umrahmten ihre braunen Augen und kleine Sommersprossen zierten ihre Wangen, sowie die Nase. Eine lange Narbe zog sich über ihren Hals und die Spitze ihres linken Ohrs fehlte. Trotz ihrer harten Gesichtszügen und den dichten Augenbrauen wirkte sie freundlich und strahlte eine Ruhe aus, für die er sie beneidete.

"Wer seid ihr und wo bin ich?" fragte er leise und biss sich auf die Lippe um die Schmerzen besser zu ertragen.
"Ihr könnt mich Isara nennen, ich bin hier um eure Wunden zu versorgen. Taleth wurde von Silas Truppen überrannt, daher haben euch die Elfen durch ein Portal hierher, nach Marreth gebracht."

Langsam kehrten seine Erinnerungen zurück. Da war diese rothaarige Frau gewesen, die ihn angegriffen und zum Sterben zurückgelassen hatte. Er erinnerte sich auch an das kleine Fläschchen für Elly, welches die Elfen mitnahmen, als er das Bewusstsein verlor. Nevion riss seine Augen weit auf. "Konntet ihr die Auserwählte finden und hat sie den Trank zu sich genommen? Wo ist sie überhaupt?" Als er versuchte sich erneut hinzusetzen, wurde ihm schwindelig. Die Brünette legte eine Hand auf seine Schulter, um ihn vorsichtig zurück in die Matratze zu drücken.
"Ganz ruhig" meinte sie und sah ihn besorgt an.

"Ich weiß nicht wo die Auserwählte ist. Unsere Feinde haben das Portal geschlossen und wir können niemanden in Taleth erreichen." Am liebsten hätte Nevion irgendetwas kurz und klein geschlagen, obwohl das normalerweise garnicht seine Art war. "Sollte Silas die Auserwählte in seiner Gewalt haben, bleibt uns nichtmehr viel Zeit. Er wird alles dafür tun, um die Prophezeiung zu erfüllen."

"Das stimmt wohl, aber selbst wenn sie bei ihm ist können wir momentan nichts dagegen tun. Der Angriff auf Taleth hat uns stark geschwächt. Wenn wir jetzt nochmehr Leben aufs Spiel setzen, verlieren wir diesen Krieg."

"Wir werden auch verlieren wenn Elly sich für Silas entscheidet" warf er ein und sprach weiter "Uns bleibt nur eine einzige Möglichkeit, um die nächste Katastrophe zu verhindern. Wir müssen die anderen Lichtwesen um Hilfe bitten und herausfinden, wo sich Elly aufhält."

"Wir können nicht darüber entscheiden, wie es weitergehen soll. Sobald unsere Königin.." er unterbrach sie. "Siana ist Tot." Sichtlich schockiert hielt sie inne und brachte keinen Ton heraus. Nevion ließ den Blick schweifen und suchte den Raum nach seinen Sachen ab. Da er nichtsweiter als ein Tuch um den Unterleib trug, mussten die Elfen seine Rüstung irgendwo gelagert haben. Er deutete schließlich auf einen kleinen Beutel der über seinem Harnisch an einem Ständer hing. "Durchsucht den Beutel nach dem Rubinstein, er wird meine Worte bestätigen" presste er bedrückt hervor. Sie zögerte nicht lange und tat was er sagte. Als sie den nun pechschwarzen Stein aus dem Beutel zog, keuchte sie entsetzt auf. "Einer von Silas Dienern hat sie ermordet, ich kam leider zu spät und konnte ihr Leben nichtmehr retten" Er wandte den Blick ab und versuchte die Trauer, die in ihm aufstieg zurückzudrängen.

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt