Kapitel 10

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Silas Schwingen trugen ihn durch die stürmische Nacht, während Regentropfen seine Schuppen entlang liefen und Blitze durch den Himmel zuckten. Er grinste, als er in der Ferne seinen Machtsitz ausmachen konnte. Eine riesige, auf hohen Felsen erbaute Festung die so bedrohlich wirkte, dass keiner seiner Feinde auch nur auf die Idee kam sich diesem Ort zu nähern.

Silas nahm die Veränderungen der Umgebung wahr, als er über einen breiten Fluss hinweg flog. Die Erde war hier trocken und verdorben. Einige kahle Bäume standen zwischen riesigen onyxfarbenen Steinen, die immer zahlreicher wurden und wie spitze Klingen aus dem Boden ragten.

Je näher er der schwarzen Festung kam desto dichter wurde der Nebel, der das Tal unter ihm überzog. Silas liebte den Anblick, er liebte die Dunkelheit und die düstere Atmosphäre die dieses Land verströmte. Genau desshalb hatte er sich hier niedergelassen.

Die Laute einiger Schwarzdorn Drachen hallten durch die Finsternis und kündigten die Rückkehr ihres Gebieters an. Silas gab keine Geräusche von sich und nahm immer weiter an Höhe ab, um anschließend auf der Brücke vor den Toren seiner Festung zu landen.

Einige Fackeln hingen am Eingang und nicht einmal der Regen vermochte ihre Flammen zu löschen. Noch während er seine menschliche Gestalt annahm öffneten sich die robusten Tore für ihn und gaben den Blick auf einen gepflasterten Weg frei, der durch einen riesigen Innenhof zu einer weiteren Tür führte.

Er beachtete die düsteren Kreaturen, die sich im gesamten Hof versammelt hatten kaum. Für ihn war es selbstverständlich, dass sie ihm einen angemessenen Empfang bereiteten und ihm mit gesenkten Häuptern Respekt zollten. Silas strahlte Überlegenheit und Stärke aus, als er mit selbstbewusster Haltung an ihnen vorbeiging.

Der Himmel grollte laut und weitere Blitze erhellten die Nacht, als er die Tür zum Inneren der Festung aufschwang. Silas betrat einen gewaltigen Saal der mit schwarzem Marmor ausgelegt war und auf dem Teppiche in der selben Farbe lagen.

Der Raum wurde von massiven Säulen gehalten und wunderschöne Kronleuchter aus dunklen Kristallen hingen von der Decke. Am anderen Ende der Halle wartete ein Imposanter Thron auf ihn.

Ein steinerner Drache schlang sich durch den Sitz, dessen Schwanz und Kopf als Armlehnen dienten. Seine Augen bestanden aus rotfunkelnden Rubinen und spitze Stacheln schmückten die obere Seite der Lehne.

"Was gibt es zu berichten" fragte Silas mit herrischer Stimme, während er auf den Thron zu marschierte. Zwei Schatten materalisierten sich hinter ihm und folgten seinen Schritten. Silas menschliche Haut wurde von Schuppen überzogen, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einer undurchdringlichen, schwarzen Rüstung formten.

Eine Vampirin mit langen roten Haaren eilte herbei, als er kurzzeitig stehen blieb. Sie verbeugte sich knapp und legte ihm einen, zur Rüstung passenden Umhang um, ehe sie wieder verschwand. Silas stieg drei Stufen zu seinem Thron empor, ließ sich auf ihm nieder und blickte auf die beiden Schattendämonen hinab, die nun vor ihm knieten. Er gab ein Zeichen und sie erhoben sich.

"Mein Gebieter, die südlichen Regionen rund um Khadaris stehen kurz vor dem Fall. Morgen werden wir den Hauptsitz der Menschen angreifen, um eine vollständige Kapitulation zu erzwingen."

Silas nickte knapp, seine Miene war ausdruckslos. Er wandte sich an den anderen Dämon, der ihn mit gelben Augen ansah und anschließend den Kopf leicht senkte. "Im Norden sieht es anders aus, die Menschen behaupten sich gut gegen die Ghul und Skelett Horden. Sie haben riesige Wälle errichtet, um sich vor weiteren Angriffen zu schützen." Silas Mundwinkeln zuckten amüsiert. "Schickt einen Feuerspeier zur Verstärkung und brennt die Mauern nieder, vernichtet jedes Lebewesen das euch in die Quere kommt."

Der Dämon nickte "Wie ihr wünscht mein Herr." Nachdem die Lage im Osten ebenfalls geklärt wurde, verbeugten sich die beiden Lakaien knapp und lösten sich vor ihm auf, um seine Befehle in die Tat umzusetzen.

Ein Mann mit blonden, strubeligen Haaren und eiskalten Augen betrat den Raum. Er hatte einen Ziegenbart und war in eine dunkle Robe gehüllt. Anders als die anderen, ließ er sich nicht auf die Knie nieder. Das einzige was er tat, war kurz mit dem Kopf zu nicken.

Targun war einer seiner nützlichsten Untergebenen, ein mächtiger Schwarzmagier der einen hohen Rang innerhalb der Hierarchie einnahm. Er verfügte über die Gabe der Teleportation und war somit ein wichtiges Bindeglied zwischen Silas und seinen Streitkräften.

Targun lächelte und erhob das Wort "Eine weitere Stadt im Westen wird noch Heute fallen. Morr'ag berichtete mir, dass er in dieser Nacht einen Großangriff auf Arvening plant."

"Sehr gut. Sorgt dafür, dass die Menschen um ihre Leben betteln und um Gnade winseln ehe ihr ihnen ein Ende setzt. Die Bewohner von Arvening widersetzten sich meinem Willen schon viel zu lange und haben kein recht auf Gnade." Silas schmunzelte und fuhr fort "Der unnötige Krieg wird ohnehin bald zuende sein, sobald meine Frau an meiner Seite steht." Er sah an Targun vorbei und blickte aus einem Fenster, hinter dem ein gewaltiges Unwetter tobte. Der Magier runzelte die Stirn "Ihr habt sie endlich gefunden?"

Silas nickte. "Noch ist sie felsenfest davon überzeugt mir widerstehen zu können, doch ihre Sicherheit bröckelt bereits. Ich spüre das aufsteigende Verlangen in ihr."

Targun grinste. "Ich freue mich darauf sie kennenzulernen, wie heißt sie?"

"Elly" entgegnete Silas ihm und seine Stimme klang dabei sanfter als beabsichtigt, schließlich lachte er. "Mal sehen wielange sie noch durchhält."












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