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||Alessia||

Ich seufzte leise und zog mir ein weißes Sommerkleid an, welches mir mein Bruder zu meinem neunzehnten Geburtstag mit seinem verdienten Geld gekauft und mir geschenkt hatte. Ich strich das Kleid glatt und betrachtete mich leicht lächelnd im Spiegel. Das Sommerkleid ging mir bis zu den Knien, es schmiegte sich  an meinem Oberkörper an und wurde an der Taille lockerer.

Er hatte sich mehr als mich gefreut, mir etwas von seinem  hart verdienten Geld kaufen zu dürfen, weil wir uns selten gegenseitig etwas schenkten, da wir finanzielle Probleme hatten und immer noch haben. Nachdem mein Vater und mein Bruder bei einem Autounfall ums Leben kamen, hatten wir keine andere Wahl, als die Werkstatt zu schließen, welche die beiden betrieben hatten, da meine Mutter und ich uns damit nicht auskannten. Stattdessen eröffneten wir mit dem übrig gebliebenem Geld eine kleine Bäckerei und versuchten uns so zu versorgen. Dennoch war es danach für uns beide immer noch nicht einfach. Wir hatten selten Kundschaft, da die Bäckerei gegenüber von uns viel größer ist und mehr zu bieten hat. Das liegt auch daran, dass sie mehr Mitarbeiter haben, wobei es bei uns nur meine Mutter und ich sind. Ich habe auch versucht Mitarbeiter zu finden, aber sie waren nicht begeistert von unserer Bäckerei. Sie war klein und enthielt insgesamt nur sechs Tische, an welchen vielleicht nur vier Personen sitzen könnten. Die Wände hatten ihre Farbe schon fast verloren und hatten ein schmutziges Grün. Man würde sich darin kaum wohl fühlen, da die Tische zu klein waren, die Stühle zu unbequem sind und der Raum einem kein warmes Gefühl verleiht, sondern man würde sich in dem Moment nur wie in einem Horrorfilm fühlen. Wir konnten an dem auch nichts ändern, da wir nicht genug Geld für eine Renovierung haben.

Ich schloss meine Augen für einen kurzen Augenblick und atmete tief durch. Nachdem ich meine Gedanken beiseite geschoben hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche und sah meine Mutter schon Frühstück machen.

"Guten Morgen", sagte ich lächelnd und lief zu ihr rüber um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.

"Morgen mein Kind", sie lächelte mich an, jedoch nicht so wie jeden Morgen.

"Was ist los, Mum?", ich stellte mich neben sie und sah sie genau an. Ihre Augen wirkten müde und sie konnte sie kaum auf halten. Tiefe, dunkle Augenringe waren zu sehen und ihre sonst so strahlend blauen Augen, sahen mich bedrückt an.

"Es tut mir leid mein Kind, aber ich befürchte, dass ich heute nicht mit zur Bäckerei kommen kann. Mir geht es heute wohl nicht besonders gut", sagte sie sanft und sah mich mit einem leichten Lächeln entschuldigend an.

Sie hatte während dem Reden ihre Hand sanft an meine rechte Wange gelegt und strich mit dem Daumen leicht drüber, "Ich mach' mir keine Sorgen, darüber dass du nichts auf die Reihe bekommst, denn das schaffst du. Es sind nur diese Jungs, die jedesmal zu uns in die Bäckerei kommen und Ärger machen". Sie seufzte leise, "Was ist, wenn sie wieder kommen? Heute bin ich nicht da und wer weiß, was passiert?".

Ich lächelte sanft und legte meine Hand auf ihre, die auf meiner Wange lag und drückte sanft zu. "Mum, mach' dir darum keine Sorgen, ich schaff' das schon und ich bin ja vielleicht nicht alleine", versuchte ich sie zu beruhigen, wobei ich mir selbst nicht ganz so sicher war.

"Ja.., vielleicht", murmelte sie nur leise und schüttelte leicht den Kopf, "Du solltest Alessandro anrufen und ihn bitten dir heute in der Bäckerei zu helfen, ihm wird das bestimmt nichts ausmachen", sie sah mich bittend an und nahm meine Hand zwischen ihre, "Mit ihm bist du sicher Alessia".

COLD HEARTED (GERMAN) || H.S.  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt