Kapitel 21: Keksmasken und Grillparties

Start from the beginning
                                    

Als sie trotzdem zuerst ankam, lehnte sie keuchend an dem Herd, ich selbst konnte mich nicht mehr bremsen, sodass ich volle Kanne in sie hinein lief. Es war irgendwie bizarr, wie wir so nahe bei einander standen, ohne dass noch ein einzelnes Blatt zwischen uns gepasst hätte und trotzdem war es nicht unangenehm. Ich wurde nur schon wieder rot...und ihre dunkelbraunen Augen funkelten amüsiert, als sie meinte: „Uuund ich kriege die Streusel. Aber ich denke, ich sollte noch etwas mehr haben." „Wieso das?" Sie grinste. „Mach nicht einen auf doof, Americano, du hast betrogen, als du schon vor dem Countdown los gerannt bist." „Und trotzdem hast du gewonnen." Jade zuckte grinsend mit den Schultern. „Karma."

Als wir alle nötigen Zutaten hervorgeholt hatten, überraschte mich Jade und zwar auf positive Art und Weise: Sie befolgte tatsächlich jeden Schritt im Kochbuch und die Cookies sahen, als wir sie im Ofen backen ließen, echt nicht schlecht aus. Ich beobachte amüsiert, wie Jades erwartungsvoll dreinblickende Augen sich in der Glasscheibe, die das Fressmonster von den Keksen trennte, spiegelten. Lange übte sie einen Starrwettbewerb mit dem Gebäck aus, bevor es ihr anscheinend zu langweilig wurde. Oder sie war zu ungeduldig. Vielleicht eine Kombination von beidem, denn der nächste Kommentar lautete: „Oh Gott, können die sich nicht beeilen? Ich habe Hunger!" Ich grinste und nickte bestätigend, um später in einer tiefen Stimme das Krümelmonster von der Sesamstraße zu zitieren: „Keeeekse!"

Jade lachte und setzte sich auf den Herd, danach meinte sie kurz: „Halt still!" Verwirrt gehorchte ich und blieb stehen. Sie griff nach der Sahne und den Streuseln und ehe ich mich versah, sprühte sie mir das weiße Zeug auf die Backen und die Nase. „Jade!" „Sei nicht so sauer, du siehst süß aus." Sie lachte bei der Bemerkung ihres Wortwitzes. „Und das meine ich wirklich. Warte, damit du nicht mehr so arg sauer bist, mach ich dich süßer."

Als ob die Sahne nicht genug wäre, platzierte sie auch noch vergnügt Schokostreusel auf meine Nase und die Wangen. „Frenchie, ich sehe aus wie ein Zirkusclown!" „Mein süßer Zirkusclown." Erwiderte Jade lächelnd, bevor sie mich sanft und zu meiner Überraschung auf beide Wangen küsste. Anschließend küsste sie mich auch noch auf die Nasenspitze und leckte sich mit einem frechen Grinsen die Lippen. „Jap, du schmeckst jetzt super!" Mit immer noch hochrotem Kopf grinste ich amüsiert und ehe ich es wusste, blickte ich wieder auf ihre Lippen, die immer noch teils mit Sahne und Streuseln verschmiert waren. Ich wusste, dass ich schon vorher darüber gedacht hatte, sie zu küssen, mich gefragt hatte, wie diese sanften Lippen wohl sich auf meinen anfühlen würden... 

„Mädels?" Mist! Wie oft denn noch? Und wieso musste uns ausgerechnet jetzt noch meine Mutter unterbrechen? Ich ging sofort ein Stück von Jade weg, um meiner Mutter in die Augen zu sehen und ein schiefes Lächeln zu versuchen. „Hi, Mom...Jade ist es schlecht gewesen und deswegen haben wir sie entschuldigt. Ich habe auf sie aufgepasst, da du noch nicht da bist..." „...und wie ich sehe, geht es ihr ja ganz miserabel!" Meinte meine Mutter sarkastisch, worauf Jade versuchte, zu husten. Da es sich eher wie ein Röcheln anhörte, lachten wir beide danach sofort los. „Ihr geht es jetzt besser und damit sage ich die Wahrheit, Mom!" Erwiderte ich.

„Es ist okay, Macy. Ich glaube dir doch! Nur wasche dich bitte im Gesicht ab oder willst du deine neue Schönheitsmaske im Gesicht behalten?" Jade kommentierte die Aussage nur mit einem schadenfrohen Kichern, worauf ich mich verlegen räusperte und zum Waschbecken lief.

***

„Ich freue mich, dass ihr beide inzwischen besser miteinander klar kommt." Sprach Mom zu mir, nachdem Jade schon in den Garten gegangen war, um den Tisch für das Abendessen zu richten. Ich nickte lächelnd und schnippelte weiterhin Gemüse, um es auf ein paar Spieße zu stecken. Heute Abend wollten wir grillen, wir alle, Mom, Dad, Jade und ich. Dad stand schon draußen und grillte, während Mom und ich Spieße und den Salat vorbereiteten.

„Ich mag sie, Mom." „Nur mögen?" Ich drehte mich überrascht zu Mom um, die mich anlächelte. „Ich habe euch schon vorhin durchs Fenster gesehen, als sie dir die Sahnemaske verpasst hat. Ganz ehrlich, ich finde das zwischen euch beiden süß." „Süß, aber noch nichts Ernstes." Erwiderte ich seufzend und schnippelte weiter. „Willst du denn, dass es etwas Ernstes wird, Macy?"

Ich legte das Messer beiseite, wie die Spieße, um dann wieder Mom anzusehen. „Ich...ähm...weiß nicht, ob es das werden kann. Schau mich an, ich bin sogar zu schüchtern, um im Supermarkt nach Milch zu fragen. Wie kann ich dann diese drei Worte zu ihr sagen?" „Es braucht nur ein bisschen Mut, Schätzchen und den bringst du schon noch auf. Nur tu das bitte noch vor ihrer Abreise." Schon bei dem Gedanken, dass Jade irgendwann wieder nach Quebec gehen würde, senkten sich meine Mundwinkel. „Aber wieso...ich meine... Du akzeptierst es?" Meine Mutter zog mich beiseite, sodass wir beide später uns am Küchentisch gegenüber saßen.

„Mein Liebling, ich habe es bei dir schon gewusst, als Rebecca zum ersten Mal hier aufgetaucht ist. Du hast nie wirklich Interesse an Jungs gezeigt und seit Jade hier ist, lächelst du wie ein kleines Honigkuchenpferd." „Oder ich raufe mir die Haare wegen ihr." Fügte ich scherzhaft hinzu, bevor ich Mom umarmte. „Danke, Mom." „Kein Problem...du weißt, dass dein Dad und ich dich lieben, egal was kommt?" Ich nickte glücklich, bevor ich alle Spieße und die Schüssel mit dem Salat auf ein Tablett legte und mit Mom und dem Tablett in den Garten ging.

Dort überraschten uns beide Jade und mein Dad, die beide um den Grill tanzten, sich beide Löffel geschnappt hatten, ihn als Mikrofon benutzten und zu dem Lied Uptown Funk von Bruno Mars und Mark Ronson, was im Radio hinter ihnen kam, sangen. Und das gar nicht mal so schlecht...

Gerade sang Jade mit einem Lächeln: „I'm too hot..." „Hot, damn!" Stimmte ich mit meinem Dad mit ein, woraufhin meine Mutter nur amüsiert ihren Kopf schüttelte und das Tablett auf dem Tisch abstellte. Als Nächstes sprang die Brünette auf einen Gartenstuhl und für sich kurz tanzte, bevor sie wieder in den Sprechgesang überging: „Call a police and a fireman, I'm too hot!" „Hot, damn." „Make a dragon wanna retire, man. I'm too hot!" An diesem Punkt waren wir alle drei am Tanzen, allerdings ohne dabei den Gesang zu vergessen. „Hot, damn!" „Well, say my name and you know who I am!" Ich mochte ihre Stimme, sie klang einzigartig und ein bisschen rau.

„Leute, jetzt ist mal Pause vom Karaoke, das Essen wird kalt!" Unterbrach meine Mom, worauf wir alle drei gleichzeitig mit den Augen rollten und im Chor mit einem genervten „Ja, ja..." antworteten. Mama hatte allerdings darauf nichts anderes als ein amüsiertes Schmunzeln für uns übrig, während mein Vater panisch alles vom Grill einsammelte, damit es bloß nicht verbrannte. Als er anfing, dabei Schwierigkeiten zu haben, rief er laut: "Miss Coufleur, einmal Mission Fleischrettung 007!" "Schon zur Stelle, Commander!" Erwiderte Jade mit einem gespielt ernstem Tonfall, bevor sie in Richtung Grill raste und es schaffte, die restlichen Würstchen vor einer schwarzen Kruste zu bewahren. Während ich die scherzhaften Interaktionen zwischen meinem Vater und Jade beobachte und auch merkte, dass meine Mutter beim Zusehen lächelte, stahl sich ein zufriedenes Grinsen auf meine Lippen. Ich hätte es in dem Moment nie offen zugegeben, aber es war mir wichtig, dass auch meine Eltern die lebensfrohe Brünette mochten. Und anscheinend war das zu meiner Freude auch der Fall. Sie hatte meine Eltern wohl genauso gut um den Finger gewickelt bekommen wie mich. Und das nicht auf eine manipulative Art und Weise und sondern einfach nur durch ihre liebenswerte Art. 

Während dem Essen schaute ich vorsichtig ab und zu, okay, sehr oft zu Jade, aber wendete mich wieder meinem Grillgut zu, als sie in meine Richtung linste. Und vielleicht hatte sie dasselbe gemacht...jedenfalls erwischten wir uns einmal, beim Abräumen gegenseitig dabei, wie wir uns heimlich beobachteten und lachten daraufhin beide zur selben Zeit los. Ich lächelte und beschloss dass ihr Lachen fast schöner war als jede Musik, die ich je gehört hatte. Und das wollte was heißen.

My Frenemy (GirlxGirl)Where stories live. Discover now