Ice Age

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Ferienkapitel

*Nalas Sicht*
Es war ein unglaublich heißer Sommertag. Die Sonne schien seit Tagen ununterbrochen und sogar den Tieren schien es zu warm zu sein. Ich stöhnte auf und quälte mich von meinem Bett auf meinen Schreibtischstuhl. Damit hatte ich mein Soll an sportlicher Ertüchtigung für heute definitiv abgehakt. Zu mehr sah ich mich einfach nicht im Stande.
Schweiß rann mir die Stirn herunter, den ich genervt wegwischte. Mein verärgerter Blick richtete sich auf die Klimaanlage an der Decke. Die defekte Klimaanlage.
Als ich am letzten Schultag freudestrahlend nach Hause gekommen war, mit einem super Zeugnis in der Tasche und der Aussicht auf eine S.H.I.E.L.D-Ausbildung, versprach der Sommer noch der Beste meines Lebens zu werden. Und dann kam eine Katastrophe nach der nächsten. Der gecancelte Urlaub nach Norwegen, meine Mum, die wegen eines gebrochenen Beins ins Krankenhaus musste und die kaputte Klimaanlage, um nur einige zu nennen. So hatte sich die erste Woche einfach nur quälend langsam hingezogen. Besonders, weil die anderen keine Zeit hatten.
Trübsal blasend drehte ich mich in meinem Schreibtischstuhl hin und her. Die Luft war so dick, dass man sie hätte mit einem Messer schneiden können.
Ein Klopfen an meiner Zimmertür holte mich schließlich aus meinem Selbstmitleid.
„Nalaaaa..." ein Kopf mit dunkelblonden Locken erschien im Türrahmen.
„Hm?" ich starrte weiter an die Decke und drehte mich noch ein paar weitere Runden. Annabeth, meine jüngere Adoptivschwester, betrat mein Zimmer und warf sich ohne Vorwarnung auf mich. „Mir ist sooo langweilig!"
Ich stöhnte auf und versuchte mich aus ihrer Umklammerung zu winden. Immerhin konnte ich mir bei dieser Hitze durchaus besseres als Körperkontakt vorstellen. Leider blieben meine Bemühungen erfolglos.
„Lass uns was machen, ja? Bitte bitte!!" Sie klammerte sich noch fester an mich, bis ich schließlich nachgab. „Okay! Aber, verdammt, Anna, lass mich los!" mit einem Quietschen ließ sie mich los und grinste mich an.
„Und was willst du machen?" fragte ich sie. Schwerfällig erhob ich mich von meinem Stuhl.
„Weiß nicht...", sie legte den Kopf schräg und dachte angestrengt nach, „Was Tolles und was, das nicht langweilig ist."
Ich stöhnte. Präziser hätte ihre Vorstellung kaum sein können.
„Kannst du nicht die Avengers anrufen?" Ein Glitzern trat bei diesen Worte in ihre Augen.
Verstehe, daher wehte also der Wind. Seit Anna herausgefunden hatte, dass meine Lehrer die Avengers waren, ich Loki datetete und ich im nächsten Jahr auf eine S.H.I.E.L.D-Akademie gehen würde, hing sie noch mehr an mir, als es zuvor der Fall gewesen war. Einerseits störte mich das nicht wirklich, andererseits trieb sie mich manchmal ziemlich auf die Palme. Vor allem, weil sie die Avengers unbedingt auch einmal treffen wollte.
„Nein Anna, kann ich nicht." Ich verdrehte die Augen und schnitt ihr mit einem bösen Blick das Wort ab, „Die Avengers haben auch ein Leben. Und nur, weil du sie mal treffen willst werde ich sie ganz bestimmt nicht stören!"
Wütend blies sie ihre Wangen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann will ich, dass du mit mir Eis essen gehst!"
Mein Blick wanderte aus dem Fester. Die Straßen waren menschenleer und flimmerten vor Hitze. Verzweifelt wandte ich mich wieder zu Anna um. Sie hatte ihren besten Hundeblick aufgesetzt und ich wusste, dass sie nicht aufhören würde mich zu nerven bis ich nicht „ja" gesagt hatte. Also ergab ich mich in mein Schicksal.
Sofort hellte sich Annas Miene auf und sie beeilte sich begeistert mit dem Umziehen. Ich tat es ihr weniger begeistert gleich.
Ratlos stand ich gefühlte Stunden vor meinem Kleiderschrank. Auf der Suche nach einem Outfit, das mich nicht umbringen würde, wenn ich mich mit ihm in die Hitze wagte. Letztendlich entschied ich mich für ein grünes Sommerkleid mit Spagettiträgern und schwarze Ballerinas. Anna wartete schon aufgeregt im Flur auf mich. Ich strafte sie noch einmal mit einem giftigen Blick, bevor ich meine Schlüssel in die kleine Handtasche steckte und die Wohnung verließ. Im Rausgehen griff ich noch schnell nach meinem Strandhut und setzte ihn auf. Wenn ich schon in diese Hölle musste, dann wollte ich zumindest keinen Sonnenstich davontragen.

Draußen auf der Straße fühlte ich mich, als wäre ich ins Fegefeuer gestoßen worden. Die schwüle, stehende Luft machte mir das Atmen schwer und dass Anna fast schon vor mir her rannte, machte das Ganze nicht wirklich besser. Wo zur Hölle nahm sie nur diese Energie her?
Der Weg zu der Eisdiele war mir noch nie so lang vorgekommen. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde ich im nächsten Moment in Wasserdampf verpuffen. Ich begann sogar zu glauben, dass es die Eisdiele gar nicht mehr gab, als wir sie dann endlich erreichten.
Es handelte sich um eine kleine italienische Eisdiele mit süßen Sitzgruppen, die mit dunkelblauen Sonnenschirmen überdacht waren. Links und rechts von Zierhecken gesäumt.
Mein Blick schweifte über die überfüllte Terrasse und durch die Fenster konnte ich erkennen, dass es auch im Inneren nicht minder voll war. Gerade wollte ich Anna vorschlagen lieber eine andere Eisdiele zu suchen, als diese quietschte und mir heftig gegen den Arm boxte.
„Au! Was soll das?" keifte ich sie an. Ich drohte ernsthaft sauer auf sie zu werden. Doch Anna antwortete mir nicht, mit glänzenden Augen deutete sie einfach nur wild gestikulierend auf eine der Sitzgruppen. Genau genommen auf die Sitzgruppe, die in der hintersten Ecke und am weitesten von uns entfernt stand. Als ich ihrem Blick folgte entglitten mir die Gesichtszüge. Ich konnte ihre Reaktion jetzt ziemlich gut nachvollziehen. Trotzdem bemühte ich mich darum äußerlich keine Regung zu zeigen. Denn in besagter Sitzgruppe saßen die Avengers.
Okay ein Teil der Avengers. Also Tony neben ihm Steve und Bucky (ja, ich weiß, Bucky ist kein Avenger), dann Thor und... Loki.
Als ich Loki erkannte musste ich mich stark zusammenreißen, um nicht loszuquietschen oder irgendein anderes verräterisches Geräusch von mir zu geben. Ein breites Grinsen konnte ich mir dann aber trotzdem nicht verkneifen. Immerhin hatte ich ihn in der letzten Woche nur ein, zwei Mal getroffen. Deutlich weniger als mir lieb war.

„Können wir uns zu ihnen setzten? Können wir?" meine Schwester hatte meinen Arm ergriffen und hüpfte aufgeregt schon fast neben mir auf und ab. Bevor ich jedoch zu einer Antwort ansetzten konnte, bemerkte uns Tony.
„Hey Nala!" er hatte die Stimme erhoben, sodass ich gar nicht anders konnte als ihn zu hören, war halb aufgestanden und winkte so heftig, dass er beinahe Steve eine verpasste. Durch diese grandiose Tony-Aktion, drehte sich nun auch der Rest der Gruppe in unsere Richtung. Schüchtern winkte ich zurück und lächelte entschuldigend, als fühlte ich mich verantwortlich für Tonys kindisches Verhalten. Dieser winkte noch immer und rief uns zu, dass wir uns gerne zu ihnen setzten könnten.
Vorsichtig bahnten wir uns also unseren Weg zu ihnen, während sie noch zwei Stühle mehr organisierten. Als ich mich neben Loki setzte begegnete ich seinem Blick. Er lächelte mich an. Schnell sah ich weg, doch es war schon zu spät. Ich spürte wie meine Wangen rot wurden. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er noch breiter lächelte.
Anna nahm neben mir Platz und saß somit rechts von Tony. Dieser wandte sich grinsend an mich. „Wer ist denn deine nette Begleiterin? Noch so eine kleine Verrückte?" Er zwinkerte Anna spielerisch zu, bevor ich wieder seine volle Aufmerksamkeit genoss. Ich lächelte und sammelte mich kurz.
„Das ist meine Schwester, Annabeth." Die Avengers und Bucky nickten freundlich. Loki sah sie einfach nur an.
„Anna, das sind Tony Stark aka Iron Man, Steve Rogers aka Captain Amerika, Thor, Bucky Barnes und Loki." Während ich sie vorstellte deutete ich auf jeden einzelnen und Annas Grinsen wurde immer breiter während sie jeden der Reihe nach ansah.
Mir entging nicht der lange und intensiv musternde Blick den sie Bucky zuwarf, als ich ihn ihr vorstellte und wie ihre Augen dabei zu glitzern begannen. Wirklich überrascht war ich aber nicht. Immerhin war sie mit mir verwandt - auch wenn es nicht durch Blut war - und fast so ein verrücktes Fangirl wie die Mädels und ich.
Innerlich schüttelte ich den Kopf und lächelte, als sie mehr oder minder vorsichtig begann Bucky mit Fragen zu löchern. Na das konnte ja noch heiter werden.
Nach dem die Höflichkeitsfloskeln abgearbeitet waren reichte uns Tony die Eiskarte mit den Worten „sucht euch raus was ihr wollte, das geht alles auf mich".
Wenige Minuten später bestellten wir alle unseren jeweiligen Wunscheisbecher, wobei ich bei dem Gedanken, dass ja auch Cap Eis essen würde augenblicklich Pollys Stimme im Kopf hatte, die mir „Kannibalismus" ins Ohr flüsterte. Ich konnte mir ein auflachen nur knapp verkneifen.

Es dauerte überraschend wenig Zeit, da standen sie schon vor uns. Staunend wanderte mein Blick zu der Bedienung. Just in dem Moment, in dem ihr Tony mit einem Zwinkern einige Scheine zusteckte. Ich hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. Das war mal wieder typisch Tony. Aber wie sagt man so schön: Einem geschenkt Gaul schaut man nicht ins Maul. Also griff ich nach meinem Löffel und machte mich über meinen Erdbeer-Joghurt-Eisbecher her. Es war eine reine Wohltat.
Neben mir beäugte Loki skeptisch seinen eigenen Becher. Ich sah ihm an, dass er nicht so recht wusste, was genau er jetzt damit anfangen sollte.
Grinsend beugte ich mich leicht zu ihm. „Keine Angst. Der beißt nicht." Sein pikierter Blick lies mich auflachen. „Na los trau dich."
Ich stupste ihm gegen den Arm und wandte mich wieder meinem eigenen Eis zu. Neben mir war Anna jetzt in ein Gespräch mit Bucky, Tony und Steve vertieft, während sie ihr Eis löffelte.
„Bruder!" Ich erschrak fast zu Tode, bei Thors plötzlichem Ausruf. Er hatte sich vorsichtig einen Löffel in den Mund gesteckt und starrte jetzt mit glänzenden Augen auf die kalte Milchspeise. „Bruder, das musst du probieren! Es ist einfach unglaublich auf was für grandiose Idee diese Erdlinge immer kommen!" begierig schaufelte er sein Eis in sich hinein.
Loki schüttelte nur genervt mit dem Kopf. Er hatte seinen Becher noch immer nicht angerührt.
„Wenn du noch länger wartest schmilzt es." Warf Tony ein, der mit Abstand den größten Becher Eis vor sich hatte, den ich je gesehen habe. Ich fragte mich ernsthaft wie er den alleine schaffen wollte.

Mit halbem Ohr dem Gespräch meiner Schwester lauschend schob ich mir eine Erdbeere in den Mund. Aus irgendeinem Grund drehte ich mich zu Loki. Ich weiß nicht mehr warum, wahrscheinlich wollte ich ihm irgendetwas sagen. Doch ich kann jetzt beim besten Willen nicht mehr sagen was.
Zum Glück hatte ich dieses Mal bereits geschluckt, denn ansonsten wäre ich sicher eines Erstickungstodes gestorben. Mit offenem Mund starrte ich ihr an.
Loki war gerade dabei sich einen zweiten Löffel Eis in den Mund zu stecken, als er meinen Blick bemerkte. Auf halben weg verharrte seine Hand und er blickte mich fragend und mit gerunzelter Stirn an.
„Alles in Ordnung?"
„Blau..." war alles was ich im Stande war zu sagen. Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. Er konnte sich anscheinend keinen Reim daraus machen was mit mir los war.
Fakt war jedoch, dass Lokis ganzes Gesicht, nun ja, eben blau geworden war.
Ich war zu perplex um weiter zu sprechen. Glücklicherweise - oder auch unglücklicherweise - hatte jetzt auch Anna Lokis Farbänderung bemerkt.
„OMG!" erschrocken ließ sie ihren Löffel fallen „Das Eis ist verfluchte! Wir werden alle zu Schlümpfen!!"
Tonys Lachen, ob Annas Reaktion riss mich aus meiner Starre. Unauffällig bedeute ich Loki sich in seinem Löffel zu betrachten. Als er sein blaues Gesicht sah, verdrehte er die Augen.
Anna war jetzt halb aufgestanden und hatte ihre Zeigefinger so zusammengelegt, dass sie ein Kreuz bildeten. Damit zeigte sie auf Loki. „Weiche Schlumpf! Weiche!" Ihre Stimme hatte etwas verkückt-beschwörendes.
„Ich bin kein...", setzte Loki an, doch sie ließ ihn nicht ausreden.
„Weiche!!" rief sie nur noch einmal.
Der ganze Tisch brach in Gelächter aus, während Loki verzweifelt versuchte gegen meine Schwester anzukommen, die immer noch versuchte ihm den Schlumpf auszutreiben.
Letztendlich gab er es auf und lehnte sich genervt in seinen Stuhl zurück. Sein Blick traf den meinen. Ein zuckersüßes Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich beugte mich etwas in seine Richtung, damit er mich besser verstehen konnte.
„Damit" ich tat eine leichte Handbewegung in Annas Richtung „musst du leben, wenn du weiter was von mir willst."
Er sah mich starr an. Sein Blick hatte etwas Unergründliches. Dann lächelte er.
„Das ist es wert." Meinte er leise und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.

-EAGLE- Ein Anderes Großkotziges Liebevolles Experiment (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt