3.Kapitel

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Er ließ mein Handgelenk langsam wieder los, fixierte mich noch einen Moment mit seinem durchdringenden Blick und fing dann an die verstreuten Sachen wieder einzusammeln. Ich saß immer noch wie versteinert am Boden und beobachtete irritiert, wie sich langsam ein amüsiertes lächeln auf seinen Lippen ausbreitete, während er mich interessiert musterte. Machte er sich über mich lustig? Spätestens jetzt war ich bestimmt tief rot... bestimmt tat er das... mir war die ganze Situation mehr als peinlich, weswegen ich endlich die starre von mir abschüttelte und mich aufrappelte, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden? Auch er richtete sich wieder auf und streckte mir meine Sachen entgegen, die ich verlegen in meine Tasche packte, den Blick beschämt nach unten gerichtet, um ihn bloß nicht wieder anzustarren, denn er sah wirklich viel zu gut aus.. tiefschwarze perfekt gestylte haare, markantes Gesicht mit außergewöhnlichen grauen Augen, muskulös und so groß, dass er mich um fast zwei Köpfe überragte... oh Gott wieso war ich nicht wenigstens in eine alte frau gerannt.. dann würde ich jetzt vielleicht nicht ganz so sehr um meine Fassung ringen... den Blick weiterhin auf den Bürgerstein gerichtet murmelte ich noch ein kurzes „Dankeschön." und war gerade dabei mich umzudrehen, um weiter zu gehen, als er seinen Finger ausstreckte und damit langsam mein Kinn anhob. „kein Grund dich zu schämen das kann doch jedem mal passieren" „verrätst du mir zumindest noch deinen Namen?" fragte er an mich gewandt. „äh... ja klar... Mila" war alles was ich zustande brachte... wie gerne ich in diesem Moment auch nur ansatzweise das Selbstbewusstsein von Laila gehabt hätte... dann hätte ich irgendeinen coolen Spruch parat gehabt und nicht nur mein erbärmliches Gestammel... ihn schien das jedoch nicht zu stören. „Mila also... schöner Name... ja das passt zu dir. Ich bin Finn." er schien kurz in seine Gedanken versunken zu sein und fuhr dann fort „nun ich will dich nicht länger aufhalten du scheinst es ja gerade ziemlich eilig zu haben aber pass auf dass du sicher zuhause ankommst und nicht noch mehr Unfälle verursachst" was sollte ich darauf denn jetzt erwidern? Letztendlich war ein schwaches Nicken alles was ich zustande brachte, weil er mich durch seinen plötzlich so bestimmten Tonfall nur noch mehr verunsichert hatte. Meine Reaktion hingegen amüsierte ihn aber sichtlich, denn jetzt trat wieder ein Lächeln auf sein Gesicht und er erwidertet „nun dann. Bis bald Mila" erst jetzt löste er den Finger von meinem Kinn den ich komplett vergessen hatte und jetzt realisierte dass er ihn die ganze Zeit dort hatte liegen lassen. Im nächsten Moment drehte er sich auch schon um und ging mit langen und geschmeidigen schritten davon ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Ich stand noch einen Moment vollkommen verwirrt da, bevor ich endlich wieder einigermaßen klar denken konnte und auch weiter ging, aber meine Gedanken waren immer noch bei ihm. Was war das denn gerade? Hat er sich wirklich für mich interessiert? Wahrscheinlich eher nicht.. an mir ist auch wirklich nichts besonderes ich bin durch und durch unscheinbar sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter her... wahrscheinlich hatte er einfach Spaß daran mich etwas zu verunsichern nachdem er gesehen hat, wie unbeholfen ich bin... ja das wird es sein. Aber was hat er mit „bis bald" gemeint? Die Chance ihn wiederzusehen ist wirklich gering, da er viel zu alt ist um noch zur Schule zu gehen. Ich würde ihn auf anfang-mitte zwanzig schätzen. Wieso mache ich mir überhaupt so viele Gedanken über das alles? Er wird sich mit Sicherheit nichts bei seinen Worten gedacht haben und „bis bald" als ganz normale belanglose Verabschiedung gemeint haben, ohne irgendwelche ernsthaften Versprechungen auf ein Wiedersehen. Ich war wahrscheinlich einfach nur ein kleines Mädchen, ein Kind, für ihn mit dem er für einen Moment Mitleid gehabt hat, aber jetzt schon wieder vergessen hat. Und genau das sollte ich auch tun, ihn vergessen und mich endlich wichtigeren Dingen widmen, wie z.B. meinen Mathehausaufgaben, die leider immer noch ungemacht auf mich warteten.... Ich war mittlerweile zuhause angekommen und schlug nun wirklich etwas zu heftig mein Mathe Buch auf, wütend auf mich selbst und darüber dass ich mir immer viel zu viele Gedanken über alles machte.... Mit einem seufzen nahm ich die Kapsel von meinen Füller ab und begann mich mühsam durch die Aufgaben zu quälen, was mich wirklich für einen Moment ablenkte, da Mathe nicht gerade zu meinen Stärken gehört und so meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Sobald ich jedoch im Bett lag konnte ich nicht verhindern, dass meine Gedanken erneut zurück zu ihm schweiften.

Du Gehörst mir PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt