-Kapitel 12-

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-Kapitel 12-

-Mila's Sicht-

"Mädels!" Lea klatscht in die Hände.  Es ist kurz nach drei und inzwischen hat sich die ganze Chorgruppe in der Kirche versammelt und wartet nun aufgeregt auf die Verkündigung der Ergebnisse. Ich stehe neben Lea und bewundere sie innerlich dafür, wie sie es hinbekommt, eine Gruppe wild quatschender Mädchen zur Ruhe zu bringen, doch äußerlich mach ich ein ernstes Gesicht, das austrahlen soll, dass ich genauso gehandelt hätte. Als uns schließlich alle erwartungsvoll ansehen, nickt Lea mir zu. Das Reden, so sagte sie, solle ich übernehmen, da sie schnell etwas sagt, das sie später bereut. Ich räsuspere mich und hole Luft. Dann lächel ich in die Runde und ergreife meine Worte:"Als erstes fragt ihr euch sicher, warum ich eine Glatze habe. Um es kurz zu fassen: Ich habe Krebs, genauer gesagt Leukämie."-Ein erschrockenes Raunen geht durch die Runde, doch ich rede unbeirrt weiter."Leider ist die Krankheit in meinem Fall nicht mehr zu Heilen, doch das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil! Ich habe das Gefühl, dass man aus unserem Chor jede Menge rausholen kann, wir sind perfekt so wie wir sind! Und mit bedeutenden Liedern können wir wirklich was erreichen! Lea und ich mussten lange nachdenken, bis uns eine äußerst besondere Dame eröffnet hat, dass Enya genau das Richtige für uns sei!" In dem Moment kommt die Dame um die Ecke gelaufen und setzt einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf. Eine kurze Zeit lang wirft mich ihr plötzliches Auftauchen aus der Bahn, doch dann fasse ich mich wieder und fahre fort. "Ja, genau die Dame, die gerade dazugestoßen ist. Wie dem auch sei, wir müssen Christoph morgen von Enya überzeugen! Ihre Lieder sind nicht in den Charts, sie sind auch nicht das, was man sich von Liedern der Neuzeit vorstellt, aber wenn man sich auf sie einlässt, berühren sie das Herz. Und ich denke, dass sie genau das Richtige für uns sind." Maria's Finger schnellt in die Höhe und ich nicke ihr zu. "Können wir die uns mal anhören?" "Klar.", ergreift nun Lea das Wort. Sie legt eine CD in den Player und drückt auf 'Play'. Wenig später sind wir umhüllt vom reinen Klang von Enya's Liedern. Die Mädchen scheinen erst ziemlich abgetan und skeptisch, doch je länger wir hören, desto mehr beginnen sie, zu lächeln.  Die alte Dame sitzt in einer der Kirchenbänke und zwinkert mir zu. Ich werfe ihr ein überglückliches Lächeln zu und fasse einen Entschluss. Ich stoppe die Musik. "Und weil wir das alles dieser wunderbaren Frau zu danken haben, würde ich sagen, ist sie vin nun an recht herzlich zu unseren Proben eingeladen, denn ihre Vorschläge sind unentbehrlich!" Die anderen klatschen und jubeln und ich glaube, die Dame beim Lächeln zu erwischen.

Nachdem wir den feierlichen Moment ausgekostet haben, gehen wir an die Verteilung der Stimmen und Melodien von dem Lied "Carribean Blue". Das kostet uns jedoch einige heiße Diskussionen, verwirrte Gesichter und jede Menge Gedult. Am Ende der vereinbarten 2 Stunden haben wir das Lied wenigstens zwei Mal durchgesungen, jedoch alle in gleicher Lage, denn in Enya's Lieder muss man sich erst hineinfühlen, bevor man eine andere Stimme übernimmt.

Um Viertel nach Fünf schließe ich erfüllt von dem schönen Tag die Haustür auf und schlender in die Küche, wo mich Mama und Magda mit einem heißen Kakao erwarten. Glücklich erzähle ich ihnen davon, wie begeistert die Gruppe doch ist und wie viel ich mir erhoffe. Dann gehe ich hoch auf mein Zimmer und schnappe mir ein Buch, um die Vorkommnisse zu verarbeiten.

-Die Sicht der alten Frau-

Nach langer Zeit bin ich heute wieder in der Kirche und erlebe das Rührendste, was ich je erlebt habe. 8 talentierte Mädchen, die sich im Haus Gottes zusammenfinden, um miteinander zu singen. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, wie viel sie tatsächlich erreichen können, doch vor meinem inneren Auge sehe ich sie auf eiber großen Bühne.  Sie werden schaffen, die Welt zu verändern, doch sie dürfen nicht eine einzige Sekunde ans Aufgeben denken. Sie müssen durchhalten, denn es werden harte Proben. Und ich darf dabei sein. Dass ich sowas noch mal erleben darf.

Und Mila. Das wohl herzergreifendste Kind, das das Licht der Welt jemals erblickt hat. Wenn die wüsste, was in ihr wirklich steckt. Wie viel Weisheit und wie viele Jahre des Lebens. Obwohl sie sterben wird.  Mit 14. Das einzige, was sie beim Tod ein für alle mal verlassen wird, ist ihr Körper. Denn eine Seele stirbt nie und eine Gute erst Recht nicht.

Soo, da ihr euch beim letzten Kapitel nicht gemeldet habt, hoffe ich nun diesmal auf zahlreiche Kommentare. ^^
Nun beginnt das Abenteuer, also freut euch auf die hoffentlich bald folgenden Kapitel! ♥ 
In Liebe, eure Alitschi

Leukämie-mein Leben danachOù les histoires vivent. Découvrez maintenant