Kapitel 50

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Das Letzte an das Kimberly in ihrer Wut dachte, als sie auf die Geheimtür zusteuerte, war, dass sie jemand sehen konnte. Das war im Augenblick das geringste ihrer Probleme. Sie hatte sich mit Zino gezofft und ihre Ausbildung, die erst ein paar Tage andauerte, ging schon den Bach runter. Jetzt hoffte sie nur, dass die Prinzessin zumindest zufällig in der Höhle war. Kimberly war sich jedenfalls nicht sicher ob sie sich traute, alleine in die Residenz zu schleichen. Zu groß war die Gefahr, dass ein Ratsmitglied oder eine Dienerin anwesend war.

Als Kimberly die geheime Tür öffnete, die in die Höhle führte, hörte sie zu ihrem Bedauern wie jemand ihren Namen rief. Na großartig. Hatte man in diesem bescheuerten Schloss nicht einmal seine Ruhe? Und was für eine Überraschung, ihre Wette von vorhin, hatte sie soeben gewonnen. Tasoka kam - für Kimberlys Geschmack - viel zu gemächlich auf sie zugeschlendert.

„Was machst du? Nutzt du jetzt auch schon deinen freien Abend, um noch mehr zu trainieren?"

„Wieso nicht? Ich denke Meister Cyus erwartet das von mir", log Kimberly.

„Du bist verrückt. Aber wenn du meinst... Hey! Ich komme mit!", sagte Tasoka nichts ahnend, dass Kimberly ihren Plan damit in die Tonne treten konnte.

„Oh, na gut... Aber ich bin dir nicht böse, wenn du lieber mit den anderen etwas unternehmen willst."

„Nein, ich brauche heute ein bisschen Abstand."

„Also dann, gehen wir", seufzte Kimberly.

„Und wie findest du unseren neuen Mentor?", fragte Tasoka, als sie die Treppe hinunter gingen. „Ich weiß, er fordert dich mehr als Meisterin Naya, aber vielleicht ist das genau das richtige für dich."

„Das Richtige?! Es ist die Hölle! Wie um Himmels willen soll ich dabei etwas lernen, wenn er den ganzen Tag nur Feuerbälle nach mir wirft?"

Wieso dachten alle, das Cyus ihr besser als Naya helfen konnte? Zuerst Zino und jetzt auch noch Tasoka. Zwischen Kimberly und ihrem Mentor hatte sich an nur einem halben Tag ein regelrechter Hass entwickelt, der zu ihrem noch größeren Leidwesen auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie musste ihn nur ansehen und würde am liebsten schon schreiend davonlaufen.

„Wie du meinst. Irgendwann wirst du es schon schaffen."

„Und was dann? Meinst du er wird sich dann nicht mehr wie ein kompletter Arsch aufführen", jammerte Kimberly.

Den Rest des Weges schwiegen die Beiden. Gemeinsam gingen sie an dem See entlang, bis sie auf dem mit Gras bewachsenen Hügel gelangten.

„Da bist du ja Kimberly! Ich wusste, dass ich dich heute hier antreffen würde und seit Naya kein Ratsmitglied mehr ist, wird es immer einfacher sich aus der Re..." Abrupt brach die Prinzessin mit ihrer Begrüßung ab, als sie Tasoka hinter Kimberly auftauchen sah. „Oh ... du hast jemanden mitgebracht!"

„Du kennst Tasoka sicherlich noch. Sie wollte heute mitkommen und uns beim Training zusehen", sagte Kimberly mit Nachdruck.

Hoffentlich hatte Tasoka nichts von dem Ausrutscher mitbekommen.

„Hallo. Ich hab leider deinen Namen vergessen, trotzdem, schön dich wieder zu sehen", entgegnete Kimberlys Mitschülerin trocken.

„Ja, wie ... nett. Kimberly ich ... äh weiß, wir haben gesagt, dass wir trainieren, aber dummerweise ... hab ich schon wieder meinen Kristall vergessen", schloss die Prinzessin lahm. Sie war so eine schlechte Lügnerin.

„Ich hätte nie gedacht, dass du sie tatsächlich noch triffst", sagte Tasoka misstrauisch an Kimberly gewandt. Offensichtlich erinnerte Tasoka sich noch sehr gut daran, wie ihre Mitschülerin die Prinzessin letztens noch als Hochstaplerin bezeichnet hatte.

Elementaris - A Breath of AirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt