Kapitel 3

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Es war schon später Abend und das Schloss war wie ausgestorben, als Tian mit schnellen Schritten durch die Gänge hastete. Sein Ziel war der Ratssaal, wo er von der Prinzessin hinbestellt worden war.

Bei dem Gedanken an eine Audienz bei der Prinzessin, breitete sich ein nervöses Ziehen in seinem Magen aus. Hauptsächlich weil er sich nicht im Geringsten vorstellen konnte, warum sie ihn noch so spät gerufen hatte. Was war so wichtig, dass die Angelegenheit nicht bis morgen warten konnte?

Es musste sich dabei um eine Angelegenheit des Rates handeln. Immerhin hatte sie ihn in den Ratssaal gerufen. Warum sonst hätte sie ihn persönlich dort hin gebeten? Blieb nur noch die Frage, was der Rat von ihm wollte.

Möglicherweise hatte es etwas mit seiner Ernennung zum Peotari zu tun? Erst vor wenigen Monaten war er in diesen Rang erhoben worden. Wenn es so war, dann hatte es etwas mit den Navitari zu tun. Als Peotari war es seine Aufgabe nach neuen Elementari zu suchen und sie auf die Insel des Ordens zu holen. Aber die Steine mit denen man diese zukünftigen Navitari fand, waren erst vor kurzem wieder einmal verteilt worden. Bis es das nächste Mal so weit war, dauerte es noch etwa fünf Wochen. Als Mentor kam er aber auch nicht in Frage. Dafür beherrschte er nicht genug Elemente. Tian war lediglich ein Wasserelementari.

Trotzdem... Der Gedanke, dass es etwas mit den Navitari zu tun hatte, ließ ihn einfach nicht mehr los.

Tian ging gerade durch einen der kleinen Gärten der riesigen Schlossanlage, als ihm Naya entgegen kam.

Naya war Tians beste Freundin, seit sie damals gemeinsam auf die Insel gekommen waren. Außerdem war sie ein Mitglied des Rates. Diesen Umstand hatte sie der Tatsache zu verdanken, dass sie außergewöhnlich begabt war und sogar drei Elemente beherrschte, was nicht vielen Elementari gelang.

Trotz allem war sie keineswegs überheblich und sie weigerte sich die Uniform zu tragen, die sie als höheres Mitglied des Ordens kennzeichnete, so wie es ihr eigentlich zustand. Wenn man sie so sah vermutete man, dass sie genau wie Tian nur einen niedrigen Rang einnahm. Sie hatte Tian einmal gesagt, dass sie nichts von einer derartigen zur Schau Stellung ihrer Position hielt. Am Ende waren sie doch alle gleich.

Als Ratsmitglied würde Naya mit Sicherheit wissen, was los war.

„Der Ratssaal liegt aber in der anderen Richtung", neckte Tian seine beste Freundin, die ihn daraufhin nur verwirrt musterte.

„Was meinst du? Für heute ist keine Versammlung mehr angesetzt", erwiderte Naya.

Das war jetzt interessant. Tians Verwirrung steigerte sich gerade ins Unermessliche. Es gab keine Ratsversammlung. Aber es war eindeutig eine Dienerin der Prinzessin gewesen, die ihn über seinen Kagami um ein Treffen gebeten hatte. Warum wollte sie nur ihn alleine sehen?

Tian war kurz davor Naya davon zu erzählen, besann sich aber eines Besseren. Wenn die Prinzessin nur ihn alleine sehen wollte, dann sollte das Treffen scheinbar auch geheim bleiben.

„Ich dachte du hast letztens erwähnt... ach, nicht so wichtig."

„Wie auch immer. Wenn du morgen Zeit hast, könnten wir mal wieder trainieren. Ich meld mich deswegen noch mal bei dir. Wir sehn uns", verabschiedete Naya sich hastig.

Er war wohl nicht der einzige, der es auch eilig hatte.

Tian beschleunigte seinen Schritt und lief nun beinahe weiter. Ohne langsamer zu werden schlitterte er am Ende des Ganges um die Ecke und befand sich nun in einer kleinen Halle. Dort nahm Tian die Treppe zu seiner Rechten.

Manchmal, und gerade eben war so ein Moment, beneidete er die Luftelementari. Die schwebten immer gemütlich durch die Gänge und mussten sich nicht wie alle anderen mit den vielen Treppen quälen.

Elementaris - A Breath of AirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt