Kapitel 32

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„Also, das ist deines", erklärte Ju-Mie, als sie Kimberly ihr Zimmer zeigte. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen Kimberly jeden einzelnen Winkel des Quartiers zu zeigen, und dabei gab es abgesehen von dem Gemeinschaftsraum und den getrennten Bädern nur noch die einzelnen Schlafzimmer. Aber sogar vor denen hätte sie nicht Halt gemacht, wäre ihr erstes Opfer nicht Amalie gewesen, die sie sofort hochkant aus ihrem Reich geworfen hatte.

„Danke für die Führung."

„Ich hielt es für eine gute Idee. Ich bin an meinem ersten Abend hier im Bad der Jungs geladen", erwiderte Ju-Mie ernst.

„Oh, tatsächlich. Hat doch keiner mitbekommen, oder?"

Scheinbar schon, denn Ju-Mies Wangen färbten sich in ein zartes Rosa und sie begann leicht hysterisch zu kichern. „Wir sollten uns besser umziehen."

Kimberly machte sich lieber keine Gedanken darüber, was Ju-Mie dort gesehen hatte. Stattdessen zog sie sich das bereit liegende Gewand über und ging zurück in den Gemeinschaftsraum.

Vin, Aeneo und Phelan waren schon fertig und lümmelten in den Sesseln beim Kamin herum.

„Gewonnen!", schrie Vin bei ihrem Anblick und grinste bis über beide Ohren. „Gut gemacht, Kleine."

„Was?", schnaubte Kimberly genervt, als sie sich neben Aeneo auf das Sofa fallen ließ.

„Hör nicht auf ihn. Er wollte wetten wer von euch Mädels als Erste fertig ist."

„Und was heißt das jetzt für mich?"

„Nur so viel, dass du es nicht nötig hast dich herauszuputzen. Mädchen wie du sind von Natur aus wunderschön." Die Ernsthaftigkeit in Aeneos Stimme und sein intensiver Blick machten Kimberly von einer Sekunde auf die andere jeden klaren Gedanken unmöglich. Für einen kurzen Augenblick stand sie völlig auf der Leitung, bis ihr endlich aufging, dass sie soeben ein Kompliment bekommen hatte.

„Oh, ich weiß nicht...", nuschelte sie verlegen und starrte verschämt zu Boden. Klar, dass sie auch noch rot anlief.

„Halt die Klappe, Vin", bemerkte Aeneo scharf, als dieser schon wieder dazu ansetzte irgendeine Frechheit vom Stapel zu lassen.

„Ich glaub, ich hab etwas ... äh, also ich muss...", stammelte Kimberly und deutete vage in Richtung ihres Zimmers. Was für eine intellektuelle Glanzleistung war das schon wieder? Bevor sie noch mehr Schwachsinn brabbeln konnte, rauschte sie davon und verkroch sich im Bad. Sie musste gar nicht erst in den Spiegel sehen um zu wissen, wie knallrot sie angelaufen war. Tomaten waren blass im Vergleich zu der gesunden Gesichtsfarbe, die sie gerade hatte. Energisch schaufelte sie sich ein paar Ladungen voll Wasser ins Gesicht. Als sie sich blinzelnd wieder aufrichtete, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Im Spiegel erkannte sie Aeneo, der mit einem fragenden Gesichtsausdruck hinter ihr in der Tür stand. „Oh mein Gott!", quiekte Kimberly zutiefst erschrocken. Was um Himmels Willen machte er hier?

„Irrtum, mein Name ist immer noch Aeneo." Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen ging er auf eines der Regale zu und nahm ein Handtuch heraus. „Hier. Damit kannst du dich abtrocknen."

Kimberly nahm es dankbar entgegen.

„Und übrigens, du bist..."

Es war zum Heulen! Wie sollte es auch anders sein? Natürlich musste sie das falsche Bad erwischen. Wenigstens war es dieses Mal leer gewesen. „Mist! Nicht schon wieder...", murmelte Kimberly irrtümlich. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, dass sich der Boden auftat, damit sie darin verschwinden konnte.

„Schon wieder?"

Wie konnte ein Typ nur so verdammt süß lächeln? Das war echt nicht fair, vor allem wenn man gerade versuchte sich möglichst normal zu benehmen und das war angesichts der Tatsache, dass man im falschen Bad gelandet war, schon schwer genug. „Frag. Nicht."

Elementaris - A Breath of AirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt