Kapitel 8

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Ins Kino war Kimberly natürlich zu spät gekommen. Tristan und sie waren im Dunkeln zu ihren Plätzen geschlichen und hatten bestimmt die ersten fünfzehn Minuten des Filmes verpasst. Trotzdem war es bis jetzt ein schöner Abend und er war noch längst nicht vorbei. Anstatt sich wie geplant mit den Anderen im Club zu treffen, führte Tristan sie in ein ruhiges Café, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.

Das war leichter gesagt als getan. Kimberly, die von Natur aus schüchtern war, hatte keinen Ahnung wie sie das Gespräch in Gang bringen konnte. Und Tristan schien es nicht anders zu gehen. Sie hatte nicht lange gebraucht um herauszufinden, dass er, genau wie sie, eher ruhig und zurückhaltend war. Im Gegensatz zu Leo war er nicht der große Charmeur, aber genau das mochte sie so sehr an ihm.

Während sie auf ihre Getränke warteten, sah sich Kimberly im Lokal um. Dabei versuchte sie Tristans durchdringenden Blick, mit dem er sie so unauffällig wie möglich musterte, so gut es ging zu ignorieren. Es ließ sich nicht leugnen, dass diese ungewohnte Aufmerksamkeit sie völlig aus dem Konzept brachte. Aber wer wurde bei diesen intensiven, blauen Augen nicht nervös?

Die Getränke kamen und Kimberly griff dankbar nach ihrem Glas. Hastig stürzte sie die Hälfte des Inhaltes hinunter und... verschluckte sich beinahe. Das war wieder einmal typisch für sie.

Und da war es schon wieder. Aus den Augenwinkeln sah Kimberly dieses charmante Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ und es ihr noch schwerer machte einen vernünftigen Satz herauszubringen. Schon vom ersten Tag an, war ihr Hirn nur noch eine Schüssel Pudding, wenn er in der Nähe war.

„Es tut mir leid", sagte Tristan unvermittelt.

„Ich verstehe nicht ... Was tut dir leid?", erwiderte Kimberly verwirrt.

„Ich habe dich in eine unangenehme Situation gebracht, indem ich dich hierher geführt habe. Du wärst bestimmt lieber bei den Anderen", sagte Tristan unsicher.

„Nein, das ist es nicht."

„Was ist es dann?"

„In zwangloser Konversation war ich noch nie gut. Dabei gib es so viel, dass ich über dich wissen möchte. Eigentlich brauche ich nur danach zu fragen, aber die Worte wollen nicht aus meinem Mund. Verstehst du was ich meine?"

„Ja, ich kenne das Problem", stimmte Tristan ihr zu. „Mir geht es nicht anders."

„Und was machen wir nun?"

„Ich fange an von mir zu erzählen und du lehnst dich zurück und hörst zu. Ich kann mir schon ungefähr denken, was dich beschäftigt."

Seufz. Wie süß war das denn? „Da bin ich aber mal gespannt."

„Also dann ... Du willst etwas darüber wissen, wie ich meine Freizeit verbringe."

„Gut geraten, aber das war offensichtlich."

„Persönliche Interessen und Freizeitaktivitäten sind ein wichtiges Thema bei Verabredungen. Das zu erraten, dafür braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten. Ich für meinen Teil, ich koche gerne in meiner Freizeit."

„Darauf wäre ich nie gekommen."

„Aber es stimmt. Ich bin ein fantastischer Koch."

„Und sonst?"

„Ich kann ganz gut mit Pflanzen umgehen, hab wohl einen grünen Daumen, oder wie man das eben nennt. Und ich reise für mein Leben gern. Das Ziel ist mir aber gar nicht so wichtig. Letzten Sommer habe ich eine Rucksacktour quer durch Europa gemacht. Ich wäre am liebsten immer weitergereist. Meine Eltern haben mich schließlich daran erinnert, dass ich langsam zurückkommen sollte, wenn ich die Schule nicht verpassen möchte."

Elementaris - A Breath of AirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt