Kapitel 17

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Nachdem Kimberly eine geschlagene Stunde verstört in diesem Zimmer gesessen hatte, kam sie endlich wieder zur Ruhe und begann sich ernsthaft zu langweilen. Das versprochene Bad und das Essen auszuschlagen, dass ihr Naya angeboten hatte, war eine richtige Glanzleistung von ihr gewesen. Kimberly lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihrem knurrenden Magen auf ihre Umgebung.

Es gab nicht wirklich viel zu sehen. Nur ein Bett, daneben eine kleine Kommode und ein leerer Kleiderschrank. Wenn es sich hier um das Zimmer von Naya handelte, dann lebte sie sehr genügsam. Das wagte sie aber zu bezweifeln. Es musste mehr geben, vor allem da sich hier noch eine zweite Tür befand. Sie war kurz davor den Rest der Wohnung zu erkunden. Aber ihre gute Erziehung zwang Kimberly dazu dort zu bleiben, wo sie war. Andererseits hatte Naya gesagt, sie solle sich wie zu Hause fühlen. Außerdem hatte sie Hunger und hier musste es doch irgendwo eine Küche geben.

Es war schon sehr lange her, dass sie etwas gegessen hatte. Kimberly war sich nicht einmal sicher, wie lange sie überhaupt schon unterwegs war. Zu Hause hatte Tante Karo bestimmt schon ihre Nachricht gelesen. Ob sie sich Sorgen machte? Auf alle Fälle. Und was war mit den Anderen? Sie hätte Tristan noch eine Sms schicken sollen. Die Chancen standen gut, dass sie ihn nie wieder sah. Schon jetzt vermisste sie ihn so sehr, dass es weh tat. Der Gedanke an ihren unglücklichen Abschied und die Möglichkeit nie wieder bei ihm zu sein, waren wie ein Messerstich ins Herz.

Das war wieder einmal typisch! Jetzt, wo sie endlich kurz davor war einen festen Freund an Land zu ziehen, passierte so etwas. Das war doch nicht möglich!

Ihr Hunger brachte Kimberly schließlich dazu, all ihre Bedenken für einen Moment zu vergessen. Als könnte ihr die Tür jederzeit einen Stromschlag verpassen, legte sie vorsichtig ihre Hand auf die Türklinke und drückte sie nach unten. Durch einen kleinen Spalt lugte Kimberly nach draußen. Was sie dort sah, fegte ihre letzten Bedenken beiseite und ihr Entdeckerdrang gewann die Oberhand.

Kimberly stieß einen beeindruckten Pfiff aus. So konnte man auch leben. Seit sie denken konnte, war sie noch nie in so einer luxuriösen Wohnung gewesen.

Schwere Samtvorhänge tauchten den Raum in ein dumpfes Licht. Dort wo die Vorhänge nicht zur Gänze zugezogen waren, drang das Sonnenlicht herein und warf schmale Lichtstreifen auf den Fußboden. Trotz der spärlichen Beleuchtung erkannte Kimberly deutlich die hochwertigen Möbel aus massivem Holz. In der Mitte stand ein großer Esstisch, der ausreichend Platz für acht Personen bot. Vor dem offenen Kamin waren drei Lehnsessel und ein Sofa zu einer Sitzgruppe arrangiert. Ihr Blick wanderte hinauf zu der Zimmerdecke, von der ein beeindruckender Kristallluster hing. An der Wand zu ihrer linken stand ein geräumiges Bücherregal, das bis zur Decke reichte und zur Gänze mit Schriftrollen und in Leder gebundenen Büchern voll gestopft war. Auf einer Kommode gegenüber standen Glaskaraffen in verschiedenen Größen und Formen. Einige davon waren mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Der Inhalt der übrigen erinnerte sie an Fruchtsaft.

Yeah! Eine Minibar hatte sie schon gefunden.

Neben den Karaffen waren noch ein paar kleinere Holzkästchen angeordnet. Bei genauerem Hinsehen erkannte Kimberly die goldenen Verziehrungen auf den Kästchen und einige Edelsteine die in das Holz eingelassen waren.

Kimberly hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, den polierten Holzfußboden mit den Schuhen zu betreten. Sie schlenderte zum Tisch und entdeckte dort eine Schale aus Glas, die mit faustgroßen, roten Früchten gefüllt war. Sie stibitzte sich eine und kostete davon. Ein angenehm fruchtiges Aroma und eine milde Süße breiteten sich in ihrem Mund aus. Der Geschmack erinnerte entfernt an Johannisbeeren, ließ sich damit jedoch nicht vergleichen. Die Frucht hier schmeckte um ein Vielfaches besser. Zu Kimberlys Überraschung hatte sie schon nach wenigen Bissen ein angenehmes Sättigungsgefühl im Magen.

Elementaris - A Breath of AirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt