The connection

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Auf dem Dach

Ich sah hoch. Tatsächlich sah ich wie eine Gestalt geduckt über das Flachdach lief. Ich sah mich um. Es war zu spät. Die Wölfe metzelten einen Vampir nach dem anderen nieder. Mittlerweile war es einem der Vampire gelungen Alarm zu schlagen, bevor auch er seinen Kopf verlor. Der Rasen war Blutgetränkt. Überall wo man hinsah kämpften Wölfe gegen Vampire. Plötzlich strömten dutzende Vampire aus dem Haus. Ich bedeutete Michael und Adria abzuhauen. Sie widersetzten sich und liefen hinter ihrem Rudel her. Ich hätte es wissen müssen. Das Rudel stand immer an erster Stelle.

Fluchend sprang ich auf den Zaun, dann auf einen Fenstersims und anschließend aufs Dach. Tegan öffnete gerade die Tür, welche nach unten ins Obergeschoss führte.

„Tegan!“, rief ich leise.

Er hörte mich nicht. Er war viel zu sehr auf sein Ziel fixiert. Victors Tod. Ich hechtete ihm hinterher, ohne darauf zu achten, ob mich jemand bemerkte. Jetzt war es ohnehin zu spät. Als ich im Obergeschoss ankam, sah ich mich suchend um. Tegan verschwand gerade in Victors Büro. Ein Vampir kam die Treppe hoch und wollte ebenfalls in Victors Büro. Ich näherte mich ihm lautlos und riss ihm den Kopf an, ehe er wusste wie ihm geschah. Dann legte ich ein Ohr an Victors Tür und lauschte. Sie waren nicht im Büro. Sie waren in dem Raum dahinter. Ich öffnete die Tür und schlich zu der Tür, die in Victors Folterraum führte. Der Raum, in dem ich noch vor weniger als 48 Stunden gehangen hatte und fast gestorben war. Vorsichtig lugte ich hinter dem Türahmen vor um zu sehen, was vor sich ging.

Tegan stand mit erhobener Waffe vor Victor. Tegan stand mit dem Rücken zu mir gewand, während Victor dort stand wo ich gehangen hatte. Mitten auf der Plastikplane, auf der noch immer mein Blut klebte, dass mittlerweile getrocknet war. Victor fuhr mit einem Finger über die blutigen Ketten. Dann leckte er sich den Finger mit meinem Blut ab. Tegan knurrte laut. Victor lachte ihn aus.

„Du kannst mich nicht mit einer einfachen Kugel töten!“, kreischte er irre.

„Das ist keine einfache Kugel. Das sind Kugeln von Heaven. Dreimal darfst du raten, was für Kugeln das sind“, antwortete Tegan grimmig.

Ich musste mit mir ringen, nicht aus lauter Erleichterung zu ihm zu rennen. Mein Blick glitt zu Victor. Der grinste noch immer hämisch, doch Tegans Worte hatten ihn verunsichert.

„Du wirst mich nicht töten. Das kannst du nicht!“, brüllte Victor ihm entgegen.

„Und wie ich das kann. Und es wird Heavens Waffe sein mit der ich das tue. Es wird sein, als würde sie dich töten!“, schrie Tegan zurück.

Victors Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Du benimmst dich, als wäre sie tot“, stellte Victor fest.

Tegan fauchte ihn an. Seine Wut wurde immer größer und verdrängte den Schmerz in ihm. Ich kämpfte gegen Tegans Gefühle an. Sie durften nicht die Oberhand in mir gewinnen. Ich musste unbedingt einen klaren Kopf behalten.

Victor lachte über Tegans Reaktion auf seine Worte. Er drehte Tegan den Rücken zu und ging zum Fenster. Tegan folgte ihm mit einigen Metern Abstand. An der Wand angekommen wandte Victor sich wieder zu Tegan, welcher noch immer meine Waffe auf ihn richtete.

„Sie ist nicht tot! Du verdammter Idiot!“, klärte er Tegan mit wütender Stimme auf.

„Du lügst!“, brüllte Tegan.

Trauer keimte in ihm auf. Beinah hätte ich an seiner statt geweint, so übermächtig war das Gefühl. Ich presste mir eine Hand vor den Mund um ein leises Schluchzen zu unterdrücken.

„Wenn sie wirklich tot wäre, hätte das mit Sicherheit Auswirkungen auf uns gehabt. Was glaubst du wohl, warum ich sie nicht umgebracht habe? Ich wollte erst herausfinden, was für Folgen das haben würde“, erklärte Victor mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.

„Also weißt du nicht ob es überhaupt Folgen hat“, stellte Tegan fest.

„Natürlich hätte das Folgen. Ihr Leben hat uns allen die Unsterblichkeit verliehen. Logisch betrachtet würde ihr Tod uns beeinflussen“, meinte Victor nur.

Logisch betrachtet? Victor war schon seit hunderten von Jahren total Irre. Er war doch gar nicht in der Lage logisch zu denken. Tegan dachte wohl das Selbe wie ich. Er hob die Waffe ein Stückchen höher und zielte auf Victors Kopf. Dem reichte es. Mit Hilfe seiner mentalen Fähigkeiten entwaffnete er Tegan und warf ihn an die nächste Wand. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich wollte zu Tegan laufen, aber ich beherrschte mich.

‚Es ist noch zu früh’, ermahnte ich mich.

Während ich versuchte mich zu beruhigen, hörte ich dass das Kampfgetümmel vor dem Haus lauter wurde. Ich warf einen Blick zum Fenster. Sonnenaufgang. Die Vampire konnten sich nicht mehr lange draußen aufhalten. Ich hoffte inständig, dass es Michael und den Andern gut ging. Denn ich konnte ihnen nicht helfen. Auch wenn ich es wollte. Meine Bindung zu Tegan stellte ihn an erste Stelle.

Besorgt beobachtete ich wie Victor auf Tegan zu ging, ihn an der Kehle packte und hochhob. Ich hielt mir eine Hand an den Hals. Es fühlte sich an, als würde Victor mich direkt angreifen. Tegan wand sich unter Victor. Entschlossenheit machte sich in mir breit. Aber es war nicht meine Eigene. Es war Tegans. Ich fühlte das er alles daran setzten würde Victor zu töten, selbst wenn es bedeutet, das er dabei starb.

‚Du bist so eine Idiot’, dachte ich verzweifelt.

Plötzlich hörte Tegan auf sich zu währen. Erstaunen spiegelte sich in seinem Gesicht. Interessiert musterte Victor ihn.

„Sie ist hier. Nicht wahr?“, fragte er.

Tegan sah ihn wütend an.

„Sie ist tot!“, brüllte er.

Während Victor abermals auflachte, konzentrierte ich mich auf Tegan. Er musste gehört haben was ich gedacht hatte. Ich hatte angenommen, dass es nicht möglich war. Ich glaubte, dass es beim letzten Mal so gewesen war, weil ich an einen Werwolf gebunden gewesen war. Anscheinend hatte ich mich getäuscht. Ich fixierte Tegan mit den Augen und konzentrierte mich auf einen Gedanken:

‚Ich bin hier!’

Tegan sah sich suchend um. Ich fühlte, das er sich mit der Ungewissheit quälte, ob meine Stimme in seinem Kopf real war oder Einbildung. Victor sah ihn noch immer forschend an.

„Wenn ich Recht habe und ich habe eigentlich immer Recht, wird sie kommen um dich zu retten. Wir sollten ihr einen angemessenen Empfang bereiten, meinst du nicht auch?“, fragte er mit einem hauch Hysterie in der Stimme.

Victor ließ von Tegan ab und näherte sich mir. Er wollte in sein Büro. Ich sah mich um. Nirgendwo war eine Möglichkeit mich zu verstecken. Mein Blick ging zur Decke. Kurz bevor Victor bei mir angelangt war, sprang ich hoch und klemmte mich in eine der Ecken an der Decke. Victor verließ das Büro und ließ Tegan zurück. Ich sprang wieder auf den Boden und stürmte in das Folterzimmer. Tegan beugte sich gerade runter um nach meiner Waffe zu greifen. Als er mich hörte, drehte er sich um und zielte auf mich. Sofort blieb ich stehen.

I want your deathWhere stories live. Discover now