Kapitel 3

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Ich erzählte und erzählte. Daddy ließ ich gar nicht zu Wort kommen. Ich war wieder so glücklich und aufgeregt. Bei ihm zu sein...ihn zu umarmen, berührt zu werden und ihn zu berühren.
Ein Wangenkuss, ein Stirnkuss, ein richtiger Kuss...mit ihm.
Doch leider wurde ich mit einem Satz unterbrochen. Und dieser blies die ganze Freude weg.
„ Ardy, was sagst du deinen Eltern?"
Ich sah auf meine Füße. Die hatte ich ganz ausgeblendet.
„ Interessiert die doch sowieso nicht...", sprach ich leise. War doch nur die Wahrheit. Die checkten gar nichts.
Weder von meinen schlechten Noten, noch von meinen nicht vorhandenen Freunden oder meinen Interessen.
Und das ich auf Männer stand wussten die auch nicht.
Sie waren für mich Fremde und ich für sie.
„ Ardy." Ich blickte auf und starrte das Profilbild von Taddl an.
„ Hm?"
„ Redet doch einfach Mal mit einander. Und dann sage Ihnen einfach du fährst ein paar Tage der Ferien zu einem Freund. Für mich, bitte."
„ Okay..." Wie könnte ich ihm diese Bitte abschlagen?
„ Ich rede mit ihnen. Am Freitag. Da sollten sie da sein."
„ Danke Baby. Und jetzt erzähl' weiter."
Lächelnd nickte ich.

Freitag. Eigentlich war Freitag, nach Samstag, immer der beste Tag der Woche. Klar hatte man noch Schule und anderes, aber danach kam das wohl verdiente Wochenende auf das man immer wieder hin arbeitet und sich durchquält. Nur jetzt hasste ich diesen Tag. Oder eher diesen Abend. Mein Vater saß mit mir im Esszimmer und trank sein Bier, während meine Mutter in der Küche kochte. Oder es zumindest versuchte.
Ich saß da einfach nur, furchtbar angespannt und starrte auf das Loch im Knie meiner ausgewaschenen Jeans. Daddy warum musst du mich um sowas bitten? Ich seufzte innerlich.
Meine Geschwister waren wieder unauffindbar.
Meine Schwester bestimmt wieder bei ihren "Freundinnen", mein großer Bruder bei seiner Perle und mein kleiner Bruder tat bestimmt auf cool und übergibt sich gerade von seiner ersten Zigarette.
Kurz um: Meine Familie war der letzte Dreck.
Das Klacken der Absätze meiner Mutter ließ mich auf schauen und sie stellte uns die Lasagne mit....Sehr braunem Käse hin. Mein Vater nahm sich etwas, meine Mutter und schließlich ich. Sehr, sehr misstrauisch. Wir begannen zu essen und ich musste mich wirklich zurück halten nichts auszuspucken.
Der Käse schmeckte nicht, die Nudeln waren roh und die Soße versalzen. Alles, was man bei dem Essen falsch machen kann, hat meine Mutter geschafft. Ich schluckte herunter und sah zu den beiden. Ihnen schien es nichts auszumachen.
Naja...sie aßen sowas auch die ganze Zeit. Ich nahm noch zwei Bissen und schob den Teller dann zurück, was mit einem unzufriedenen Schnauben kommentiert wurde.
Die ganze Portion und ich sterbe wegen Entwässerung, weil ich mich an einer harten Nudelplatte schneide oder später an Krebs wegen dem Käse.
Obwohl...wäre vermutlich besser, als mit den beiden zu reden.

Und so quälte ich mich durch das Essen. Die Hoffnung mit ihnen reden zu können wurde immer kleiner, bis ich eine kleine Chance sah, als meine Eltern fertig waren. Mutter wollte gerade den Tisch abräumen. Ich hielt sie zurück.
„ Ich muss mit euch mal reden." Wow...meine ersten Worte heute an die beiden.
„ Was denn?", blaffte mein Vater und meine Mutter setzte sich wieder und musterte mich kritisch.
„ Es geht um die Ferien."
„ Wieso? Dauert doch noch, bis die sind." Wow. Okay. Hat er sich also auch seine letzten Erinnerungen weggesoffen.
„ Die sind nächste Woche."
„ Und worum geht es jetzt?", warf meine Mutter gelangweilt ein. Ich verkniff es mir die Augen zu verdrehen.
„ Ich wollte zu einem Freund fahren."
„ Du hast Freunde?", lachte mein Erzeuger gehässig. Meine Mutter schmunzelte kurz. Wütend kralle ich mich in meinen Pullover.
Ja, du Arschloch!
„ Er wohnt in Köln. Ich bin dann wahrscheinlich 1-2 Wochen bei-"
„ Bist du nicht", unterbrach mich meine Mutter. Ich sah sie verwirrt an. Was?
„ Du musst auf deine Geschwister aufpassen. Dein Bruder fährt mit seiner Freundin weg und wir sind in Spanien."
„ Das kann doch nicht euer Ernst sein." Ihr...? Argh! Als ob! Nein!
„ Doch. Dann sind wir ja jet-"
„ Sind wir nicht! Das kann doch nicht euer verfickter Ernst sein! Ich bin nie weg! Nie! Ich komme immer nach der Schule nach Hause. Immer! Ich mache den Dreck hier weg, den alle machen und mache alle meine Sachen selbst. Denim fährt immer mit seiner Schlampen-Freundin weg oder mit seinen tollen "Freunden" um sich dann zu bekiffen oder sonst was zu machen. Und die anderen sind doch auch nie da und führen sich wie die letzten Missgeburten auf! Ja, Missgeburten! Und dann will ich einmal etwas und nehmen und ich darf nicht?!" Wütend sah ich sie an und spürte im nächsten Augenblick ein heftiges Brennen an meiner Wange und saß auf dem Boden. Mein Vater stand über mir und brüllte mich an. Irgendwas...ich verstand es nicht. Ich war wie gelähmt...Er packte mich am Kragen und schüttelte mich. Dann schubste er mich zurück. Mein Kopf schlug auf dem Holzboden auf.
„ Und jetzt verschwinde du Bastard, bevor ich mich nicht mehr zurück halten kann!", schrie er und stampfte in die Küche, wobei er mir nochmal auf die Hand trat. Ich sah geschockt auf und blickte meine Mutter Hilfe suchend an. Sie wandte sich genervt an und ging hoch. Ich schluckte trocken.
Da habe ich meine Antwort wohl...Zittrig hielt ich mich am Stuhl fest auf dem ich eben noch saß und raffte mich auf um so schnell wie möglich in mein Zimmer zu kommen, welches ich abschloss.
Ich konnte nicht richtig Atmen. Es tat weh...wie das sehen und sogar blinzeln. Mein Körper fühlte sich so schwer an und meine Beine zitterten. Mit Mühe setzte ich mich an den Tisch und schrieb Tea.

[18:28] Addam: Hi, Daddy. Ich wollte nur schreiben, dass ich zu dir darf in den Ferien. Ich freue mich schon sehr. :3 Nur gehe ich jetzt erstmal schlafen. Bis morgen und Gute Nacht. <3

Ich schickte die Nachricht ab und schleppte mich mit letzter Kraft zum Bett, auf welches ich mich fallen ließ und leise hinein schluchzte.

My Daddy × tardy ×  WIRD KORRIGIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt