5. Keine Ahnung

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Es war schon Mittwoch, als Fabienne morgens aufstand und bemerkte dass Anna nicht neben ihr lag. Sie stand auf und ging in die Küche. Sie fand dort einen Zettel an der hässlichen, grellpinken Pinnwand, die Tina ihnen ca. vor 2 Jahren zum Valentinstag geschenkt hatte. Ja, zum Valentinstag. Zu der Zeit hatte sie eine Trennung durchgemacht und anscheinend war das irgendwas was ihr den Kummer mindern konnte. Fabienne wollte die Pinnwand schon mehrmals entsorgen, aber dann enstand immer ein Streit aus der Sache und sie musste sich dann noch andere Dinge von Anna anhören. Der Streit endete meist so, dass Fabienne die Wohnung mit den Worten "dann sei doch mit ihr zusammen, wenn sie so toll ist!", verließ. Sie wollte immer die Tür fest zuknallen, aber sie bremste diese immer aus. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn das ganze Haus wüsste,dass sie sich streiten. Auf dem Zettel stand " Hallo Zukünftige :-) Ich bin im Tattoo Studio, lass mir den Schmetterling zuende machen. Ich rufe dich später an, Kuss."
Fabienne nahm den Zettel von dem Pinnboard. Jedoch riss sie zu fest dran, sodass das Pinnboard sich vom Nagel aus der Wand loslöste und auf den Boden fiel. Knallte! Die vielen kleinen aufgeklebten Schmetterlinge und Herzchen flogen durch die Küche und der billige Holzrahmen durchbrach. "Ach du scheisse" sagte die noch halbschlafende junge Frau und hörte nur die Kaffeemaschine piepsen. " Ja ich brauche dich jetzt Kaffee". Sie nahm die Tasse in die Hand und nippte dran, dabei sah sie das Unglück vor sich liegen. " Mein Gott so ein hässliches Teil. Ich glaube es war Zeit für dich." Ihr Firmenhandy klingelte aus dem Nebenzimmer. Sie sprang über die Teilchen und telefonierte kurz mit einem Kunden, dabei setzte sie sich an den Computer. Sie war Übersetzerin. Sprachen war ihre Leidenschaft. Sie war immerschon talentiert gewesen und konnte mittlerweile 7 Sprachen in Wort und Schrift und 2 zusätzliche nur in Wort, darunter Chinesisch und Japanisch. Vor einigen Jahren gründete sie ihre eigene Firma und es lief gut, da sie eine Person war die viele Sprachen konnte. Die meisten Kunden kamen aus Asien, buchten ihr Sprachtalent sogar für viel Geld, um mit ihr Europa zubereisen und alles übersetzt zu bekommen. Anfangs war es aufregend und Fabienne konnte viele Orte gratis besichtigen und bekam dafür Geld. Sie lernte Menschen kennen und konnte sich somit international einen kleinen Kundenstamm aufbauen. Irgendwann war es allerdings zu viel Stress und Fabienne konzentrierte sich nur auf Ausflüge innerlhalb ihrer Stadt oder in Ausnahmefällen innerhalb ihres Landes. Neben den ganzen Ausflügen, übersetzte sie auch viele Texte. Sie hatte kein eigenes Büro, sie traf sich mit ihren Kunden entweder in einem gemieteten Büroraum oder in einem Cafe. Heutzutage kam alles per Email zu ihr angeflattert oder per Post.
Sie hörte wie sich oben die Tür schloss und jemand im Treppenhaus runter kam und die letzten Stufen hinabsprang. Ob es Maria war, die so pfiffig die Treppen runter rannte ? Fabienne stand auf und ging zum Fenster. Sie sah tatsächlich Maria. Sie trug eine schwarze Skinnyjeans. Graue New Balance Sneaker, konnte Fabienne auch erkennen. Eine Art Lederjacke und eine graue Umhängetasche. Sie schloss ihr Fahrrad auf und fuhr weg. Es klingelte wieder. Diesmal war es das Haustelefon. "Guten Morgen, schon wach?" Fabienne verstand die Logik nicht dahinter, wenn ihre Freundin sowas fragte. Wie sollte sie nicht wach sein? Wenn sie zuhause anrief und wusste dass sie Fabienne damit wecken würde. Fabienne ging nämlich immer ans Telefon, auch wenn sie sich auf dem Weg dahin das Bein brechen würde. Ihr war es immer wichtig abzunehmen. Sie musste immer ans Telefon. Es war fast wie ein Tick. " Ja ich bin schon wach und ich habe die Pinky Wand zerstört... ausversehen natü.."- "Was?! Wie !? Wie ist das passiert?! Sag nicht du bist immernoch genervt, dass Tina letztens ins Bad reingeplatzt ist ?!" - "Äh was? Nein! Und Hää? Was hat jetzt ... Hat sie dir das etwa erzählt?" - "Ja hat sie, du kennst sie doch und sie war traurig, dass du sie nicht ernst genommen hast. Sie legt viel Wert auf das was du sagst, und das finde ich gut, denn du hast den besseren Geschmack von uns ...eigentlich .. Warum magst du sie ni..." - "Nein Anna hör auf! Wir wollen jetzt nicht darüber reden, meine Laune ist eh schon angespannt" -Stille- " Oh es geht weiter, melde mich später nochmal." Fabienne legte den Hörer wieder auf die Station und nahm tief Luft. In der Küche sammelte sie alle Kleinteile zusammen und legte sie auf das Pinnboard in die Ecke. ~ Nein, ich werde es nicht reparieren. Du kommst weg! Aber das macht dann Anna... oder ich finde dich im Keller ..ach nein, Tina würde es niiiiie verzeihen.... ~ Bei diesen Gedanken rollte sie die Augen.
Der Tag verlief unspekatakulär am Computer. Irgendwann bekam Fabienne eine SMS von Anna, die sich mit ihr zum Essen in der City treffen wollte. Fabienne sagte zu.

In einem kleinen Restaurant aßen sie zusammen zu Mittag. " Was ist los Fabienne?" fragte Anna schließlich. "Was soll sein?" - "Na ich merke doch du bist wieder so .." ~Hat sie es wirklich gemerkt, dass es mir nicht gut geht wegen der Hochzeit ? ..Aber ich war doch die Kleider anprob...~ " Ja, du bist irgendwie eifersüchitg auf Tina habe ich das Gefühl, aber das brauchst du nicht. Ich liebe dich und wir heitraten bald." Fabienne wollte jetzt etwas schroff antworten, aber sie sagte nichts und trank einen großen Schluck Apfelschorle. Anna schaute sie fragend an. "Ich bin nicht eifersüchtig, aber ich denke. Also ich denke, dass sie mich irgendwie anmachen will." - "Was? Oh Fabienne bitte! Hör auf mit dem Blödsinn. Sie ist meine beste Freundin und hatte bis jetzt nur was mit Männern." - "Ja schön für sie, aber du hättest sie sehen müssen im Bad, wie sie mich angeguckt hat. Ich wette mit dir, wenn ich .." - "Nein Stop! Ich will das nicht schon wieder hören.Sie ist meine beste Freundin! " Das Handy von Anna brummte. " Oh das ist Tina, sie sitzt im Bistro Lillie. Wir können zu ihr und das da jetzt klären! " Fabienne machte große Augen und verschluckte sich fast bei ihrem letzten Schluck aus dem Glas. " Das ist nicht dein ernst oder? Du willst sie jetzt damit konfrontieren? Ich möchte das nicht!" Anna legte das Handy in ihre Handtasche und hob die Hand, um dem Kellner zu signalisieren, dass sie zahlen möchte. " Ich möchte vor meiner Hochzeit ein klares Verhältnis zwischen dir und Tina." - "Ach so, ja toll, du möchtest es, aber das es für mich total unangenehm ist das ist natürlich unwichtig. Ich möchte das nicht!" Anna bezahlte und stand auf. "Komm jetzt, stell dich nicht so an. Wir klären das jetzt gemeinsam." Fabienne stand auch auf und zog sich ihre Jacke an und beide gingen los. In nicht so weiter Entfernung erblickte Fabienne Maria, die gerade Tina bediente. Tina saß natürlich draußen und sonnte sich. Fabienne fiel wieder ein,dass Maria dort arbeitete. ~ oh mein Gott, warum passiert das nur? Hat sie nicht gesagt sie arbeitet nur in der Küche?~ Fabienne blieb abrupt stehen, sie wollte da nicht hin. Nicht in dieser Situation. Nicht mit Anna und nicht auch noch mit Tina, die das ganze Bistro unterhalten konnte. Anna blieb nach paar Schritten stehen und drehte sich zu Fabienne um. " Was ist los? Jetzt komm und mach kein Drama, sie ist meine beste Freundin, ich kenne sie." In dem Moment rief auch schon eine Stimme " Heyyyy ihr beiden ". Tina liebte es die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Paar andere Menschen an den anderen Tischen drehten sich auch um und blickten zu ihnen. Maria stand an einem anderen Tisch und notiere etwas und hob nach dem Geschrei auch den Kopf und blickte zu Anna und Fabienne. "Du hast echt eine tolle beste Freundin! " sagte Fabienne ironisch und in einem genervten Ton. Beide setzen sich zu Tina. Fabienne hörte Tina kaum zu. Sie schaute gelangweilt zur Bistrotür bis sie sah wie sich Maria langsam näherte. " Schatz, bestell mir bitte ein Wasser, ich muss kurz auf Toilette" Ohne nichts weiters zu sagen, sprang sie auf und ging auf Maria zu. Beide schenkten sich ein kurzes "hallo" und gingen aneinander vorbei. Auf der Damentoilette wusch sich Fabienne die Hände. Immer und immerwieder betätigte sie den Druckknopf,um wieder Wasser fließen zu lassen. Als sie schon eiskalte Hände hatte trocknete sie diese und legte sie kurz in den Nacken und versuchte sich zu entspannen. Sie zuckte leicht zusammen, als die Tür auf ging und Maria herein kam.

oh là là ! [ lesbisch ]  #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt