Kapitel 12: Elisabeth

3K 179 12
                                    

Es war ein warmer und schöner Tag. Die Sonne schien und  James war in Eile. „Hast du alles eingepackt, Schatz?" sagte er hektisch und krampte unkoordiniert in der Küche rum. „Mittagessen? Hefte? Stifte? Etwas zu trinken?" Elisabeth lächelte und nickte: „Ja Papa, alles dabei.". James trug ihren Rucksack zur Tür und Eli nahm ihn an sich. „Papa, es ist gut." Sagte sie leicht genervt. Sie drehte den Tür Knauf auf und lief durch den Vorgarten zur Bushaltestelle gegenüber vom Haus. James stand im Türrahmen und Clara kam mit zwei Tassen Kaffee zu ihm. „Und sei immer höflich zu deinen Lehrern und Klassenkameraden. Und benimm dich. Und..." rief er Eli hinterher. „Lass gut sein, Liebling." Sagte Clara und gab ihm die Tasse. „Sie wird das schon schaffen, ist ja nicht ihr erster Schultag." Clara gab James einen Kuss auf die Wange und lag ihren Arm um seine Hüfte. Er lächelte und schaute Eli hinterher, die gerade in den Bus einstieg. Clara ging ins Haus und James schaute dem Schulbus noch hinterher bis er außer Sichtweite war. „Darf ich ihnen etwas zum Frühstücken bringen, Sir?" fragte Charles, der plötzlich hinter ihm stand. James fuhr erschrocken herum und brüllte: „Charles! Schleichen sie sich nicht immer so an mich heran!" „Entschuldigen sie, Sir.", sagte Charles ruhig, der nie eine Miene verzog. „Bitte bringen sie mir das Frühstück in mein Arbeitszimmer. Ich hab noch einiges zu erledigen." Sagte James und ging zu seinem Arbeitszimmer. Auf dem Weg die Treppe hinauf blieb er vor einem Gemälde stehen. Es war eine Fabrik zu sehen und das Gemälde war in Grautönen gehalten. Er musste schmunzeln als er das Bild sah und ging weiter zum Arbeitszimmer. An der Tür klopfte er und sagte laut „Her rein!" und öffnete die Tür. Gerne stellte er sich vor jemand wäre im Zimmer und erwartete ihn. Er schloss die Tür hinter sich und ging zum Schreibtisch. James ließ sich in seinen Ledersessel fallen. Wenige Minuten später klopfte es an der Tür und Charles kam mit einem üppigen Frühstück her rein. Gebratener Speck, Rührei, Toast, duftender Kaffee und Gebäck waren ansehnlich auf einem Tablett angerichtet. Charles stellte das Tablett mit dem Frühstück auf den Schreibtisch und ging wieder ohne ein Wort zu sagen.

James hatte so einen großen Hunger, dass er den Kaffee, das Gebäck und das Rührei gleich verschlang. Zufrieden lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schaute auf die Pendeluhr. Es war erst sieben Uhr dreißig und das Meeting begann erst gegen neun Uhr, er hatte noch genug Zeit um sich bei einem Whiskey und einer Zigarre zu entspannen. James schloss die Augen und genoss die Stille. „LÜGNER!", hallte es durch den Raum. Er riss seine Augen auf und schaute durch das leere Zimmer. „LÜGNER!" ertönte es wieder und James sprang von seinem Sessel auf. „Wer ist da?" fragte er in den leeren Raum. Stille. James rieb sich die Schläfen. „Was passiert nur wieder mit mir?" fragte er sich und hörte ein lachen. „LÜGNER!" hallte es wieder und plötzlich klingelte sein Telefon. James zuckte erschrocken zusammen und nahm den Telefonhörer ab. „Mr. Taylor? Hier ist Ensley, ihr Berater. Das Meeting kann nun stattfinden." James war ein wenig neben sich und sagte Geistesabwesend: „Ja, lassen sie uns bitte beginnen."

Als Elisabeth nach Hause kam, war  ihr Vater immer noch im Meeting. Clara war gerade beim Essen kochen, da sie Charles den Rest des Tages frei gegeben hat. Es duftete nach Orangen, Rindfleisch und Kohlsprossen. Eli ließ ihren Rucksack mit den Schulbüchern auf den Boden fallen und lief in die Küche. Ihre Mutter lächelte sie an: „Hi Spatz. Wie war dein Schultag? Hast du Hunger?" Eli nickte nur und setzte sich an den Eichentresen. „Sei so gut und geh noch schnell deinen Vater holen, er hat sicher Hunger." Sagte Cara und fing an das Essen auf Tellern anzurichten. Eli stand auf und ging die Treppe nach oben zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Sie öffnete die Tür und lief freudestrahlend zu James, der noch vor dem Rechner saß. „Hallo Papa!", rief sie und sprang auf seinen Schoss. James drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte. „Hallo Schatz. Wie war dein Tag?" „Total super. Wir haben mit dem Einmal eins angefangen und Tobi McCoy konnte das schon. Der ist total schlau." Die Worte sprudelten nur so aus Eli her raus und nach fünfzehn Minuten gingen beide runter in die Küche.

Nach dem Essen steigen alle ins Auto und fuhren zur Mall. James hatte Clara und Eli versprochen heute einiges Einzukaufen. Eli wollte neue Hefte für die Schule und einen Füller. Clara wollte neue Klamotten, da sie immer jammerte, sie hätte nichts zum Anziehen. Elisabeth staunte nicht schlecht, als sie die vielen Geschäfte sah und freute sich richtig. James ging mit ihr zu einem Schreibwarenladen, der im ersten Stock war. Eli rannte rein und blieb vor den Füllfedern stehen, die hinter einer Glasvitrine waren. „Schatz, Such dir in Ruhe einen aus. Ich bin mit Mami gegenüber und such für sie ein Kleid. Ok?" sagte James und Eli nickte ohne den Blick von den vielen schönen Schreibern zu lassen. James und Clara gingen ins Klamotten Geschäft gegenüber und James stellte sich so, dass er Elisabeth im Blickfeld hatte.

Kaum war James mit Clara drüben, trat ein Mann auf Elisabeth heran. „Hallo Eli." sagte Jemand hinter ihr. Eli drehte sich um und schaute einem älteren Mann an, der einen schwarzen Ledermantel und einen schwarzen Hut trug. Mordokai lächelte. „Ich bin ein Freund deines Vaters und ich wollte dir etwas zeigen." Lou nahm Eli an die Hand und sie ging wie in Trance mit ihm mit. Als James sich umdrehte um nach seiner Tochter zu schauen, war sie verschwunden. „Schatz, ich geh mal kurz nach Eli schauen." Sagte er mit ruhiger Stimme um sie nicht zu beunruhigen und ging aus dem Laden. Er blickte sich zum. Keine Spur von Elisabeth. Zwischen den vielen Menschen konnte er nichts erkennen und ging in den Schreibwarenladen zum Verkäufer. „Hallo. Haben sie gesehen, wo das kleine Mädchen hingegangen ist, was eben noch vor der Vitrine stand?" fragte James aufgeregt. Der Verkäufer nickte. „Ja, sie ist eben rausgegangen. Ich dachte sie wollte zu ihnen zurück, da sie so plötzlich gegangen ist." James drehte sich um und ließ den Verkäufer stehen. Panik breitete sich ihn ihm aus. „Wo kann sie nur hin sein?" fragte er sich und rief laut „Eli?!" Er lief die Rolltreppe runter ins Erdgeschoss. Vielleicht war sie im Süßigkeiten Laden, am Anfang der Mall. Clara hatte die rufe ihres Mannes gehört, lag das Kleid weg und lief aus dem Laden raus Richtung Ausgang.

James erreichte den Laden, aber keine Spur von Eli. Sein blick schweifte umher und als er durch die Glastür schaute, die zur Hauptstraße ging, wurde er kreide bleich. James rannte zur Tür und stieß einige Passanten weg und schlug die Tür auf, dass sie fast an der Wand zersprang. Elisabeth lief langsam über die Straße, als ob sie wem Folgte und beachtete den Verkehr nicht. „ELI!!! NEIN!", schrie James und rannte in Elisabeths Richtung. Eli drehte sich um und sagte freudestrahlend „Papa!". Der Pickup konnte nicht mehr bremsen und erwischte Elis kleinen Körper frontal. Das kleine Mädchen mit dem Rot-weiß gepunkteten Klein flog durch die Luft und schlug auf den Asphalt aus. Ihr Kopf zerschmetterte auf dem harten Boden. Schneide- und Eckzähne brachen her raus und verteilten sich auf der Straße. James blieb stehen und verstand nicht was er da gerade sah. Clara stürmte aus der Tür raus und rannte zum Körper ihrer Tochter. „ELI! ELI!" schrie sie und tränen liefen ihr über das Gesicht. Die fiel vor ihrer Tochter zu Boden und nahm den Leblosen Körper in den Arm und wog ihn, als ob sie wollte, dass sie einschläft. James stand immer noch regungslos da und blickte in die Leere. Auf der anderen Straßenseite erblickte er einen schwarzen Mantel, der gerade fortging ohne dem Unfall beizuwohnen. Menschen drangen sich an James vorbei um zu sehen was passiert war. Sie stießen ihn und schubsten ihn, doch James spürte es nicht und konnte sich auch nicht mehr bewegen. Er sackte auf die Knie zusammen und fing an zu weinen und zu schreien. Seine Tochter lag ruhig auf der Straße und das Blut floss aus ihren offenen Schädel. James sah immer noch das freudestrahlende lächeln seiner Tochter. „Papa!" hallte es in seinem Kopf. Dann wurde es schwarz und er verlor das Bewusstsein.

Die Mordokai Trilogie: Der GastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt