Kapitel 10: Gewissen

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Wolken zogen auf und tauchten die Welt in Dunkelheit. Die Bäume wogen sich im Wind, das Zwitschern der Vögel verstummte. James stand am Fenster und schaute auf den Garten. Regentropfen landeten still und allein auf dem Fenster. Seine Miene verfinsterte sich, wie der Himmel und er fing an seine Gedanken nachzugeben.

<War Mordokai wirklich der, für den er ihn hielt? Was würde mit seiner Familie passieren, wenn er das Zeitliche segnet? Gab es eine Möglichkeit aus diesem „Packt" rauszukommen? Oder war alles einfach nur eine Einbildung? Ja, ganz sicher! Es musste eine Einbildung sein. Niemand sah den alten Mann oder sprach mit ihm, außer mir selbst! Eventuell hatte ich im Leben einfach nur Glück und Mordokai war eine Einbildung, Wahnvorstellung oder so etwas Ähnliches.>

*Glaubst du das wirklich?*, meldet sich etwas in seinem Kopf.

<Er  musste eine Einbildung sein, niemand sah ihn doch!>

*Du hast ihn aber gesehen.*

<Sonst keiner!> schrie James.

*Hast du ihm nicht die Hand geschüttelt?*

<Ja, aber... ich weiß es nicht mehr genau.>

*Was ist los? Zweifelst du an dir selbst?*

<Ich bin James Taylor. Ich weiß wer ich bin!>

*Wirklich?* spottete die Stimme.

<Ich bin ein erfolgreicher Geschäftsmann. Mein Name ist James Taylor!>

*Bist du dir auch sicher „James"?*

<Rede nicht so herablassend mit mir!>

*Ich bin DU! Du redest mit dir selbst!*

<Ich weiß nicht mehr was real ist. Was ist nur los?> James fiel auf die Knie und hielt sich den Kopf vor Schmerzen.

*Doch! Du weißt es genau. Du feiger Hund verdrängst es nur!*

<Aber....>

*KEIN ABER DU JÄMMERLICHER GESTALT!*

<Was erlaubst du dir?!>

*Sieh dich nur an James! Ich bin dein zweites ICH! Dein starkes, selbstbewusste ICH und nicht so eine kleine Figur, die nicht mehr als mein Schatten ist. Du hast alles und nichts! Deine Frau belügst du und erzählst ihr nicht mal die Wahrheit!*

<Wie sollte ich auch? Sie würde es nicht verstehen!>

*Oh guter James, niemals würde sie einen Psychopathen lieben.*

<Du lügst!>

*Warum sollte ich? Ich kann dich gar nicht belügen.*

James rang nach Luft. <Was willst du von mir?>

*Das weißt du genau!*

<Mordokai.>

Ein Lachen durchdrang seinen Kopf und hallte lange nach.

*Ich will deinen Wahn nicht, James! Ich will die Kontrolle wieder haben!*

<Niemals!>

*Dann werde ich sie mir nehmen. Diesmal für immer!*

Ein Grinsen breitete sich auf Taylors Gesicht aus und ein funkeln war in seinen Augen zu erkennen. Und so wie die Regentropfen, lief ihm eine einzelne Träne die Wange runter. Still und leise.

Die Mordokai Trilogie: Der GastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt