Wenn sich der Schalter umlegt

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Der Fremde setzte mich in der Innenstadt ab und ich lief zum Hotel. Immer wieder kamen mir Tränen, doch ich wischte sie einfach weg.

"Ich gehöre doch nicht zu den Mädchen, die wegen so einem Scheiß weinen!", redete ich mir immer wieder ein.

Ich drängelte mich durch die Menschen, auf dem Bürgersteig. Alle starrten mich an, als wäre ich ein Alien. Ich hatte so keinen Bock auf diese Blicke, dass ich ihnen entweder die Zunge raus streckte, zu zwinkerte oder ihnen den Stinkefinger zeigte.
Mila würde auch zu diesen Menschen gehören, die mich bemitleiden, wenn ich ins Hotel gehe.
Ich blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen.
Vielleicht ist ja genau das das Problem. Das ich mich bemitleiden lassen. Wahrscheinlich denken alle, dadurch können sie mit mir machen, was sie wollen. Früher hätte sich niemand getraut so mit mir zu reden, wie Lisa. Doch heute traut mir keiner mehr zu, dass ich eine Bitch bin.
Ich hatte mich verändert und genau das musste sich jetzt ändern.
Ich betrachtete mich in Schaufenster.
Was habe ich da eigentlich an?! Damals hätte ich niemals Blumen getragen. Ich riss das Blumen-Haarband aus meinen Haaren und warf es in den nächsten Mülleimer.
Jetzt konnte es doch nur noch besser werden.

Im nächsten Laden, wechselte ich mein Festival-Outfit zu einer Leder Highways, einem weißem Croptop, einer Jeansjacke und High Heels. Ich ging aus dem Laden, setzte meine Sonnenbrille auf und stolzierte durch die Straßen.
Es war erst gegen 22:30 Uhr und im Hotel konnte ich mich nicht blicken lassen, also entschied ich mich in den nächsten Club zugehen.
Ich betrat einen Club, mit der roten Aufschrift: "Crossover", auch ohne Geld dabei zu haben.
Ich legte einen sexy Walk hin und posierte an der Bar. Immerhin musste ich mir meine Drinks ja verdienen. Es dauerte keine 5 Minuten da kam schon ein Typ auf mich zu.

"Na, so allein?", lallte er.

"Jetzt ja nicht mehr.", legte ich meine Hand verführerisch an seinen Hals.

"Zwei...?", begann er.

"Gin Tonic.", beendete ich seine Bestellung.

"Ich bin Marc.", grinste er und starrte mich an.

"Lucy.", log ich.

Die Gin Tonic wurden zu uns geschoben und Marc bezahlte.

"Danke, du bist ein Engel.", grinste ich, nahm die Gläser und verschwand von der Bar.

Marc blieb verwirrt stehen.
Ich stellte mich an die Wand. Exte den ersten Gin Tonic und schmuggelte das Glas einem Pärchen unter. Mit dem zweiten Glas lief ich an einer Gruppe von angetrunkenen Typen vorbei, die mich sofort aufnahmen.

"Lucy.", stellte ich mich vor und setzte mich zu ihnen.

"Was darfs sein, Lucy?", fragte der eine und gaffte mich wiederlich an.

"Eine Flasche Wodka.", zwinkerte ich ihm zu.

Nachdem die Flasche leer war, verabschiedete ich mich von meinen Opfern und torckelte auf die Tanzfläche. Von allen Seiten wurde ich angetanzt. Der Rauch stieg mir zu Kopf und plötzlich sah ich überall Ben.

"Nein! Verpiss dich!", schrie ich.

Ich rannte an den verwirrten Menschen vorbei zur Bar.

"Eine Flasche Wein.", bestellte ich.

Als die Flasche ankam, zeigte ich auf den Typen neben mir:"Er bezahlt für mich."

Der Typ sah mich stutzig an und in dem Moment verschwand ich aus dem Club.
Ich öffnete die Flasche und stöckelte betrunken durch die dunkle Stadt.

"Du Arsch!", kam es aus mir raus.

Alle starrten mich an, doch das war mich vollkommen egal. Ich ging auf einen Brunnen zu, zog wackelig meine High Heels aus und stieg in den Brunnen.

"Du gehörst zu mir!", schrie ich den Brunnen an.

Da bemerkte ich mein Handy in meiner Hosentasche. Langsam zog ich es heraus und ging ohne auf den Display zu sehen ran.

"Hallo?", lallte ich.

"Grace! Oh mein Gott! Was ist passiert?", erkannte ich Mila.

"Ich feiere gerade mit meinem neuen Freund", erzählte ich und deutete auf den Brunnen.

"Wer ist denn dein neuer Freund?", fragte sie hektisch.

Ich sah mich nachdenklich nach einem Namen um, als ich auf der Mauer "Nachtigall" gesprayt sah.

"Nachtigall.", antwortete ich überzeugt.

"Und wo sind du und Nachtigall gerade?", fragte sie ruhig.

"In Hamburg.", kicherte ich.

"Grace! Reiß dich zusammen! Wo seid ihr und wo ist Ben?", fragte sie panisch und wurde lauter.

Ben! Wie ich diesen Namen hasse.
Ich legte einfach auf und warf mein Handy ins Wasser.

"Ich will nie wieder was von Ben wissen!", rief ich dem Handy hinterher.

"Er hat sich für Lisa entschieden.", murmelte ich traurig.

Erneut begannen Tränen über neuen Wangen zu kullern. Ich atmete tief ein und wischte sie weg.

"Soll er doch! Er ist mir eh zu langweilig geworden! Immer nur diesen Drama!", rief ich einer Passantin zu, die gerade verstört an mir vorbei ging.

"Entschuldigung, junge Dame?", ertönte eine tiefe Stimme hinter mir.

Ich drehte mich erschrocken um, die zwei Männer sahen wie Polizisten aus, aber das hätte jeder sein können.

"Hey! Nachtigall, wir haben neue Gäste auf unsere Party!", erhob ich die Flasche zu dem Brunnen.

"Wie ist ihr Name?", wollte der Mann wissen.

"Wird das gerade eine Anmache?", grinste ich ihn an.

"Haben sie Drogen genommen, junge Dame?", fragte der Andere.

"Keine Ahnung...wird das hier etwa ein Verhör?", lachte ich.

"Wir müssen sie leider bitten mit uns zu komme.", griff der eine nach meinem Arm.

"Hey! Nicht so schnell! Du bist ja ganz süß, aber nicht mein Typ!", schüttelte ich den Kopf.

"Grace!", kam jemand auf uns zu gelaufen.

"Was willst du denn hier?", erkannte ich Mila.

"Entschuldigen sie, Officer! Ich habe sie nur für ein paar Sekunden aus den Augen gelassen. Sie ist meine Schwester!", log Mila.

"Nachtigall, hörst du was die da erzählt?", lachte ich den Brunnen an.

"Das wird nicht nochmal passieren.", versprach Mila und griff mir unter den Arm.

"Passen sie das nächste Mal besser auf.", verlangte der Polizist und steckte die Handschellen wieder zurück.

Mila nickte und ging mit mir an den Polizisten vorbei, während ich dem einen zuzwinkerte.

"Hey, halten sie sie auf! Sie hat die Wein Flasche geklaut!", kam der Typ von der Bar schreiend auf und zugerannt.

"Grace!", rief Mila sauer, begann zu rennen und zog mich hinter sich her.

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