Ein alter Bekannter

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"Ben?", flüsterte ich überrascht.

Ben starrte mich erschrocken an.
Er hatte sich wirklich kaum verändert! Er sah noch genau so gut aus, wie vor drei Jahren. Wenn er vielleicht auch, wegen dem Motoröl und dem Blaumann, noch ein bisschen besser aussah.
Ich konnte mich noch genau an unseren Abschied erinnern: Er stand in meinem Zimmer hatte mich geküsst und gesagt das er mich liebt. Ich hatte das erwidert, nachdem er aus dem Fenster verschwunden war...

"Grace.", antwortete er leise.

Ich hatte keine Ahnung wie ich jetzt reagieren sollte. Er stand zwei Meter vor mir und starrte mich ungläubig an.
Mila traute sich ebenfalls nicht etwas zu sagen.

Ben schüttelte lachend den Kopf.
Ich schmunzelte und ging auf ihn zu.

"Ich glaubs einfach nicht.", grinste er und umarmte mich.

"Denkst du ich?", kicherte ich und löste mich wieder von ihm.

"Ich dachte ich sehe dich nie wieder!", wurde er plötzlich ernst und sah mir tief in die Augen.

"Ich hab dich vermisst.", flüsterte ich und lächelte ihn an.

"Ben!", rief ihn plötzlich jemand.

Ich ging einen Schritt zurück, als hinter einem der Autos, ein Mädchen auftauchte.
Sie hatte lange schwarze Haar und der Blaumann stand ihr unglaublich gut. Sie war wirklich hübsch und sah exotisch aus.
Mein Lächeln verschwand wieder, als sie auf Ben zuging und ihn küsste.
Dann drehte sie sich zu uns und musterte uns arrogant.
Ben legte seinen Arm um sie und sah mich an.

"Lisa, das sind Grace und Mila. Ich kenne sie aus Berlin. Wir...wir waren früher befreundet.", erklärte er und sah mich eindringlich an.

Befreundet? Ich weiß ja nicht, ob er uns vertauschte, aber wir waren auf jeden Fall nicht nur 'befreundet'!

"Wie süß! Was macht ihr denn in Hamburg?", wollte Lisa wissen und musterte uns immer noch arrogant.

"Wir feiern unseren Abschluss!", antwortete Mila und hackte sich bei mir ein.

Ich bekam kein Wort raus. Er hatte also eine Freundin und fand das 'uns', was wir mal hatten, nicht mal erwähnenswert.

"Herzlichen Glückwunsch!", lächelte Ben uns an.

"Von mir auch.", lächelte Lisa aufgesetzt.

"Danke.", murmelte ich.

"Was wollt ihr denn hier?", fragte sie weiter uns klammerte sie an Bens Arm.

"Wir haben einen Lackschaden.", wiederholte Mila.

"Ich kümmere mich drum.", antwortete Ben und folgte uns auf den Hof.

Seine Freundin kam glücklicher weise nicht mit.
Mila zeigte Ben den Schaden.

"Das bekommen wir wieder hin.", erklärte er zuversichtlich und kniete sich vor das Auto.

Ich konnte einfach nicht aufhören ihn anzusehen. Er sah noch genau so aus wie früher. Als wäre er gerade erst von der Schule geschmissen wurden, als hätte er mich gerade eben erst geküsst...
Da zog mich Mila zur Seite.

"Du starrst ihn an!", ermahnte sie mich.

"Er hat sich kein bisschen verändert.", bemerkte ich.

"Vielleicht nicht vom Aussehen, aber er steht jetzt auf spanische Bitches!", erinnerte sie mich.

"Wir sollten gehen...", murmelte ich.

"Nein, du bist noch nicht fertig mit ihm, dass sieht man. Du stellt dich jetzt neben ihn und ihr redet, während ich die spanische Bitch ablenke.", erklärte sie und verschwand in der Halle.

Ich wollte sie aufhalten, doch da war sie schon weg.
Ich warf einen Blick zu Ben, er hatte einen Werkzeug geholt und betrachtete den Schaden.
Langsam ging ich auf ihn zu und stellte mich neben ihn.

"Das dauert nicht lang.", sah er kurz zu mir hoch.

"Lisa...ist also deine Freundin?", fragte ich vorsichtig.

Er sah zu mir hoch und bekam einen ernsten Gesichtsausdruck.

"Ja.", senkte er wieder seinen Kopf.

"Schön, sie scheint nett zu sein.", stotterte ich.

"Ja.", lachte er.

"Was?", fragte ich schmunzelnd.

"Du magst sie nicht!", erkannte er amüsiert.

"Doch... Sie ... Sie sieht ...ganz nett aus.", versuchte ich mich raus zureden.

"Ich glaub dir kein Wort.", lachte er und stand auf.

Jetzt stand er direkt vor mir. So nah, wie er es schon lange nicht mehr war.
Wir sahen uns tief in die Augen. Ich traute mich nicht irgendwas zu sagen.
Er warf einen Blick auf meine Lippen.

"Ich hab dich vermisst.", flüsterte er.

"Du hättest niemals weg gehen sollen.", antwortete ich leise und bewegte mich keinen Millimeter.

"Ich weiß.", senkte er seinen Kopf.

Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt tun sollte. Ich fühlte mich wie damals. Ben verwirrt mich einfach jedes Mal.
Er hob seinen Kopf und sah mich an, als Mila mich plötzlich rief.
Erschrocken sprang ich von Ben weg.
Mila kam gerade mit Lisa aus der Halle.
Das war knapp! Eine Millisekunde länger und wir hätten ein Problem.

"Brauchst du Hilfe?", fragte Lisa und stellte sich zwischen uns.

"Ich bekomme das schon hin, danke. Kannst du mir aus dem Lager, den schwarzen Lack bringen?", bat er sie und sah mich kurz an.

"Für dich doch alles, mein Schatz.", lächelte sie ihn verführerisch an.

Das sah ganz danach aus, als fühlt sie sich bedroht.

Lisa ging wieder in die Halle und Mila folgte ihr.

"Tut mir leid... Ähm, ich liebe Lisa.", erklärte er und sah mich entschuldigen an.

"Klar, das ist cool.", antwortete ich verlegen und sah auf meine Schuhe.

Was hätte ich denn auch anderes erwarten können, das er drei Jahre lang auf mich wartet. Immerhin habe ich das ja auch nicht. Ich wusste ja nicht mal mehr, ob ich noch was für ihn empfand. Es war ja auch lange her als wir uns das letzte Mal gesehen hatten.

"Hast du heute Abend schon was vor?", fragte er plötzlich.

Ich schüttelte den Kopf und lächelte.

"Hast du Lust über alte Zeiten zu reden?", fragte er vorsichtig.

"Gerne.", antwortete ich verlegen und grinste ihn an.

"Hier ist der Lack.", ertönte Lisas Stimme.

"Danke, Schatz.", lächelte er.

Ich zog Mila zur Seite.

"Können wir Ben heute zum feiern mitnehmen?", fragte ich verzweifelt.

"Wieso?", wollte sie wissen.

"Wir wollen über alte Zeiten reden.", erklärte ich.

"Na klar, wir machen es einfach wie früher.", grinste sie.

"Tut mir leid, danke.", grinste ich sie an.

"Die ganze Situation ist ganz schön komisch, was?", wurde sie ernst.

"Ja, aber ich muss einfach wissen ob es noch eine Chance gibt.", seufzte ich und sah ihn an.

"Viel Glück.", antwortet sie und deutete auf Lisa, die sich gerade leidenschaftlich an ihn ranmachte.

"Dreh jetzt nicht durch, sie ist seine Freundin, sie darf das!", hielt Mila mich zurück.

"Falsch, nur ich darf das.", flüsterte ich und musterte die Beiden wütend.

"Ach, Grace.", seufzte Mila schmunzelnd.

Er gehört nicht mehr lange ihr! Diese spanische Bitch hat sich mit der falschen angelegt!



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