Doga

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Catalina
Ich folgte dem Kobold Jungen gezwungener Maßen. Er redete nicht viel. Ich hatte einige Male versucht, ihn nach dieser Doga zu fragen oder nach seinem Namen, aber er ignorierte mich einfach und als ich mich irgendwann mal geweigert hatte weiter zu gehen, hatte er mich einfach über die Schulter geworfen.
Ich war hilflos. Im Gegensatz zu mir, wusste der Junge wenigstens wie man mit einem Messer umging. Klar, ich wusste, daß ich ihn mit der spitzen Seite treffen sollte, aber einfach, wie er sich durch den Wald bewegte, zeigte mir schon, daß ich keine Chance hatte gegen ihn, nicht hier. Also ließ ich mich einfach von ihm mitschleppen. Wenn ich eine Chance sah, brauchte ich die Kraft um zu fliehen. Vermutlich würde ich selbst dann nicht weit kommen, aber ich wollte nicht kampflos aufgeben. Ich war schnell, so war das nicht, ich war einfach nicht dem Terrains bekannt. Ich könnte direkt zum Lager rennen oder zu einer Schlucht. Ich könnte in ein fremdes Gebiet von Kanibalen laufen oder ähnliches. Es war noch nicht sicher. Aber sobald ich einen Fluss hörte, könnte ich versuchen ins Wasser zu gelangen. Die Flüsse waren alle meistens rein und aus diesem Grund auch sicher genug. Und Flüsse flossen abwärts - und ich wollte abwärts.
"Du redest nicht viel, oder?," fragte ich den Jungen mal wieder.
"Hältst du endlich mal deine Klappe??", fauchte der Junge plötzlich und ich hob abwählend die Hand, auch wenn er es nicht sehen konnte. Für mich zählte die Geste.
"Mich interessiert es einfach, wieso ich gerade von einem kleinen Jungen zu irgendeiner Doga verschleppt werde.", meinte ich spitz und ich konnte spüren wie er vor Wut zu zittern begann.
"Ich bin NICHT klein!", knurrte er und ich lachte leise auf.
"Nein aber ich bin klein und du bist gerade mal einen Zentimeter größer als ich. Somit bist du auch klein.", meinte ich und grinste. Jetzt hatte ich seinen Schwachpunkt. Der Junge ließ sich jetzt nicht weiter behelligen und lief schneller.
"Sind wir wenigstens bald da? Mir ist nämlich schlecht.", meinte ich und hörte ihn mit Genugtuung seufzen.
"2 Minuten", meinte er und ich nickte.
"Wer ist eigentlich Doga?", fragte ich.
"Meine Anführerin."
"Gehörst du zu irgendeiner Sekte?", fragte ich und hörte, wie er erneut seufzte.
"Wir sind ein Kobold Clan."
"Deshalb bist du so klein! Du bist auch zum Teil Kobold. Koboldmensch?", fragte ich ihn.
"Ja."
"Und was wird diese Doga mit mir machen?", fragte ich.
"Das kann ich dir nicht sagen. Wenn du Glück hast, wirst du zu etwas ausgebildet. Wenn du Pech hast, stirbst du. Oder du wirst eine OneNightHoe.", meinte der Junge.
"Wie heißt du?", fragte ich, nachdem ich einige Minuten geschwiegen hatte.
"Rae."
"Das ist ein echt schöner Name. Ich bin Catalina.", erwiderte ich und hielt meine Hand umständlich über seine Schulter, so daß er sie schütteln konnte. Ich konnte ihn lachen hören, bevor er meine Hand schüttelte.
"Hast du nicht vor zu fliehen?", fragte mich Rae.
"Mich hält keine Liebe an diesem Leben. Meine Tante wurde vor 28 Tagen verbrannt, und jetzt ist ein Dorf hinter mir her. Außerhalb der Berge ist Krieg und ich müsste an meinem alten Dorf vorbei um in die Menschenwelt zu kommen.", meinte ich mit ruhiger Stimme.
"Das tut mir leid für dich.", meinte Rae.
"Geht schon. Du kannst ja nichts dafür.", meinte ich und lächelte schwach. Plötzlich vernahm ich Trommelschläge und Gelächter.
"Wir sind da.", meinte Rae und ließ mich von seinen Schultern rutschen.
"Mach nichts Dummes. Lauf so natürlich wie möglich und lass nicht den Macho raushängen. Du musst verhandeln können. Ich will dich nicht sterben sehen."
"Dann lass mich gehen."
"Wenn dich ein anderer Kobold findet oder ein anderer Clan, wirst du weniger nett behandelt.", meinte Rae zu mir bevor wir durch einige Bäume traten. Vor mir ging es einen kleine Böschung runter und zu einem großen Platz. Dort standen Zelte in einem Kreis um ein Lagerfeuer. Am Lagerfeuer tanzten einige Frauen. Sie trugen obenauf nichts und bewegten sich wie die Flammen. Einige Männer schlugen die Trommeln in einem schnellen rhythmischen Klang und die Frauen passten ihre Bewegungen dazu an. Auf der anderen Seite des Lagerfeuers saß eine dicke Frau. Sie war klein und dick. Ihre Haut war dunkel und ihr Haar in grün und gelb Tönen gefärbt. Wie mir jetzt auffiel, hatten alle Frauen ihre Haare gefärbt. Es gab Haare aller Art. Lila, Rosa, Weiß, Gelb, Gold, Blau, Grün und weiter Farben. Die Klamotten waren alle aus Leder und braun. Die Männer trugen eine Art Lederharnisch, eine Lederhose und Lederstiefel. Die Frauen trugen entweder lederne Kleider und Lederstiefel oder ein Hemd aus rauem Stoff, einer Lederhose und Lederstiefel. Auch Rae trug eines dieser Hemden.
"Rae!", rief die Frau vom anderen Ende des Feuers als sie uns entdeckte und stand mit wuchtigen Schritten auf. Die Trommeln stoppten und alle sahen sich in unsere Richtung um. Während die fette Frau auf uns zu stapfte, kletterte Rae die Böschung hinab und ich folgte ihm. Mit beiden Händen umklammerte ich meinen Beutel und beäugte die Frau misstrauisch.
"Doga!", meinte Rae weniger laut aber dennoch mit Kraft.
"Wen hast du uns denn hier mit gebracht?", fragte die Frau, die anscheinend Doga war, und sah mich leicht ungläubig an.
"Sie passierte unser Gebiet und ich habe sie mit gebracht, da ich sonst keinerlei Beute finden konnte.", meinte Rae.
"Kannst du mir verraten, WAS ich mit noch einem Kind tun soll, dessen Maul ich stopfen muss?!", herrschte ihn Doga plötzlich an und schien nur so vor Wut zu brodeln.
"Nein.", meinte Rae schlicht.
"Du hast mich schon immer mit deiner einfachen Art aus dem Gleichgewicht gebracht. Lass sie mich mal ansehen. Ich werde sie nicht gleich töten.", meinte Doga und schob Rae beiseite, der sich leicht vor mich gestellt hatte.
Doga griff harsch mit ihren breiten Fingern nach meinem Gesicht, das wegen den langen Tagen ohne viel Essen recht mager war und begann mir im Gesicht rum zu knautschen. Sie drehte es einige Male im Licht und tastete dann meinen Körper ab. Sie drückte mir einige Male auf die Hüften und ließ dann von mir ab.
"Sie ist sehr schön, wenn auch mager und sehr ruhig. Ihr Körper ist nicht vorteilhaft für eine Hure, aber durch aus als Kriegerin und Heilerin. Vielleicht auch Sammlerin.", meinte Doga und ging einen Schritt zurück.
"Komm mit, kleiner Vogel.", meinte Doga und schien damit mich zu meinen. Langsam lief ich ihr nach und setzte mich, als sie mir einen Platz neben sich zu wies.
"Wie heißt du?", fragte sie ernst.
"Catalina.", meinte ich mit ruhiger Stimme.
"Eleganter Name.", erwiderte Doga.
"Catalina?", fragte plötzlich eine ältere Dame am Feuer.
"Ist was Ruth?", fragte Doga genervt.
"Catalina, die Nichte von Margret? Tochter des Lords Killian und Lady Katharine?", fragte die alte Dame.
"Ich bin die Nichte von einer Margret, aber ich weiß nichts über eine adlige Abstammung."

The Tale of HopeWhere stories live. Discover now