Kapitel 28 (Die Macht der Kopfhörer)

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Was für ein erbärmlicher Vampir war ich eigentlich. Ernsthaft jetzt, ich heulte, wie ein Schlosshund, in die blaue Strickjacke meines Gegenübers rein und wusste streng genommen nicht einmal den genauen Grund für mein dämliches Verhalten.
"Diese Seite an dir kennt man ja gar nicht,"
bemerkte der Blonde fast lautlos, löste sich von mir und wischte vorsichtig meine kühlen Tränen weg.
"Bin ich... nicht mehr als... ein... ein Testobjekt... für dich?"
schniefte ich und drückte ihn bestimmt von mir weg. Auf dem Gesicht des jungen Mannes zeichnete sich eine totale Fassungslosigkeit ab und er erwiderte in einem schon fast wütenden Tonfall
"wie kommst du bitte auf so eine Scheiße."
"Dann erklär mir doch mal, was hier eigentlich abgeht!"
fauchte ich nahezu und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Glaub mir Kaida, wenn ich das wüsste, hätte ich einige Probleme weniger,"
antwortete der Ältere kühl und steckte einen seiner Kopfhörer ins Ohr. Nach einer Weile jedoch entfernte er diesen wieder seufzend, löste die Stöpsel von seinen MP3-Player und warf das Kabelgewirr achtlos zu Boden. Dann setzte sich der Blonde auf sein Bett und legte den Kopf auf seine Hände. Mittlerweile hatte ich mich wieder halbwegs gefangen, blickte den Vampir lange an und teleportierte dann entschlossen aus seinem Zimmer.

Verdammt, wo waren die nur! Schon fast verzweifelt drehte ich jeden noch so kleinen Gegenstand in meinem Raum gleich zweimal um, aber das Gesuchte konnte ich einfach nicht finden. Kuso... wo hatte ich die nur hingelegt! Frustriert ließ ich mich auf mein Bett fallen und stierte Löcher in die dunkle Decke.
"Warum so am Grübeln, Kleine,"
riss mich plötzlich eine ganz bestimmte Stimme aus meinen Gedanken. Ich blickte zu dem Lulatsch, welcher direkt vor meiner Schlafgelegenheit stand und seufzte
"ich suche was...".
"Oh ja, ich sehe richtig wie du hier wirklich jeden Millimeter unter die Lupe nimmst,"
antwortete der Brünette sarkastisch.
"Nicht hilfreich...,"
erwiderte ich, streckte auffordernd meine Hand aus und mein Gegenüber half mir augenrollend hoch.
"Dein Lover ist ziemlich aufgewühlt,"
bemerkte mein Gesprächspartner wie aus dem Nichts. Ich zuckte nur mit den Achseln und entgegnete
"wenn man seine Kopfhörer zu sehr beansprucht ist es schon klar, dass die irgendwann nicht mehr funktionieren."
"Bist du so dumm oder tust du nur so,"
meinte der Braungrünäugige, während er seine Hand in den Nacken legte.
"Ich tue so. Immer. Vierundzwanzig Stunden am Tag,"
antwortete ich todernst und fuhr fort
"und jetzt hilf mir bitte beim Suchen."
"Was willst du überhaupt finden?"
wollte der Langhaarige wissen.
"Kopfhörer,"
nuschelte ich schon fast und kratzte mich am Hinterkopf.
"Das ist ja süß,"
neckte mich mein Gegenüber und gab mir einen freundschaftlichen Knuff in die Seite.
"Ach halt doch die Klappe,"
murrte ich, als ich gerade sämtliche Schübe meines Schreibtisches durchwühlte.

"Mal so eine Frage, Kleine. Sind diese Kopfhörer zufälliger Weise schwarzblau?"
erkundigte sich der Brünette bei mir. Augenblicklich wurde ich hellhörig, rannte zu ihm, packte den größeren Mann an den Schultern und schüttelte ihn durch, während ich rief
"hast du sie etwa gefunden?"
"Nein. Aber als wir Mesu Ruta und dich... mitnahmen, hattest du solche in deiner Jackentasche,"
antwortete mein Gesprächspartner und löste sich aus meinem Griff.
"Und das fällt dir erst jetzt ein du vollkommener Idiot! Hol die sofort!"
herrschte ich den Langhaarigen mit einem Killerblick an. Jedoch verdrehte der Angesprochene nur die Augen und entgegnete
"meinetwegen, aber nur, weil du es bist."
Keinen Augenblick später war er verschwunden und ich ließ mich wieder zurück auf mein Bett fallen. Der Grund, weshalb ich so nett zu einem gewissen dauerschlafenden Vampir war, ließ sich recht einfach erklären. Im Gegensatz zu Karl Heinz konnte ich betroffenen Blutsauger leiden. Und deshalb glaubte ich ihm auch seine daher gesagte Behauptung. Außerdem war dieser Kerl echt komplett am Arsch, wenn er keine Musik hören konnte, und ich freute mich schon richtig auf sein dämliches Gesicht, sobald ich vor ihm auftauchen würde, denn immerhin nahm er ja an, dass er es bei mir hundertprozentig verschissen hatte.

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt