Vortex | 30.11.2011 | 29

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Wenigstens hatte dieses sture Mädchen endlich die Decken angenommen, die er ihr wie sauer Bier anbot. Aber nach wie vor schien sie ihre Zunge verschluckt zu haben, worunter ihre Verständigung sehr litt. Fanni steckte ihm an diesem Morgeb einen Block und einen Kugelschreiber in die Tasche seines Jacketts. „Vielleicht versteht die Kleine Sie ja dann und gibt Antwort," meinte sie lächelnd und drückte ihm das Tablett mit dem Frühstück in die Hand. Wie an beinahe jeden Morgen seit ihrem Auftauchen stapfte Matt nach draußen, ging zu der Eiche und kletterte daran hoch, um das geheimnisvolle Mädchen zu wecken und sie auf das Frühstück hinzuweisen. Die Unterhaltung verlief gewohnt einseitig, sein heiterer Gemütszustand blieb davon aber unbeeindruckt. Danach fuhr er zu Anni, seiner Managerin, ins Büro nach London, es ging um eine mögliche Rolle für ihn. Unterwegs rief er noch einmal Fanni an. „Pass mit bitte gut auf die Kleine auf, sonst erfriert sie am Ende noch." „Selbstverständlich, Matt. Ich kümmere mich um sie. Machen Sie sich keine Sorgen." Und Handy wieder weg auf den Beifahrersitz. Diese Ampeln raubten ihm ja sowieso schon den letzten Nerv, aber heute trieben sie es echt auf die Spitze. Jede einzelne von ihnen sprang just in dem Augenblick auf Rot, in dem er an der Anlage angelangte. Es war zum Haare ausreißen!
An der Ampelsache hatte sich nach einer Woche in Annis Londoner Büro kein bisschen was geändert und so fuhr er schimpfend wie ein Rohrspatz in den Schuppen, in dem er seinen TARDIS-Flitzer zu parken pflegte. Dann machte er sich umgehend auf den Weg in die Küche, allerdings durch die Hintertür, da dies der bedeutend kürzere Weg war.
„Hallo, Fanni! Der Doctor ist wieder da!" „Pssst, nicht so laut, Doctor." Sie bedeutete ihm, augenblicklich den Mund zu halten, wenn er sich keinen Ärger einhandeln wollte. „Sie schläft oben. Da das Gästezimmer seit der letzten Party aussieht wie ein Schweinestall - hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen das aufräumen? - nächtigt die Kleine jetzt in Ihrem Bett. Ich habe das Sofa bereits hergerichtet." Damit bekam er einen Stapel Klamotten vor die Brust gedrückt und dazu gleich noch Putzzeug. War das jetzt ihr Ernst? Na ja, das Sofa war ja noch in Ordnung, aber putzen? Die TARDIS hielt sich ja auch von alleine sauber und für sein Haus hatte er ja an und für sich Fanni eingestellt. „Muss ich wirklich?" Auch sein Bettelblick mit Welpencharakter half ihm an dieser Stelle nicht. „Abmarsch, das Zimmer räumt sich nicht von alleine auf!", gab Fanni streng zurück und schob ihn in Richtung der Treppe im Flur.

FlashbackWhere stories live. Discover now