Siana atmete tief durch und beruhigte sich, als sie bemerkte, dass keine weiteren Schattenwölfe im Nebel auf sie warteten. Sie sah sich noch einmal um und ließ anschließend ihre Waffe zurück in die Halterung an ihrem Gürtel gleiten. Traurig blickte sie zu der toten Stute im Schlamm.

"Wir haben keine Zeit. So unangenehm die Situation auch sein mag, wir müssen hier weg. Der Geruch von Blut wird schon bald weitere Wölfe anlocken" sagte Teron und stieg auf sein Pferd. Siana wusste das er Recht hatte und tastete mit den Fingern ihren Beutel ab, um sich zu vergewissern, dass das kleine Fläschchen im Inneren keine Schäden davon getragen hatte. "Es wird Zeit, dass wir Silas einen Strich durch die Rechnung machen. Bitte bring mich nach Taleth" wandte sie ihre Worte an Teron und ging zu ihm.

Er schenkte Siana ein schwaches Lächeln und half ihr aufs Pferd. "Aber sicher doch" Teron lenkte das Tier Richtung Osten. Während des gesamten Weges, wechselten sie kein weiteres Wort miteinander. Siana war einfach nicht zum Reden zumute und er schien es zu verstehen.

Allgemein war Teron sehr einfühlsam und ein eher zurückhaltender Elf. Er bevorzugte die Ruhe und schätzte die Gesellschaft von Büchern mehr, als die anderer Wesen. Daher hatte Siana sich auch umso mehr darüber gefreut, als er zustimmte sie zu begleiten. Es kam nicht selten vor, dass er sich mehrere Monate lang nicht meldete und seine Zeit in Bibliotheken verbrachte, um sein Wissen zu erweitern.

Obwohl sie nie sonderlich viel Kontakt hatten war er neben ihrem Bruder, den sie noch immer nicht für tot hielt, die wichtigste noch lebende Person in ihrem Leben. "Wir sind bald da" durchbrach Teron die Stille, als sie die magische Kuppel von Taleth durchquerten. Die Stadt war gewaltig und neben der hellgrünen Barriere die den gesamten Ort einhüllte, gab es auch noch weitere Schutzmaßnahmen um Taleth vor ungebetenen Eindringlingen zu schützen.

Massive, mit Efeu überwucherte Steinwälle umzäunten die Stadt und an den Wachtürmen standen mehrere Bogenschützen, die Ausschau nach möglichen Gefahren hielten. Als sie sich den Stadttoren näherten und diese geöffnet wurden, strahlte Siana. Ein Gefühl von Geborgenheit breitete sich in ihr aus. Taleth war schon immer eine der wenigen Städte gewesen, in denen sie sich sicher gefühlt hatte.

Das Pferd trabte die gepflasterte Hauptstraße entlang und Siana sah sich um. Hunderte von Elfen lebten hier und gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach. Einige von ihnen unterhielten sich, andere schenkten Siana und ihrem Begleiter ein warmes Lächeln, als sie an ihnen vorbei ritten. Zwei Kinder spielten in der Nähe einer Gaststädte fangen und provozierten einen älteren Mann, indem sie immer wieder um ihn herum liefen. Aus jeder Ecke drangen neue Geräusche zu ihr und sie wusste garnicht, wie sie die ganzen Eindrücke verarbeiten sollte.

Einige Händler hatten sich auf dem Marktplatz versammelt und verkauften lautstark ihre Waren, während an einer anderen Stelle ein Karren mit Obst und Gemüse ausgeladen wurde. Das Grunzen einiger Schweine war zu hören, lautes Pferdewiehern und das schlagen von Stahl auf dem Amboss der Schmiede.

Die Häuser wurden eng aneinander gebaut, um möglichst vielen Elfen ein Zuhause zu bieten. Die Dächer bestanden aus roten Dachziegeln und waren ebenso von Blumen und Pflanzen überwuchert, wie die Stadtmauer.

Ihr Blick fiel auf das höchste Gebäude der Stadt. Eine riesige Festung deren Turmspitzen so hoch waren, dass sie fast die magische Barriere berührten. Siana wusste, dass sich die Auserwählte dort aufhalten musste und gerade als Teron nach links abbiegen und vermutlich einen Pferdestall aufsuchen wollte, ergriff Siana das Wort. "Danke, dass du mich hierher gebracht hast, aber ich muss jetzt los."

Der schwarzhaarige Elf hielt das Pferd an und stieg ab um Siana runter zu helfen. "Ich verstehe" sagte er und umarmte sie freundschaftlich. "Hoffentlich kannst du der Auserwählten helfen, halte mich auf dem Laufenden und viel Glück." Er löste sich von ihr und fuhr fort "Ich werde noch ein wenig in der Stadt bleiben, du weißt ja wo du mich finden kannst." Er zwinkerte ihr zu.

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt