Er warf noch einen raschen Blick zur Guillotine auf der rechten Seite, ehe er seine Aufmerksamkeit einem Mann schenkte, der in der Mitte des Raumes auf einem Holztisch festgebunden war. Silas Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, als er den weißhaarigen Elf anblickte. "Lange ist es her, dass ich dich das letzte Mal besucht habe Azriel. Ich hoffe es geht dir gut und du hast die Gesellschaft meiner Diener während meiner Abwesenheit genossen."

Silas gab den beiden verhüllten Gestalten, die neben dem Tisch standen ein Zeichen woraufhin sie ihre glühenden Eisenstangen senkten und mit einer knappen Verbeugung in Silas Richtung, das Zimmer verließen. Azriel stöhnte vor Schmerzen. Sein Körper war mit Wunden und Verbrennungen übersät. Er trug nichts weiter, als einen Stofffetzen der seinen Unterleib bedeckte.

Als Silas in sein Sichtfeld kam und sich über ihn beugte, verengte Azriel die Augen. "Du brauchst es garnicht erst zu versuchen, ich werde dir keine Informationen geben egal was du mit mir anstellst" sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Silas behielt sein Lächeln und sah ihm in die grauen Augen. "So widerspenstig wie eh und je, deine Loyalität gegenüber den Elfen ist bemerkenswert."

Azriel sagte dazu nichts und funkelte ihn stattdessen hasserfüllt an. Silas ließ sich davon nicht beeindrucken und fuhr unbekümmert fort "Und das, obwohl sie dich nie wirklich akzeptiert haben. Du warst nie ein normaler Elf nicht wahr?" er packte Azriels Kinn und drückte es unsanft zusammen. "Deine Freude am kämpfen und töten war deinen Artgenossen schon immer ein Dorn im Auge. Daher hast du dich auch dazu entschieden, dein Zuhause zu verlassen und nach Starrigen zu ziehen." Silas fuhr mit einem Finger die lange Narbe auf Azriels Gesicht entlang. "Deine Schwester nahm an, dass du die Menschen der Stadt beschützen wolltest und dass du desshalb an den dortigen Schlachten teilgenommen hast. Aber wir beide wissen doch ganz genau, dass dir vollkommen gleichgültig war was mit ihnen geschah. Dir ging es einzig um den Adrenalinkick während des kämpfens." Der Elf schnaubte wütend doch Silas dachte garnicht daran zu schweigen. "Ich bin mir sicher, dass Siana schwer enttäuscht von dir wäre wenn sie das wüsste."

"Lass meine Schwester aus dem Spiel!" knurrte Azriel und konnte sich nicht länger beherrschen. Er spuckte Silas ins Gesicht woraufhin er sich einen so heftigen Schlag einfing, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde und sein Kiefer laut knackte.

"Wo wir gerade von deiner Schwester reden" sagte Silas mit ruhiger Stimme, als wäre nichts geschehen. "Ich weiß, dass sie dir viel bedeutet und dass sie die Einzige ist, bei der du das Gefühl hattest akzeptiert zu werden. Daher solltest du wissen, dass sie sich wahnsinnige Sorgen um dich macht und nicht daran glaubt, dass du tot bist."

Silas beugte sich zu seinem Ohr und flüsterte sanft "Sie hält noch immer an der Hoffnung fest, dass sie dich eines Tages wiedersehen wird. Wie rührend." Azriel knirschte mit den Zähnen, als Silas mit ihm spielte und eine Haarsträhne aus seinem Gesicht strich. "Wenn du nicht so unvorsichtig gewesen wärst, hätten wir dich vermutlich nicht gefangen nehmen können und es würde ihr nun deutlich besser gehen, doch so zerfressen sie ihre Sorgen um dich langsam. Es macht sie krank, kein Lebenszeichen von dir zu erhalten."

Azriels Miene veränderte sich merklich. Es war ihm anzusehen, dass er sich schuldig fühlte und dass Silas Worte ihn nicht kalt ließen, seine Augen glänzten verdächtig. "Siana" murmelte er leise und Silas Mundwinkel zuckten zufrieden, als er den Anflug von Schwäche in Azriels Gesicht entdecken konnte. Er kehrte dem Elf den Rücken zu und ging zu einem Schrank, um den Deckel eines kleinen Behälters aufzudrehen.

"Ich bringe dich um Silas, ich werde dir die Haut abziehen. Mach mich los und wir kämpfen bis zum bitteren Ende." zischte Azriel, als er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. Er rüttelte an seinen Fesseln.

Silas lachte und kam mit dem Behälter in der Hand zu ihm zurück. "Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du dich nicht gerade wie ein Elf der Königsfamilie benimmst?" fragte er gespielt vorwurfsvoll und stellte das Gefäß auf eine Ablage neben dem Tisch. "Aber du brauchst keine Angst zu haben, ich bin nicht nachtragend und verzeihe dir dein schlechtes Benehmen."

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt