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Chapter 1

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Eine unvergessliche Zeit

(Ein halbes Jahr zuvor)

Emma Thompson

Das letzte Mal atme ich zittrig aus und bringe meinen aufgebrachten Puls somit zur Ruhe.

Als mein Dad uns mitgeteilt hat, dass wir umziehen werden, konnte ich förmlich meinen Herzstillstand spüren. Über die Sommerferien hat es mir vor diesem Tag gegraut und somit habe ich versucht es zu verdrängen, ab und an sogar mit Erfolg. So auch heute. Zumindest hat es vor 13 Stunden und 861 Meilen noch ziemlich gut funktioniert. Doch jetzt stehe ich vor dem braunen Haus, dessen Fassade mit dunklen Holzpaneelen ausgestattet ist. Vor mir ist das weiße Garagentor, passend zu den ebenso hellen Fensterrahmen. Ein kleiner Weg erstreckt sich rechts neben mir, der auf die kleine Veranda führt, die von dunkelbraunen Säulen mit dem Dach verbunden wird. Der Rasen sieht saftig grün aus, kleine Büsche weisen nochmal auf den gemachten Weg hin. Ansonsten ist ein kleines Beet vor dem Haus angebracht, was, so wie es aussieht, ich wieder pflegen darf. Dem war so in Cherry Hill, New Jersey so. Dort blieb das an mir hängen, da sowohl mein Dad als auch meine Brüder nicht besonders begabt im Gebiet der Pflege sind. Da kann ich mich noch glücklich schätzen, dass ich noch nicht eingegangen bin.

Das Haus wird wie die Nachbarhäuser von der untergehenden Sonne angestrahlt, was alles in ein sich warmes sommerliches Orange taucht.

Aus dem älteren SUV steigt mein zweitjüngster Bruder aus. Auf seinem Rücken befindet sich mein Rucksack, welchen ich zugegebenermaßen vergessen hatte. Ebenso missmutig kommt er neben mir zum Stehen. „Ich meine", seine dunkelblonden Strähnen fallen in sein Gesicht, als er seine Augen auf mich legt, „es sieht gemütlich aus." Skeptisch runzle ich meine Stirn und schaue ihn von der Seite an. Sein Mundwinkel zuckt immer weiter nach oben, er weiß, welche Wirkung der Satz gerade auf mich hatte. Denn das war ein typisch aufmunternder Spruch meiner Brüder. Nur leider bewirkt es nie das, was es soll und so nehmen sie es als Provokation gegen mich auf. „Na los, wir sollten uns langsam mal alles angucken." Matt lächelt er mich an und geht voraus. Nach einem kleinen Seufzer trete ich auf den kleinen Parallelweg zum Bürgersteig und folge Henry auf das knirschende Holz der Veranda.

Ohne dass wir klingeln müssen, wird die Tür aufgerissen und ein Mann Mitte vierzig, mit grauen Haaren und einem Ansatz von einem Bart, breiten Schultern, groß und dennoch mit kleinem Bäuchlein, öffnet uns die Tür.

Meine Lippen beginnen sich bei seinem Anblick zu einem Lächeln zu verziehen.

„Hallo Dad."

Mein Vater zieht mich in eine willkommene Umarmung. Den penetranten Geruch nach Öl und Holz schließe ich sogleich in mein Herz, wie habe ich den Handwerkergeruch meines Dads vermisst. „Wie war die Fahrt?", erkundigt er sich und mustert uns nacheinander, als ob wir uns mehrere Jahre nicht gesehen hätten.

Dabei sind er und die anderen erst vor einer Woche hergekommen. Henry und ich sind die Nachzügler, da wir noch solange wie möglich in New Jersey bleiben wollten. So kommt es auch, dass wir die erste Woche und damit die Einführungsphase der Schule verpasst haben. Allerdings war es mir das wert.

„Es war ruhig, kein Stau", antwortet Henry hinter mir und stellt meinen Rucksack neben der Tür ab. Mit einem Nicken bestätige ich lediglich seine Aussage und mein Dad lässt mehr als zufrieden von mir ab.

Erst jetzt habe ich die Möglichkeit, das Haus von innen zu begutachten. Wir stehen in einem schmaleren Flur. Vor mir erstreckt sich eine Treppe, die wie die Wand in einem angenehmen Grün erscheint. Darunter führt eine Treppe nach unten. Es ist zwar dunkel, aber gemütlich eingerichtet. „Es ist schön, Dad." Lächelnd drehe ich mich zu ihm um.

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