Kapitel 6

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Levi's Pov

Eren hat sich in den letzten Tagen besonders angestrengt und hart trainiert. Seine Leistungen sind dadurch viel besser geworden und er reagiert fast gar nicht mehr auf rot. Was mir dabei aufgefallen ist, ist dass er sich meistens auf mich konzentriert um sich wahrscheinlich vom rot abzulenken. Nach jedem Erfolg glänzen seine Augen. Er ist ein so lebensfroher Junge und hat eine so schreckliche Vergangenheit. Ein bisschen Mitleid empfinde ich schon für ihn.

Ich erwache aus meiner Starre und blicke in zwei funkelnde türkisgrüne Augen. „Hallo, Levi?" Eren fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht. Ich schüttel leicht den Kopf und schlage genervt seine Hand weg. Er schaut mich verdutzt an. „Was ist denn los?" Das Balg macht ein besorgtes Gesicht. „Wir werden heute rausgehen" Sofort fängt er an über's ganze Gesucht zu strahlen. „Wirklich?", stößt er überrascht aus. Ich nicke ihm mit meinem monotonen Gesichtsausdruck zu. „Endlich!" Eren steht auf und rennt schreiend zu den Jacken und Schuhen. Dort zieht er sich in Lichtgeschwindigkeit alles an und steht erwartungsvoll vor der Tür. „Komm schon Levi, sei nicht so langsam", quengelt er. „Tch, du hast mir gar nichts zu sagen und halte dich ja unter Kontrolle!", sage ich warnend. „Jaja es wird schon nichts passieren. Ich habe doch viel geübt" Ich stecke noch den Hausschlüssel ein und verlasse mit einem sehr aufgeregten Eren das Haus.

Draußen atmet er erstmal tief ein und aus. „Das hab ich vermisst, frische Luft" Zufrieden grinst er mich an. „Wohin gehen wir?" „Wir machen einen Spaziergang im Park", erwidere ich gleichgültig. Dabei komme ich mir vor, als wenn Eren mein Hund wäre und ich mit ihm Gassi gehe. Zusammen setzen wir uns in Bewegung.

Ich glaube es war keine so gute Idee mit Eren am Nachmittag rauszugehen. Daran hätte ich denken sollen! Viele Menschen sind zu der Zeit unterwegs, kommen von der Arbeit oder Schule und wollen schnell nach Hause. Einige haben auch eine rote Jacke, aber Eren bleibt ruhig und lässt sich nichts anmerken. Er hat sich wirklich verbessert, wenn man mal überlegt wie er vor ein paar Wochen reagiert hätte. Im Park angekommen setzen wir uns auf eine Bank. Eren scheint nervös zu sein und hält etwas Abstand von mir. Schon irgendwie süß. „Ach hab dich nicht so Eren, ich beiße nicht" Er wird etwas rot im Gesicht und setzt sich näher an mich.

Eine Weile sitzen wir so da und beobachten ein paar vorbeilaufende Jogger oder Hundebesitzer, welche Gassi gehen. Plötzlich klingelt mein Handy und ich sehe, dass mich jemand von der Organisation anruft, für die ich arbeite. Ich gehe auf Anruf annehmen. Ich möchte nicht, dass Eren unser Gespräch mit anhört, weil es hauptsächlich um ihn und seine Fortschritte gehen wird. Außerdem soll er mich nicht nerven. Deswegen stehe ich auf und gehe ein paar Meter entfernt von der Bank weg.

Eren's Pov

Ich genieße die Stille und den ruhigen Moment mit Levi. So gut habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Doch diese ruhige Atmosphäre wird durch das Klingeln von Levi's Handy gestört. In solchen Momenten wünsche ich mir, dass das Handy nie erfunden wurde.
Genervt steht er auf und verkriecht sich in eine ruhige Ecke, wo er ungestört telefonieren kann.

Jetzt sitze ich alleine hier. Der Platz neben mir sieht so leer aus. Betrübt gucke ich mir den Park von meiner Bank aus an. Mein Blick bleibt bei einer Gruppe von Jugendlichen stehen. 3 große Jungs stehen vor einem kleinen, schmächtig gebauten Jungen. Sie lachen ihn aus und fangen an ihn herumzuschubsen. Als der Kleine dann hinfällt, platzt mir der Kragen und ich laufe geradewegs zu der Gruppe. „Hey, hört auf ihn so zu behandeln!" Aufgebracht schubse ich die Pferdefresse an, welche gleich auf den Kleinen eintreten wollte. Erst schauen mich alle 3 überrascht an, doch fangen nach kurzer Zeit an mich auszulachen. „Hahaha, was willst du Knirps denn dagegen tun?", fragt mich der blondhaarige mit einem braunen „Undercut", was richtig hässlich aussieht. „Das werden wir gleich sehen, du Pferdefresse" Das hat ihn wohl getroffen, denn jetzt läuft sein Gesicht rot an vor Wut. Oh shit.

„Jetzt reicht's" „Jean, lass es", versucht der braunhaarige mit Sommersprossen ihn zu besänftigen, aber die Pferdefresse ignoriert ihn. Ruckartig landet auch schon seine Faust in meinem Gesicht. Sein Schlag ist so heftig, dass ich zu Boden falle. Ein stechender Schmerz breitet sich auf meiner Wange aus. Ich halte meine Hand auf die Wunde. Dickflüssiges, rotes Blut ergießt sich auf ihr. Adrenalin durchströmt meinen Körper und ich fange an zu zittern. Meine Haare werden länger und meine Zähne spitzer. Alles in mir kocht vor Wut. Das berauschende Gefühl, welches ich so lange nicht mehr gespürt habe, kommt mit einem Mal wieder hoch. Mit einem lauten Schrei gehe ich auf diesen Jean zu und schlage ihn heftig ins Gesicht. Schreiend  fällt er zu Boden. Die anderen beiden stehen hilfesuchend daneben. „Bitte nicht", fleht er mich an und hält sich schützend seine Arme vor's Gesicht. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und trete auf ihn ein. Seine Schmerzensschreie werden immer lauter und meine Tritte immer stärker.

Plötzlich spüre ich einen Tritt gegen meine Kniekehle und ich sacke zu Boden. Dann ein starker Hieb in meinem Nacken und mir wird schwarz vor Augen.

I see red (Riren ff)Where stories live. Discover now