Kapitel 14 / Melina's Sicht

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Eigentlich hatte ich keine Lust aufzustehen, doch Jan zu liebe Tat ich es doch. Wenn auch noch immer ziemlich geplättet.

In der Küchen war niemand, nur Regina und André sah ich auf der Couch sitzen, sie einen Kaffee in der Hand und in seinen Armen. Sie schienen mich nicht bemerkt zu haben, also ließ ich sie in Ruhe. Wenn die beiden wirklich so hart gefeiert hatten wie Regina gestern Nacht angedeutet hatte, könnten sie sich eine Auszeit gönnen.

"Was hast du vor?" Jan lehnte sich neben mir an die Arbeitsplatte und sah dabei zu, wie ich wahllos ein paar Sachen aus dem Kühlschrank holte.

"Nach was sieht's denn aus?" Beantwortete ich das ganze mit einer Gegenfrage und grinste ihn an.

"Naja. Es sieht so aus, als wolltest du eine Mischung aus Gurken und Vanillejogurt kreieren. Sei mir also nicht böse, wenn ich es nicht essen werde."

Er hatte Recht. Vielleicht sollte ich mir doch besser überlegen, was ich essen wollte. Die Gurken wanderten schnell zurück an ihren Platz und so einigten wir uns auf Müsli mit Jogurt.

Da Andrina noch immer die Couch belegten und ich zu faul war die drei Schritte bis zum Esstisch zu laufen, setzte ich mich kurzentschlossen auf die Küchenzeile und begann mein Frühstück zu löffeln.

"Hast du heut irgendwas vor?" Fragte ich schließlich meinen Gegenüber, der sich gegen die Marmorplatte gelehnt hatte und mehr in seinem Müsli herumstocherte als es wirklich zu essen.

"Hab nichts vor", er zuckte die Schultern und sah zu mir hinüber.

Es schien ihm besser zu gehen, auch wenn mir bewusst war, dass er sich die Sache mit dem Essen wohl erst wieder aneignen musste.

Ob wohl alles wieder in Einklang kommen würde? Er sprach zumindest wieder mehr und das er sich die Mühe machte überhaupt etwas zu essen, rechnete ich ihm hoch an.

Doch erneut erwischte ich ihn dabei, wie sein Blick glasig wurde und er die Schüssel sinken ließ.

"Hey", sein Blick festigte sich wieder etwas und er hob den Kopf.

Mein Müsli war fast aufgegessen, und so stellte ich es neben mir auf die Spüle.

"Komm mal her."

Er zögerte einen Moment und kam dann langsam auf mich zu. Seine Schüssel stellte er neben meine. Er brach den Blickkontakt kein einziges Mal ab, auch nicht, als ich seine Hände in meine nahm. Sie waren rau aber warm und als ich leicht über die Innenseite seiner rechten Hand strich konnte ich die glatte Narbe nur zu deutlich spüren.

Sein Ausdruck verhärtete sich etwas. Ich wusste, dass er sich von dieser Verletzung verhöhnt fühlte. Sie würde ihn immer an das vergangene erinnern und er hasste es. Er hasste es Schwäche zu zeigen und auch jetzt versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Aber ich kannte ihn zu gut.

"Wir kriegen das hin, okay?" Flüsterte ich. Sein Kiefer war angespannt, trotzdem nickte er.

"Was macht dich dann so nervös?"

Nun ließ er den Kopf sinken nur um gleich darauf auf einen Punkt irgendwo links von mir zu schauen.

Dann begann er schließlich zu sprechen.

"Du hast gestern Nacht gesagt, dass du immer für mich da sein wirst. Aber was ist das jetzt zwischen uns?"

Das Blau seiner Augen wirkte trüb und seine Worte versetzten mir einen Stich. War es wirklich so unklar gewesen, was ich wollte?

"Ich will dich", hauchte ich und sofort hatte ich wieder seine volle Aufmerksamkeit. Mein Herz raste und ich war mir nicht sicher, ob das jetzt nicht doch etwas zu schnell ging. Einerseits hatten wir uns gestern nach Wochen der Pause wieder gesehen. Andererseits war diese Sache zwischen uns schon immer da gewesen. Wie ein langjähriger Prozess hatte es sich entwickelt und nun standen wir hier. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen, als mir etwas einfiel.

"Was ist?" Jan war meine Gesichtsregung nicht entgangen und sein Blick war nun fragend.

"Naja, an dem Tag, kurz bevor wir dich in der Wohnung gefunden haben hat Shirin zu mir gemeint, dass zwischen uns so was wie eine telepathische Verbindung existiert. Wenn es dir nicht gut geht, dann geht's mir nicht gut. Ich hab das abgestritten, aber so war es wirklich."

Endlich lockerten sich seine Züge und auch sein Ausdruck wurde weicher.

Wir mussten nichts sagen. Hatten wir eigentlich noch nie gemusst.

Vorsichtig zog ich ihn näher zu mir, legte meine Hände in seinen Nacken und betrachtete ihn.

Diese blauen Augen, seine blonden Haare, die Grübchen in seinem Gesicht, die durch sein wundervolles Lachen entstanden waren.

Den letzten Schritt tat er und so wie gestern Abend verschloss er meinen Mund mit seinem. Sie passten perfekt aufeinander, harmonierten und das brennen auf meinen Lippen breitete sich in meinem ganzen Körper aus.

Erst als wir beide nach Luft schnappen mussten lösten wir uns voneinander, jedoch nur so weit, damit wir uns ansehen konnten.

"Ich denke, ich hab es verstanden", flüsterte Jan und sein Atem kitzelte leicht auf meiner Haut.

Ein leises Lachen entfuhr mir und ich schmiegte mich an seine Brust. Meine Beine hatte ich um seine Hüfte geschlungen und so verharrten wir in dieser Position. Ich in Jan's Armen, er seinen Kopf in meinen Haaren vergraben.

Sein Herzschlag war ruhig und gleichmäßig und diese Ruhe, die nun in ihm pulsierte, färbte auf mich ab.

"Ich glaube ich liebe dich, Melina", hörte ich ihn murmeln und erneut durchfuhr ein Schauer meinen Körper.

"Und ich dich, Jan", erwiderte ich nur um kurz darauf noch fester in seine Arme gezogen zu werden.

Er würde mich nicht mehr loslassen, dass war mir klar. Aber das war nicht negatives. Ganz und gar nicht.

"Du sollte dir mal darüber Gedanken machen, wie du hier die nächste Zeit stehen bleiben wirst."

Murmelte ich gegen seine Brust. Ich konnte spüren, dass er lächelte.

"Wieso das denn?" Hauchte er.

"Naja, ich werde diese Umarmung ganz sicher nicht beenden."

So Freunde, hier ein neues Kapitel. Hoffe, es gefällt euch.
Feedback, Meinung wie immer in die Kommens :)
Wünsch euch ein schönes, stressfreies Wochenende ☺️❤️

P.S.: wer findet noch, dass die Tweets oben auf dem Foto einfach mal perfekt dazu passen? 😄

Can you feel my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt