Kapitel 7 / Jan's Sicht

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Drei Tage. Drei verdammte Tage war es jetzt schon her, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Meine Hand tat nicht mehr ganz so weh, doch mein Zustand hatte sich trotzdem nicht wirklich verbessert.

Ich lag auf meinem Bett und starrte die Wand an. Zeit war überflüssig. Das Einzige was ich tagtäglich wahr nahm war, dass es hell und dunkel draußen wurde. Ab und zu kam einer meiner Freunde in mein Zimmer, redete kurz auf mich ein, und war dann genauso schnell wieder verschwunden.

Ich wollte niemanden sehen.

Zwar war ich davon überzeugt gewesen, dass es mit mir bergauf ging, doch die Leere in meiner Brust breitete sich aus und waberte in mir wie eine riesige Wand aus Nebel. Alles fühlte sich dumpf und taub an.

'Wenn du noch irgendwas brauchst, dann sag Bescheid'.

Zu oft hatte ich meine Handy in der Hand gehalten, wollte sie anrufen, doch jedes Mal zögerte ich.

Ich wollte sie nicht damit belasten. Es war einfach nicht fair ihr gegenüber sie mit meiner Laune runterzuziehen.

Ich hatte mittlerweile selbst vergessen, was der Auslöser für mein Verhalten war. Die Überanstrengung durch die Arbeit? Der ständige Druck? Oder vielleicht doch das Verlangen nach Wärme und Geborgenheit?

Alles schien zusammenzulaufen und mich runterzuziehen und niemand konnte mir helfen.

'Du willst dir ja auch von niemandem helfen lassen'

Frustriert setzte ich mich auf und sah mich in meinem Zimmer um. Wieder kochte diese Wut in mir hoch. Ich packte das Erstbeste, was ich zu fassen bekam und warf es gegen meinen Schrank.

Das Kissen knallte dumpf dagegen und fiel beinah lautlos zu Boden. Gott war das unbefriedigend.

In mir brodelte es, meine Hände zitterten.

Ich sprang auf, lief in meinem Zimmer auf und ab. Die plötzliche Unruhe in mir machte mich Wahnsinnig. Ich hatte das dringende Bedürfnis irgendwas zu tun. Wenn es dabei auch noch Krach machte und was kaputt ging, umso besser.

Immer nur herumtiger reichte nicht.

Ohne weiter nachzudenken verließ ich mein Zimmer und suchte in der kompletten Wohnung weiter. Eine Erkenntnis, ein Einfall, irgendwas wird sich ja wohl finden lassen, und wenn's nur ein Teller mit Sprung ist.

Ich durchwühlte Schubladen, stolperte über unseren Couchtisch, nur um gleich darauf wieder loszulaufen.

"Alter, was geht denn mit dir ab?" André stand vor mir, oberkörperfrei und in Boxershorts. Er musste wohl schon geschlafen haben.

"Ich halt das nicht mehr aus", brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen heraus.

"Man, du kommst kaum aus deinem Zimmer, ist nichts und jetzt bist du kurz davor durchzudrehen?" Er sah mich fassungslos an. Ich konnte nicht still stehen bleiben und begann erneut hin und her zu laufen. Es kam mir vor, als wäre ich in einem Käfig eingesperrt und wie André bereits sagte, ich war dabei durchzudrehen.

"Ich muss hier raus", ohne ein weiteres Wort zu sagen zog ich mir Schuhe an, schnappte mir mein Longboard und verschwand aus der Haustür.

Die Rufe meines besten Freundes hinter mir ignorierte ich.

Can you feel my heartWhere stories live. Discover now