Kapitel 18 - Alte Zeiten kommen wieder

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POV. Ardy

Ich zog meinen Pullover aus, hängte ihn an die Gaderobe und streifte mir meine Schuhe von den Füße und stellte sie zur Seite. Das erste was ich tat, war nach Taddl zu sehen. Ich schlich auf Zehenspitzen leise ins Wohnzimmer und warf einen flüchtigen Blick hinein. Er saß fast aufrecht auf dem Sofa. Die Decke hatte er zur Seite geschlagen und starrte nun nur vor sich her.

,,Taddl ?" rief ich mit unsicherer Stimme seinem Namen und ging auf ihn zu. Langsam drehte sich sein Kopf in meine Richtung. Sein gedankenverlorener, voll Tränen gefüllter Blick ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Taddl war blass, seine Haare lagen wild durch einander und waren zerzaust.

Als ich mich zu ihm setzte, fragte ich ihn nun besorgt, wie es ihm ging. Er nickte schwach grummelte dann soetwas wie ,,Ganz ok." . Prüfend ließ ich meinen Blick auf ihm ruhen. Ich wollte Taddl nicht gleich nachdem Aufwachen fragen, warum er so viel getrunken hatte. Ich schwieg einfach eine ganze Weile und blieb neben ihm sitzen. Mit einem kurzem Räuspern unterbrach Taddl für einen Moment diese unangenehme Stille. Mein Blick schweifte zu ihm ab. Schweigend sah ich ihm in die Augen und versuchte irgendein Gefühl dadurch heraus zu filtern. Doch sein Blick war ausdruckslos.

,,Sicher das es dir gut geht ? Du siehst immer noch fertig aus." stellte ich fest. Oh Gott ! Was für eine Feststellung. Ich sollte am besten gar nicht mehr den Mund aufmachen.

,,Ja, das sieht wohl so aus." seufzte Taddl, wollte aufstehen, doch setzte sich im gleichen Moment auch wieder hin. Müde kniff er seine Augen zusammen und versuchte es dann nocheinmal.

,,Kann ich dir helfen ?" meldete ich mich zu Wort, als er endlich stand.

,,Nein, nein ! Lass mich einfach." meinte Taddl mit leicht genervtem Unterton und begab sich wankend (?) ins Badezimmer. Stimmt, ich sollte ihn wirklich einfach in Ruhe lassen. Also ging ich ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer, schaltete mir Musik ein und machte mich an die Arbeit meinen Schreibtisch aufzuräumen, da ich sonst nichts besseres zu tun hatte.

Überall lagen leere Joguhrtbecher und Flaschen herum, schimmelndes Obst fand ich in meinem Papierkorb und zusammen geknüllte Zettel waren verteilt. Mit ekelerregendem Blick warf ich das Obst in den Mülleimer und beseitigte die leeren Flaschen und Becher in den Plastikmüll. Die Papierkugeln sammelte ich auf einen Haufen und versuchte dann von meinem Bett aus, den Papiereimer der in meinem Zimmer stand, zu treffen. Zielwerfen also. Naja, ein oder zwei landeten am Ende daneben. Ich entschloss mich einfach weiter aufzuräumen... wen ich schon einmal dabei war.

Als ich schon fast die Hälfte meines Schreibtisches entmüllt und entsäubert hatte, entdeckte ich einen dicken, gelben Briefumschlag. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann und von wem ich ihn bekommen hatte, aber ich wusste es nicht mehr. Ich stellte die Musik leiser, setzte mich auf meinen Stuhl und öffnete den Umschlag. Fotos, alte Fotos kamen zum Vorschein, dabei lag ein kleiner Zettel.
Danke, für alles. Wir haben immer wieder eine tolle Zeit !
~ T

Ein leichtes Lächeln aus glücklichkeit und nervosität schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte diesen Umschlag jetzt zum ersten Mal geöffnet. Aber seit wann lag er hier ? Er war mir zuvor noch nie aufgefallen. Aber seine mysteriöse Herkunft sollte nun erst einmal zweitrangig sein.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit nun voll und ganz den Fotos. Es waren einige Selfies dabei, aber auch Foto, die Zuschauer gemacht hatten. Jedes Foto war wie eine Erinnerung. Wie ein altes Kapitel eines Buches, was man beginnt zu lesen und dann immer mehr über die Geschichte wissen wollte.

Bei einem Foto stoppte ich. Es war eine Art Stalkerfoto. Darauf erkannte man Taddl und mich, wie wir in einem Kaffee saßes. Ich hielt mein Getränk in den Händem, während Taddl seine Arme umfasst hatte und auf den Boden blickte. Seine Mund winkel waren neutral und er schien schon beinahe den Boden anzustarren. Warum fand ich dieses Bild so merkwürdig ? Auf allen anderen Foto lachte er, außer auf diesem. Was war am diesem Tag ? Was hatte ich damals falsch gemacht, das er mir so abwesend gegenüber saß ?

Ich legte den Umschlag mit den Fotos beseite und beschloss sie nachher Taddl zu zeigen.

Apropo Taddl !

Was machte er gerade überhaupt ?

Ich stand von meinem Stuhl auf und begab mich ins Wohnzimmer.

,,Taddl ?" rief ich unsicher seinen Namen. Als ich keine erwartete Antwort erhielt, versuchte ich es noch einmal.

,,Ja ?" seine urplötzliche hohe, krächztende Stimme jagte mir einen Stich durch den ganzen Körper.

Ich ging zum Badezimmer und klopfte an die Tür.

,,Taddl ? Alles okay ?" fragte ich besorgt, doch im nächsten Moment wurden seine Worte in einem kotzenden Geräusch erstickt. Schnell versuchte ich die Türklinke hinunter zu drücken, doch er hatte abgeschlossen. Keine drei Sekunden später, schnappte er das Schloss auf, so das ich hinein kommen konnte.

Sein Anblick war furchtbar. Taddl hing mit dem Kopf über der Toilettenschüssel und hustete immer wieder stark. Verzweifelt kniete ich mich neben ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. Klar, es war nicht gerade selten, dass man sich nach einem schrecklichen Kater übergibt. Nach und nach kamen mir sinnvolle Gedanken in den Kopf.

Er war rückfällig geworden.

,,Als ich dann bemerkt hatte, das du nur ein guter Freund für mich sein kannst und du nie Gefühle für mich empfinden würdest...d-da...da hab ich angefangen..."

Seine Wort spielten sich in meinem Kopf ab. Er war gerade mal seit einem Monat clean gewesen !

Aber das war alles nur meine Schuld, oder ?

Nachdem es Taddls Magen wieder etwas besser ging, setzte wir uns zusammen ins Wohnzimmer.

,,Du hast wieder angefangen...w-warum machst du das ? Wegen mir ?" fing ich sofort an ihn darauf anzusprechen, was aber vielleicht nicht die beste Idee war. Taddl senkte seinen Kopf und starrte auf den Boden.

,,Du verstehst das alles nicht, Ardy !" meinte er mit zitternder Stimme und verkrampfte seine Hände zu Fäusten.

,,Erkläre es mir." forderte ich ihn auf und versuchte so ruhig wie nur möglich zu klingen.

Nach und nach merkte ich wie angespannt Taddl war.

,,Du weißt nicht wie verdammt scheiße es dir geht, wenn deine Liebe nicht erwiedert oder akzeptiert wird." zischte er mir mit zusammen gebissenen Zähnen entgegen. Verwirrt legte ich die Stirn in Falten und rückte ein Stück näher zu ihm.

,,Ich liebe dich, Taddl." redete ich mit standhafter Stimme zu ihm. Sein Blick schweifte zu mir und begutachtete meine Lippen.

Da viel es mir wieder ein. Etwas beschämend sah ich zu Boden.

,,Ich hatte dich gestern beim schlafen beobachtet...deine Lippen waren etwas voller Blut." meinte ich klein laut und küsste ihn sanft auf die kleine Wunde. Doch aus einem kleinem sanften Kuss, wurde etwas mehr. Taddl zog mich nun noch näher zu sich und legte seine Hände in meinen Nacken. Ich schloss meine Augen und in meinem ganzen Körper kribbelte es.

,,Wenn ich dir das sage," hauchte er als er wieder Luft bekam, ,,dann wirst du mich hassen. Das weiß ich !" Er wandte sich von mir ab. Alles was ich nun machen konnte, war spekulieren. Vielleicht wurde er geschlagen oder er hatte jemandem geküsst.

,,Ich dachte in einer Beziehung soll man ehrlich sein." sagte ich enttäuscht und senkte meinem Blick. Taddl hielt für einen Moment inne.

,,Ich war gestern total dicht und das hatte Andere zum Vorteil genutzt. Dann bin ich irgendwann in einer Gasse aufgewacht und wusste nicht wo ich bin und..."

Mitten im Satz stoppte er und starrte seltsam vor sich her.

,,Weiter weiß ich nicht." sagte er kleinlaut und stand auf. Ich wollte ihn davon abhalten, doch er ging einfach in sein Zimmer, schloss sich dort ein und kam er nach ein paar Stunden wieder heraus...

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You're a part of my life || TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt