+ Kapitel 1 +

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„Ich brauche Tänzer", murmelte ich leise vor mich hin und lief auf und ab. Tänzer. Öfter tauchten Tänzer in meinen Musikvideos auf, aber dieses Mal brauchte ich zwei: eine Dame und der dazu passende Herr. Ein Tanzpaar. „Stu?"

„Ja, Boss?", lächelte er mich warm an und kam auf mich zu.

„Ich brauche Tänzer! Ich brauche ... einen Ballsaal. Ich brauche ne Choreografie!", meinte ich ziemlich begeistert von meiner Idee und er sah mich mit schiefgelegtem Kopf an.

„Tänzer, Ballsaal, Choreografie? Wofür denn alles?", wollte er aber erst mal wissen und versuchte mich zu beruhigen. Ich konnte mich manchmal zu sehr für etwas begeistern...

„Für Thinking out loud! Als dritte Singleauskopplung", meinte ich, als ob es vollkommen klar wäre, und nahm einen Zettel und einen Stift, um ihm eine Skizze von meinem Plan zu machen. Ein Tanzpaar, simpel gekleidet, keine Schnörkel. Sie am besten Barfuß. Nur zwei Tänzer, die tanzen. Innig. Wo man sieht, was sie füreinander empfinden. In einem Ballsaal, verzierte Wände, hier die Schnörkel. Im Gegensatz zum Tanzpaar, das einfach ganz schlicht gekleidet ist. Ein Pärchen, das in den Saal läuft, und zwei Spotlights, die direkt auf sie gerichtet sind.

„Wow", meinte Stuart nur und schaute sich meine Idee genauer an. „Das ist gar nicht mal so schlecht. Nappytabs?"

Ich nickte nur. Und er war schon auf dem Weg zu seinem Telefon, um die Leute anzurufen, die wir brauchten, um meinen Plan auch in die Tat umzusetzen. Meinen wundervollen Plan, den ich die nächsten Tage nicht wieder auf meinem Kopf kriegen würde. Diese Idee mit dem Ballsaal und überhaupt..., ich musste es einfach immer wieder und wieder durchdenken, mir vorstellen, wie das aussehen könnte. Es würde dem Song auf jeden Fall gerecht werden.

„Ed?", wurde ich aus den Gedanken gerissen und schaute von meiner Zeichnung auf.

„Ja?"

„Sie überlegen sich was und finden die Idee genial", hörte ich ihn sagen und lächelte. Yes!

„Aber mal ne andere Frage. Warum tanzt du nicht?", meinte er dann und sah mich fragend an. Ich schaute nur etwas perplex zurück. Stuart wank aber erst mal nur ab und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich wusste, dass er mir Zeit zum Nachdenken geben wollte. Und er wusste, dass ich das wusste und dass ich ihn in ein paar Tagen ne Antwort geben sollte, eine ehrlich gemeinte Antwort. Aber tanzen? Ich? Ich hatte noch nie viel getanzt. Ich meine, ich kann doch nicht... Hm.

Kopfschüttelnd stand ich auf und machte die Musik lauter, um das Gedankenkarussell ein wenig in den Hintergrund zu drängen. Ich konnte mich auch noch später drum kümmern.

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„Name?", meinte die Person am Empfang und schaute mich desinteressiert an.

„Nina Jackson", antwortete ich ebenso neutral und wartete darauf, bis ich auf der Liste abgehakt wurde. Es lief wie immer.

„Dann viel Spaß", wurde mir noch gewünscht, aber ich merkte genau, dass es nicht so gemeint war. Ja, es war wirklich alles wie immer. Und ich hatte jetzt schon keinen Bock mehr.

Im Wartesaal gesellte ich mich zu den anderen ebenso wartenden Tänzern und seufzte. Wie viele waren heute denn bitte da? Den Job konnte ich ganz sicher vergessen. Vor allem, weil ich auch einfach nicht wusste, was mich erwartete. ‚Tänzerin für Musikvideo gesucht' hatte da gestanden, mehr nicht. Naja, schon, über den Tanzstil, Größe und die Referenzen, die man mitbringen sollte, aber das war's. Dennoch war ich hier, denn ich brauchte mal langsam wieder ein Engagement. Die waren in letzter Zeit eher spärlich gewesen...

Als der Raum irgendwann aus allen Nähten platzte und ich dachte, es würden endlich welche reingerufen werden, kamen die Verantwortlichen jedoch zu uns nach draußen. Sie sahen nett aus, nicht mehr ganz so jung, aber mit nem Lächeln auf den Lippen. Sie schienen Spaß an ihrer Sache zu haben.

Thinking out loud (Ed Sheeran)Where stories live. Discover now