Wiedersehen

16 0 0
                                    

Ich bemerkte ihn erst, als sich der gepanzerte Mann neben mich auf das Bett setzte.
Vorsichtshalber bewegte ich mich vorerst nicht, um ihn im Glauben zu lassen, dass ich immer noch schlief, doch ich überlegte trotzdem fieberhaft was ich tun konnte falls er im Begriff war mir etwas anzutun.

Während ich versuchte möglichst ruhig zu atmen, spürte ich wie das Adrenalin durch meine Venen schoss.

Er wird mir schon nichts tun.
Schließlich bin ich ihr Versuchsobjekt.
Ansonsten hätten sie mich schon längst getötet.

Ich versuchte mein Zusammenzucken zu unterdrücken, als er mir plötzlich mit seiner behandschuhten Hand durchs Haar strich, doch dies scheiterte kläglich.
Ich war einfach schon wieder zu tief in Gedanken gewesen.

Auf Grund meiner plötzlichen Bewegung zog er seine Hand ruckartig weg, wobei ihm jedoch ein paar meiner Haare, die an seinem Handschuh hängen geblieben waren, zum Opfer fielen.

Dieses mal war ein Unterdrücken der Bewegung unmöglich.
Ich zuckte zusammen und presste beide Hände auf die Stellen, an denen er mir ausversehen einige Haare ausgerissen hatte. Die Augen immer noch geschlossen, jedoch fest zusammengepresst.

Ich hörte eilige Schritte der anderen Panzermänner und spürte, wie der Haarmörder von meinem Bett aufstand, warscheinlich um vor mir zu flüchten.

"Tut mir leid."

Was?

Ich öffnete mein linkes Auge einen Spalt um zu sehen, dass einer der gepanzerten Männer vor mir auf dem Boden kniete und mich ansah.
Die anderen standen im Halbkreis hinter ihm, entsetzt und bereit im Notfall ihre Waffen zu zücken.

Sie werden es sowieso nicht wagen. Sonst enden sie auch in Plastiktüten.

Der Mann vor mir machte sich nun daran, seinen Helm abzusetzen.

Diese Geste kannte ich doch...
War es etwa?

Blaue Augen strahlten zwischen ein Paar blonden Haarsträhnen hevor.
Sie leuchteten im klinischen Laborlicht, obwohl er ein zerknirschtes und schuldbewusstes Gesicht machte.

"Tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun."
Sagte er nochmal und ich richtete mich schlagartig auf.

Das war er.
Der Mann der mir die Zwangsjacke abgenommen hatte!

Seine Haare waren ein Stückchen länger geworden. Wie viel Zeit seit unserem letzten Treffen wohl vergangen war?
Mein Zeitgefühl hatte sich schon seit den ersten Tagen in diesem Raum veabschiedet.

"Hab ich dir sehr weh getan?
Soll ich was zum kühlen holen?"
Fragte er mich besorgt, da ich immer noch keinen Laut von mir gegeben hatte.
Ich starrte ihn einfach nur an.

Er war wieder gekommen.

Ich hatte es nicht mal gewagt daran zu glauben.

Langsam bewegte ich mich etwas auf ihn zu, um die Wachmänner hinter ihm nicht zu beunruhigen.
Ein kurzer scheuer Blick auf meinen Körper ließ mich zu Beruhigung feststellen, dass ich immer noch das weiße T-Shirt und die, ebenfalls weiße, Jogginghosen-ähnliche Hose trug, die ich mir nach dem Duschen angezogen hatte.

Als ich meinen Blick wieder auf ihn richtete lächelte er mich an. "Schön dich wieder zu sehen. Erkennst du mich?", sagte er mit freudig glitzernden Augen und ich bejahte mit einem kurzen Zucken meines Kopfes.
Sein Lächeln wurde breiter und er rutschte wieder ein Stückchen näher an mein Bett heran.
Seine Bewegung sorgte dafür, dass auch ich mich aus meiner Erstarrung löste. "Wie lange ist es her, seit du hier warst?", meine Stimme war noch etwas heiser, aber verständlich. Ich hätte bei dem Angriff auf den Laborkitteltypen nicht so viel herum schreien sollen. Vor allem, da ich sonst kaum noch sprach.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 14, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

TentaclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt