Jenna: Let's get drunk and cry

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Jamie und Alkohol war nie eine gute Mischung. Sie wurde dadurch leider immer entweder sehr anhänglich oder zickig. Beides war unerträglich, weshalb ich beschloss mich selbst ebenfalls zu betrinken.
Ich bewegte mich zu dem Rhythmus des gefühlt hundertsten Song. Um mich herum waren überall Leute. Hin und wieder tanzte ein Typ mich an. Ich ließ sie einfach machen. War mir egal. Ich wollte nur tanzen. Ich wollte mich betrinken und nicht daran denken, das Tony und Jamie bestimmt bereits irgendwo saßen und rumknutschten. Doch mein Plan wurde zerstört. Zwei Hände legten sich an meine Hüften. Das Kribbeln in meinem Bauch verriet mir bereits wer es war. Sein warmer Atem streifte meinen Hals. Wieder diese Gänsehaut. Ich erschauderte. Keine Ahnung wieso, aber ich drehte mich um und legte meine Hände auf seine Schultern. Und dann tanzten wir zusammen. Er war wohl ebenfalls ziemlich betrunken, denn er flüsterte immer wieder Dinge, wie:Was machst du nur mit mir? Du hast magische Kräfte. Irgendwas stimmt doch nicht mit uns. Ich konnte ihm da nur zustimmen. Irgendwas musste mit uns tatsächlich nicht stimmen. Wie sonst sollten wir diese Kraft, die uns zueinander zog, erklären?
Irgendwann ergriff er meine Hand. ,,Lass uns verschwinden" Erst jetzt merkte ich, das gerade gehen, nicht mehr drin war. Um mich herum schwankte es. Ich ließ mich einfach mitziehen. Wir kamen bei einer Couch an, die wohl extra wegen der Party zur Seite geschoben wurde. Tony setzte sich hin und zog mich auf seinen Schoß. Ich entdeckte Jay und Jamie. Jamie war wohl im 'Anhänglich'-Modus, denn sie berührte ihn immer wieder am Arm oder nahm seine Hand. Und sie kicherte. Sie standen wohl doch nicht so weit weg, wie in meiner Erinnerung.
Tony drehte meinen Kopf zärtlich zu sich. ,,Glaubst du an Seelenverwandte?",fragte er mich. Ich sah im tief in die Augen. Und in diesem Moment glaubte ich daran. ,,Ja. Seit ich dich kenne schon" Ohne Vorwarnung verfestigte er seinen Griff um mich und küsste mich. Ich umschloss sein Gesicht mit meinen Händen, um ihn noch näher an mich ziehen zu können. Er fuhr meinen Rücken auf und ab und legte schließlich eine Hand in meinen Nacken. Ich wollte die Zeit anhalten. Ich dachte, ich würde sofort vor Glück platzen. Nun konnte ich es zum zweiten mal nachvollziehen. Dieses Gefühl, das in jedem Film und jedem Buch beschrieben wurde. Dieses Gefühl, angekommen zu sein.
Ich rutschte von Tonys Schoß auf die Couch. Doch wir unterbrachen unsere Knutscherei nicht. Im Gegenteil.

Leider gibt es in meinem Leben keine Happy Ends. Tony zog gerade eine Spur von Küssen an meinem Hals entlang als ich ein Grölen vernahm. Ich öffnete meine geschlossenen Augen. ,,Woah Tony, Bruder! Es ist tatsächlich wahr! Und ich dachte immer, du denkst dir das nur aus! Mega heiß!" Jay stand vor uns. Ich setzte mich schnell wieder auf und zog mein Kleid zurecht. Panik ergriff mich. Hatte Jamie uns auch gesehen? Ich wollte aufstehen, aber mir war immer noch schwindlig. Tony redete mit Jay, aber ich konnte sie nicht verstehen. Ich fühlte mich schlecht und zugleich fühlte ich mich auch gut. Tony erwiderte meine Gefühle also doch. Er mochte mich ebenfalls. Niemals hätte ich für möglich gehalten, das ein Junge mich Jamie vorzog, aber er tat es.
Er setzte sich wieder neben mich, nahm meine Beine und legte sie über seinen Schoß. ,,Tut mir leid",sagte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Schon okay",antwortete ich. Er konnte ja nichts dafür. ,,Du scheinst nicht oft mit Mädchen rumzuknutschen", stellte ich fest. Ich konnte es schwer erkennen, aber ich hätte schwören können, er wurde rot. Ich legte meine Hand an seine Wange. ,,Hey, ich habe doch nicht gesagt, das man das merkt oder so. Ganz im Gegenteil. Du küsst unglaublich", beschwichtigte ich und hätte bereits erneut über ihn herfallen können. Mein Verlangen nach ihm war definitiv größer als mein schlechtes Gewissen. Außerdem hatte Jamie auch mir meinen besten Freund genommen. Sie war mir also etwas schuldig. Dieser Gedanke machte es mir in diesem Moment zumindest einfacher.
Tony schob einen Arm unter meine Beine, den anderen um meinen Oberkörper und stand mit mir auf dem Arm auf. ,,Wir sollten uns wohl besser mal einen Schlafplatzt suchen", sagte er und trug mich aus dem Wohnzimmer. Wir liefen durch eine Küche. Rechts führte eine Treppe nach oben. Tony holte einen Schlüssel aus einem Blumentopf mit Plastikblumen und schloss ein Zimmer auf.
Er legte mich zuerst auf dem Bett ab, dann schloss er die Tür. Schließlich zog er mir meine Schuhe aus. Danach seine eigenen und legte sich neben mich.
Für mich war er wie eine Droge. Ich wollte dieses Gefühl wieder spüren. Deshalb krabbelte ich von meiner Seite des riesigen Bettes aus, auf seine. Ich schob meine Beine zwischen seine. So, das ich wortwörtlich auf ihm lag. ,,Jenna... was-" Ich küsste ihn einfach. Zuerst auf die Lippen, dann seine Mundwinkel, die Stelle unter seinem Ohr, seinen Hals. ,,Jenna... hör auf..." Ich dachte nicht mal daran. Stattdessen wollte ich ihm sein T-Shirt ausziehen. Doch er packte meine Handgelenke. ,,Nein. Nicht so Jenna"
,,Was ist dein Problem?", fragte ich sauer. Jetzt kam meine weniger Schöne betrunkene Seite zum Vorschein. Er seufzte. ,,Sei nicht wütend, okay? Wir sind beide betrunken. Morgen früh wirst du mir danken", antwortete er sanft und zog mich an sich; legte seinen Arm um mich. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Probier etwas zu schlafen", sagte er. Auf einmal bekam ich Panik. Vielleicht war das hier nur für diese Nacht bestimmt. Was würde ich tun, wenn er in der Früh weg war? Wenn er mich verlassen würde? Wenn er morgen wieder Jamie hinterher rennen würde und er das mit uns einfach als einmalige Sache abhakte? Aber genauso schlimm: Was, wenn nicht?
,,Jenna, hör auf dir den Kopf zu zerbrechen und schlaf" Wie konnte er das nur so einfach sagen? Machte er sich keine Gedanken über unsere Zukunft? Bestätigte das nicht eigentlich meine Sorgen? Tränen bahnten sich einen Weg an die Außenwelt und liefen kurz darauf meine Wangen entlang. Ich hoffte, er würde es nicht bemerken, da ich nicht wollte, das er mich erneut so schwach erlebte, aber er merkte es. Sein Griff wurde fester.
,,Jenna, was ist denn los?" Ich drückte mein Gesicht noch mehr in sein T-Shirt. Es war mir egal, das es nass wurde und meine Wimperntusche sich wohl gleich schön darauf verteilen würde.
Warum nur weinte ich? Das letzte Mal hatte ich geweint als meine Mum uns verlassen hatte. Und das war Ewigkeiten her. Was an ihm brachte meine Schutzmauern dazu einzustürzen?
,,Hey, pscht, es ist doch alles gut" Er strich mir beruhigend über den Kopf. Ich genoss seine Berührung. ,,Ich weiß selbst nicht..." Ich seufzte. ,,... wieso ich jetzt heule"
,,Es ist doch nicht etwa, weil ich dich abgewiesen habe, oder?", fragte er entsetzt. Ich schniefte. ,,Keine Ahnung. Ich habe einfach Angst",gab ich zu. Das war das Einzige, was ich sicher wusste. ,,Wovor?", hakte er nach.
,,Davor, das du mich morgen nicht mehr willst" Mir wurde schlecht. Ich hatte es zugegeben. Das hatte er nun gegen mich in der Hand. Am Liebsten wäre ich rausgerannt. Er hatte Macht über mich. Doch er drehte sich auf die Seite, sodass er über mir war. Seine wunderschönen Augen blickten auf mich hinab. ,,Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht passieren wird" Er gab mir einen kaum spürbaren Kuss auf die Stirn. ,,Bist du dir da sicher? Ich bin es gewohnt, allein gelassen zu werden", sagte ich. Sein Blick wurde traurig. Aber ich wollte beziehungsweise brauchte kein Mitleid.
,,Ich bin in dich verliebt", flüsterte er. Das war es, was ich brauchte. Seine Lippen lagen kurz auf meinen. Und dann schloss ich endlich meine Augen.

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