30 Du, ich, zusammen.

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【 SOPHIA 】


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Nie hätte ich gedacht, dass es solch ein Kampf war, ein Kind zu adoptieren. Unzählige Papiere, Akten, Prüfungen und ich verlor fast den Überblick. Den Kollegen, den uns Nella schließlich empfahl, sprach ich meinen höchsten Respekt aus. Denn er war ein Blutspürhund. Er fand sämtliche Lücken, Vorteile und Argumente, die er für Liam auslegte.

Zweimal kam eine Mitarbeiterin des Jugendamts vorbei. Mittlerweile wussten wir, dass diese Mrs Park, die mir einst einfach Sebastian vor der Tür abgestellt hatte, gekündigt worden war.

Eine schriftliche Entschuldigung lag vor und Mr Spencer machte uns das Angebot, dass es ihm ein Vergnügen wäre, das Jugendamt zu verklagen.

Doch zuerst wollten wir einen positiven Bericht für das Gericht vom Jugendamt.

Mrs Kowaski, eine wache und freundliche Psychologin des Jugendamtes ließ sich durch das Haus führen, spielte mit Sebastian in seinem Zimmer und auch wenn ich nervös war, so stellte ich fest, dass sie nur zusammen malten und sie ihm einige Fragen stellte. Ob er sich wohl fühle, wie er mit uns zurechtkäme.

Dabei erzählte er von Kenwood Park, wie wunderschön es da sei und dass er da gerne wieder hin wollte. Er sprach von Louis, der mit ihm spielte, Niall, der ihn zum Eisessen verführte („Aber das darfst du nicht weitersagen!") und Harry, der mit ihm heimlich getanzt hätte. Ich war überrascht, denn vieles hatte ich nicht mitbekommen, allen voran die Tanzeinlage nicht. („Die sind alle wirklich lieb!")

Danach wurden Liam und ich zum Gespräch gebeten. Mrs Kowaski horchte uns aus, was wir machen würden, wenn Liam wieder auf Tour ging, wie wir uns das Leben mit einem Kind vorstellten. Ob wir Probleme hätten und wenn ja, welche.

Liam gab offen zu, dass er manchmal nicht wusste, was für Sebastian angemessen war und was nicht. Wie lange er aufbleiben durfte, oder welche Geschichten noch zu schwierig waren und das er sich Sorgen darüber machte, wie er es verhindern konnte, dass Sebastian nässte.

„In jedem Ratgeber steht etwas anderes und das verwirrt mich", gestand er. „Und einen passenden Kindergarten zu finden, das ist ein Kampf. Soll es ein katholischer sein, ein Montessori-Kindergarten – aber muss er dann nicht auch auf die entsprechende Schule? Gibt es da wirklich so einen gravierenden Unterschied zu einem ganz normalen Staatlichen? Und was ist mit einem privaten Kindergarten, ist die Vorbereitung auf die Schule dort besser? Ich meine, ich weiß nicht, ob Sebastian sich gerade richtig entwickelt, oder ob ich lieber einen Gang zurückschalten sollte, damit er nicht überfordert ist. Aber unterfordern möchte ich ihn auch nicht."

Mrs Kowaski, die mit uns im Wohnzimmer saß und sich die Lesebrille wieder auf die Nase schob, lächelte: „All diese Fragen habe ich mir auch gestellt, als meine Kinder so alt waren." Sie schrieb etwas auf ihren Block, dann fragte sie: „Was ist das für eine Baustelle neben der Terrasse?"

„Der Pool", erklärte ich. „Wir lassen ihn zuschütten. Keinem von uns ist es besonders geheuer ein Kind im Haus zu haben und zu wissen, dass es nicht schwimmen kann."

Allen voran, weil niemand von uns Sebastian in jeder Minute kontrollieren konnte. Nach einer Stunde schloss Mrs Kowaski ihre Unterlagen und sprach: „Ich bin wirklich positiv überrascht. Das einzige, was mir Sorgen macht, das sind Ihre Fans, Mr Payne. Medien sind kein guter Umgang für Kinder. Haben Sie darüber schon mit Sebastian gesprochen?"

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